Über 100 Besucher informierten sich am Freitag im Klinikum. - Fotos: Klinikum Landshut
Landshut – pm (18.11.2019) Der plötzliche Herztod war das große Thema beim diesjährigen Herzabend am Klinikum Landshut. Über 100 Besucher informierten sich am Freitag in vier Vorträgen und bei zahlreichen Aktionsständen. Dabei ging es unter anderem um die Wiederbelebung – wie mache ich es richtig und was ist noch aktuell?
Über Risikofaktoren und Ursachen des plötzlichen Herztodes sprach im ersten Vortrag des Herzabends Chefarzt Prof. Dr. Stephan Holmer. In Deutschland gibt es 65.000 bis 200.000 Fälle pro Jahr. „Männer sind deutlich höher gefährdet als Frauen“, so Prof. Holmer. Die Mehrzahl der Betroffenen hat keine bekannte Herzkrankheit und mit steigendem Alter nimmt das Risiko für den plötzlichen Herztod zu. „Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist die häufigste zugrundeliegende Erkrankung, also die Verengung der Herzkranzgefäße“, so der Referent am Freitag. Auch Herzschwäche, Bluthochdruck und Durchblutungsstörung zählen zu den Risikofaktoren. Rauchen, hoher Blutdruck, Cholesterin und Diabetes begünstigen diese Krankheiten. Auch ein Kaliummangel führt zu einem erhöhten Risiko für den plötzlichen Herztod. Getrocknete Aprikosen und Bananen, Kartoffeln, Gemüse und Hülsenfrüchte unterstützen einen ausgeglichenen Kaliumhaushalt. „Die wichtigste Vorsorgemaßnahme ist, das Risiko für Gefäßkrankheiten zu minimieren“, so der Chefarzt der Medizinischen Klinik II für Kardiologie, Pneumologie, Elektrophysiologie und Intensivmedizin.
Um Gefahren und Behandlungsmöglichkeiten des plötzlichen Herztodes ging es im Vortrag von Priv.-Doz. Dr. Joachim Seegers, Leiter der Sektion Elektrophysiologie am Klinikum Landshut. Dabei beschäftigte sich der Referent u.a. mit der Herzschwäche. Sog. Extraschläge (auch Extrasystolen oder Herzstolpern genannt) können ein Auslöser für die Herzschwäche sein, die wiederum den plötzlichen Herztod auslösen kann. Um die Herzschwäche festzustellen, prüft der Kardiologe mittels Herzultraschall die Pumpkraft des Herzen. „Ist die Herzpumpkraft eingeschränkt, ist eine Behandlung bspw. mit Betablockern oder eine Katheterablation nötig“, so Dr. Seegers. Im zweiten Teil beschäftigte sich der Referent mit elektrischen Herzerkrankungen.
Beim Herzabend informierten (v.l.) Priv.-Doz. Dr. Julia Langgartner, Prof. Dr. Stephan Holmer, Priv.-Doz. Dr. Joachim Seegers und Dr. Frank Schütze.
Über Defibrillatoren und Herzschrittmacher informierte Oberarzt Dr. Frank Schütze. Er stellte die beiden Optionen gegenüber und erklärte, wann was angewandt wird. Gemeinsam haben Herzschrittmacher und Defibrillatoren, dass sie beide aus einem Mikrocomputer plus Batterie in einem Gehäuse bestehen, außerdem sind beide mit dem Herz verbundene Sonden. Ein Schrittmacher wird bei Herzstillstand und verlangsamtem Herzschlag eingesetzt. „Wichtig ist, problematische Medikation absetzen bzw. vermeidbare Ursachen zu beheben“, betonte Dr. Schütze.
„Haben Sie keine Angst davor, etwas falsch zu machen“: Das war die Botschaft von Priv.-Doz. Dr. Julia Langgartner, Oberärztin und Leiterin der internistischen Intensivstation, im letzten Vortrag des Herzabends. Sie erklärte, wie Wiederbelebung für Laien funktioniert – mit der Regel „Prüfen, Rufen, Drücken“. Reagiert der Betroffene auf Ansprache, Berührung oder Schmerzreiz? Hat er keine oder keine normale Atmung? Diese Fragen müssen beim ersten Schritt, dem Prüfen, beantwortet werden. Beim Rufen sollen andere Personen herbei gerufen und der Notruf 112 gewählt werden. Und wie geht nun das Drücken – die eigentliche Wiederbelebung – richtig? „Beide Hände liegen auf der Mitte des Brustbeins, die Arme sind gestreckt und liegen senkrecht über dem Brustkorb. Dann tief und schnell drücken, 100 mal pro Minute“, erklärte Dr. Langgartner. Den richtigen Rhythmus kann man mit Liedern wie „Stayin‘ Alive“ (Bee Gees), „Dancing Queen“ (ABBA) und „Like A Prayer“ (Madonna) finden. Diese haben ca. 100 Beats pro Minute – mit 100 Druckbewegungen pro Minute kann der beste Blutfluss erreicht werden kann. „Die Herzdruckmassage wird so lange fortgeführt, bis das Rettungsteam eintrifft“, so Langgartner. Beatmen soll der Laie nicht mehr. „Der Sauerstoffgehalt im Blut ist ausreichend, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken.“
Im Anschluss konnten sich die Besucher noch an zahlreichen Aktionsständen weiter zum plötzlichen Herztod informieren. Der Herzabend fand im Rahmen der bundesweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung statt.