Dr. Hans-Helmut Gockel (r) freute sich über den Besuch der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft mit dem ärztlichen Beirat und Neurologen Dr. Christoph Garner und den Mitarbeiterinnen Susanne Hannig und Christa Hannig (v.l.) - Foto: LAKUMED Kliniken
Vilsbiburg – pm (30.09.2019) Bis auf den letzten Platz gefüllt war am Mittwoch der Vortragsraum des Krankenhauses Vilsbiburg anlässlich der Infoveranstaltung über Multiple Sklerose. Zahlreiche Betroffene, Angehörige und Interessierte folgten der Einladung der LAKUMED Kliniken und der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft DMSG zu den Vorträgen über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten der Krankheit.
Im ersten Vortrag referierte Dr. Christoph Garner, Neurologe und ärztlicher Beirat der DMSG, über die sogenannte „Ganzheitliche Medizin“. Darunter werden jene Behandlungsmethoden verstanden, die nicht der herkömmlichen Schulmedizin entsprechen. Dr. Garner ging dabei vorrangig auf die Homöopathie und deren Einsatz in der MS-Therapie ein. Anhand von Beispielen und eigenen Erfahrungen erläuterte er die typische Vorgehensweise in dieser Fachrichtung. „Homöopathen haben schon immer sehr genau beobachtet“, erklärte er. Abhängig von den auftretenden Symptomen eines Krankheitsbildes könne mithilfe der Homöopathie ein individuell auf den Patienten abgestimmtes homöopathisches Mittel empfohlen werden.
Anschließend sprach der Neurologe über weitere alternative Behandlungsmöglichkeiten in der MS-Therapie, beispielsweise Yoga: Hier wird Entspannung durch Meditation und verschiedene Körper- und Atemübungen erreicht.
Im zweiten Teil des Infoabends referierte Dr. Hans-Helmut Gockel, Chefarzt des interdisziplinären Zentrums für Schmerzmedizin mit Tagesklinik am Krankenhaus Vilsbiburg, über Cannabis in der MS-Therapie und berichtete über seine Erfahrungen aus der Schmerzbehandlung. „Es gibt weltweit keinen bekannten Todesfall durch Cannabis“, gab der Chefarzt bekannt. Dennoch sprach er sich deutlich gegen den „Freizeitkonsum“ der Droge aus. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, sei vom Cannabis-Konsum dringend abzuraten.
Nichtsdestotrotz sehe Dr. Gockel eindeutige Vorteile in der Droge, sofern die Einnahme lediglich dem medizinischen Zwecke diene. So werde in der Therapie seiner Patienten vor allem die muskelentspannende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung von Cannabis deutlich, die den Schmerzpatienten zugutekomme. „Den besten und auch nachhaltigsten Effekt erhalten Sie mit dem Cannabis-Extrakt, das wir auch in ausgewählten Fällen hier im interdisziplinären Zentrum für Schmerzmedizin am Krankenhaus Vilsbiburg verwenden“, erklärte Dr. Gockel. „Es gibt aus medizinischer Sicht aber keinen Grund, Cannabis in Form von Blüten zur Schmerzbehandlung zu verwenden.“