Aham (09.06.2018) Dass Frauen und Männer mit Krankheiten unterschiedlich umgehen und deren Symptome anders wahrnehmen, verrät bereits der weithin bekannte Ausdruck des "Männerschnupfens", der das scheinbar stärkere Leiden der männlichen Bevölkerung an Erkältungen karikiert. Allerdings gibt es tatsächlich gesundheitliche Risiken, die Frauen eher betreffen als Männer.
Darum ging es auch auf dem Informationsabend mit Sektempfang im Stoi Café von Manuela Thalhammer in Aham. Unter dem Motto "Frauenherzen schlagen anders" referierten die Landshuter Abgeordnete Ruth Müller und ihre Kollegin Kathi Petersen aus dem Ausschuss für Gesundheit und Pflege des Bayerischen Landtags vor den zahlreich erschienenen Vertreterinnen der Frauenbund-Ortsgruppen des Landkreises.
Nach einer kurzen Vorstellung ihres Betriebs und ihren Erfahrungen aus ihrer Teilnahme an der achten Staffel der Landfrauenküche aus dem Bayerischen Fernsehen, in der sie mit ihrem Dessert, der fruchtigen Sommertorte, den ersten Preis gewonnen hatte, übergab Manuela Thalhammer das Wort an die beiden Politikerinnen. Zur Einleitung in das Thema ging Ruth Müller auf das unterschiedliche Gesundheitsbewusstsein von Frauen und Männern ein. Außerdem skizzierte sie die häufigsten, für die jeweiligen Geschlechter typischen, Krankheiten wie Nierenerkrankungen beim Mann oder Depressionen bei der Frau und auch spezifische Beschwerden, die im Laufe eines Frauenlebens in Schwangerschaft oder Menopause auftreten können.
Schnell jedoch kam die Landtagsabgeordnete auf den Schwerpunkt des Abends zu sprechen. Entgegen der weitläufigen Annahme sei die häufigste Todesursache bei Frauen nicht in etwa Brustkrebs, sondern Herz-Kreislauf Erkrankungen, und das obwohl fast achtzig Prozent der deutschen Frauen regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gingen. Die sich durch den jeweiligen Lebensstil ergebenden Risiken, an Herz-Kreislauf-Beschwerden zu erkranken, würden bei Frauen durch geschlechterspezifische Faktoren, wie der Einnahme der Pille noch verstärkt. "Besonders beim Herzinfarkt zeigt sich, dass Frauenherzen anders schmerzen", so Ruth Müller. Neben den allgemeinen Symptomen eines Infarkts, wie in den linken Arm ausstrahlende Schmerzen, träten nämlich die gemeinhin bekannten Anzeichen wie Beklemmungen in der Brust, kalter Schweiß oder Blässe hauptsächlich beim Mann auf. Bei Frauen äußere sich der Herzinfarkt unter anderem eher in Atemnot, Rückenschmerzen oder Schwindel. Dies habe zur Folge, dass bei der Frau wertvolle Zeit verstreiche, bis die entsprechende Behandlung erfolge. Tatsache sei auch, so Müller weiter, dass Frauen in der Öffentlichkeit seltener reanimiert würden als Männer - schlicht und einfach aus Unsicherheit oder Scham des Ersthelfers. Auch gingen Frauen aufgrund ihrer zahlreichen familiären Pflichten seltener in Reha als Männer, die vor allem eine schnelle Rückkehr ins Berufsleben anstreben.
Auffallend bei der Medikation von Frauen und Männer, sei auch, dass Frauen zwar tendenziell mehr Medikamente bekämen, Männer jedoch zielgerichteter therapiert würden, da die männliche Bevölkerung nach wie vor in Arzneimittelstudien überrepräsentiert sei, so Kathi Petersen, MdL. Zahlreiche Krankheiten und Medikationen müssten nach Mann und Frau differenziert angegangen werden, jedoch gäbe es in Deutschland bisher lediglich einen einzigen Lehrstuhl für Geschlechterforschung an der Charité in Berlin, bemängelt Petersen. Dies läge vor allem auch in der Unterrepräsentation von Frauen in medizinischen Führungspositionen begründet - ein Trend der sich in sämtlichen Bereichen der Arbeitswelt oder Forschung verfolgen lässt. Sowohl im Bereich der Pflege als auch bei den Ärzten findet man in den entscheidenden Positionen meist nur Männer. Deshalb stellt die BayernSPD-Landtagsfraktion konkrete Forderungen an die Regierung: "Geschlechtsspezifische Inhalte gehören zur Grundlage eines Medizinstudiums", so Kathi Petersen. "Es muss mehr Budget für frauenspezifische Forschung im Bereich der Arzneimitteltherapie geben und den Bedürfnissen des weiblichen Organismus angepasste Ansätze in der Prävention und bei Therapiemaßnahmen" sprachen sich die beiden Abgeordneten für eine gleichberechtigte medizinische Versorgung aus.