Fünf Vorträge, fünf Referenten: vom Klinikum Landshut (oben v. l.) Sibyll Michaelsen, Wolfgang Sandtner und Dr. Ingo Bauerfeind sowie (unten v. l.) Renate Haidinger und Prof. Pia Wülfing. - Foto: Klinikum Landshut
Landshut - pm (29.11.2022) Welche Medikamente passen zu meiner Krebsform? Was tun bei Geschmacksstörungen? Welche vielfältigen Unterstützungsangebote gibt es digital, telefonisch und persönlich? Das waren nur einige Fragen, die beim Online-Brustkrebstag am Donnerstag beantwortet wurden. Ärzte und Experten informierten in fünf Vorträgen rund um die häufigste Krebserkrankung der Frau.
Ein ganz besonders Angebot stellte die Gynäkologin Prof. Dr. Pia Wülfing am Donnerstag vor: Sie entwickelte die App „PINK! Coach“, die Brustkrebs-Patienten bei gesunder Ernährung, mehr Bewegung und in mentaler Gesundheit unterstützt. Über 1000 Rezepte, Expertenbeiträge über Ernährungsmythen sowie Kraft-, Yoga- und Meditationsübungen stehen zur Verfügung. Die App ist eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA). Das bedeutet zum einen, dass ein medizinscher Nutzen nachgewiesen werden konnte: „15 Minuten pro Tag reichen für eine Verbesserung der Lebensqualität aus“, so Prof. Wülfing. Zum anderen kann jeder Arzt die „App auf Rezept“ verschreiben, die Kosten übernimmt die Krankenkasse.
Über ein häufiges Missverständnis klärte Wolfgang Sandtner, Sektionsleiter Palliativ Care am Klinikum Landshut, in seinem Vortrag auf: „Palliativmedizin heißt nicht nur Begleitung am Lebensende. Die Palliativmedizin beginnt bereits mit der Diagnose und betreut die Patientinnen über den gesamten Krankheitsverlauf.“ Am Klinikum beispielsweise berät und begleitet ein multiprofessionelles Team die Brustkrebs-Patientinnen. „Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt“, betonte Sandtner. So werden nicht nur Symptome oder Schmerzen betrachtet, sondern auch soziale, seelische oder religiöse Aspekte.
Geschmacksstörungen sind eine häufige Nebenwirkung einer Chemotherapie. Das hat Auswirkungen auf den Appetit und führt zu Abneigungen gegen einzelne Lebensmittel oder gar zu Gewichtsverlust. Sibyll Michaelsen, Breast Care Nurse am Klinikum, gab am Donnerstag viele hilfreiche Tipps, wie Patientinnen damit umgehen können: „Wer kein Fleisch mehr essen möchte, dem liefern z.B. Fisch, Eier oder Milchprodukte Eiweiß. Zitrusfrüchte und andere saure Lebensmittel wie Joghurt regen die Speichelproduktion an.“ Als Getränke empfiehlt die Fachpflegekraft Wasser mit Zitronensaft oder Pfefferminztee. Plastik- oder Holzbesteck helfen bei einem bitteren oder metallischen Geschmack im Mund.
Von einer kostenlosen ärztlichen Telefonsprechstunde über Yoga, Lach-Yoga oder Meditation bis hin zu vielfältigen Informationsangeboten: Der Verein Brustkrebs Deutschland e.V. hat sich der Unterstützung brustkrebs-erkrankter Frauen verschrieben. Die 1. Vorsitzende Renate Haidinger stellte bei der Online-Veranstaltung die Angebote vor, die sich genauso an Ärzte oder Familienangehörige richten. In Kooperation mit der Frauenklinik am Klinikum besteht seit Jahren das Beratungsangebot „Betroffene beraten Betroffene“, das jeden dritten Mittwoch im Monat angeboten wird. Ebenfalls jeden dritten Mittwoch trifft sich die Selbsthilfegruppe Brustkrebs (vor Ort in Landshut, jedoch derzeit online).
Neue Therapieformen, ein gezielterer Behandlungsplan und ein immer besseres Verständnis von Brustkrebs: „Die Chancen nach einer Brustkrebserkrankung wieder gesund zu werden, steigen immer weiter an“, betonte Dr. Ingo Bauerfeind, Chefarzt der Frauenklinik und zugleich Leiter des zertifizierten Brustkrebszentrums. Er stellte in seinem Vortrag die verschiedenen Formen des Mammakarzinoms dar – und abhängig davon, welche Therapien bzw. Medikamente am besten wirken. „Neue therapeutische Möglichkeiten bedeuten jedoch auch neue Nebenwirkungen, die zum Beispiel die Schilddrüse, Hormone oder die Nieren betreffen“, so der Gynäkologe. Der Vorteil neuer Therapieansätze überwiege jedoch klar die Nachteile.