Auf den ersten Blick hört sich die Erklärung von MdB Dr. Wolfgang Götzer (57) so an als habe er seine Entscheidung für den Verzicht auf eine erneute Kandidatur bei der Bundestagswahl 2013 mehr oder weniger allein oder lediglich mit seiner Gattin Doris und seinen beiden erwachsenen Kindern getroffen. Doch wer verzichtet, macht sich sicherlich sofort Gedanken, wer dann als neuer CSU-Kandidat für Berlin in Frage kommt. Und da kommt in erster Linie der CSU-Vorsitzende Helmut Radlmeier (46, Foto) in Frage.
Ja, er ist der absolute Favorit für die Götzer-Nachfolge, obwohl er auch als "Kronprinz" für die Rampf-Nachfolge gilt. Doch das hat noch bis 2016 Zeit.
Das Bundestagsmandat wird von jeher vom Landshuter CSU-Stadtverband besetzt. Der Landkreis hat mit Gertraud Goderbauer das Direktmandat für den Landtag. Die 56-jährige Ergoldingerin will 2013 sicherlich erneut kandidieren. Sie ist ja auch CSU-Kreisvorsitzende im Landkreis.
Der nächste Bundestagskandidat könnte freilich auch aus dem Landkreis Kelheim kommen, der mit der Stadt und dem Landkreis Landshut zusammen den Stimmkreis bildet. Doch im Kreis Kelheim ist schon der Europaabgeordnete Manfred Weber zu Hause. Er ist gleichzeitig Bezirksvorsitzender der CSU.
Also ist erneut Landshut Stadt bei Götzers Nachfolge am Zug. Die Qualifikation für diese Aufgabe hätte sicherlich z. B. Prof. Gabriele Godebauer-Marchner (51), die 2004 OB-Kandidatin werden wollte, aber damals parteiintern trotz einer sehr guten Präsentation nicht in die Stichwahl kam. Diese gewann bekanntlich Ludwig Zellner (57) hauchdünn gegen Hans Rampf. Danach ließ sich Rampf von den neu gegründeten Bürgern für Landshut als OB-Kandidat aufstellen. Potentielle Götzer-Nachfolger sind auch Prof. Dr. Thomas Küffner (41) oder der Fraktionsgeschäftsführer Helge Teuscher (43). Doch sie sind nur in Landshut bekannt, nicht jedoch im Landkreis und im Nachbarkreis Kelheim. Gabi Sultanov (48) wäre auch eine attraktive Bundestagskandidatin. Sie hat schon einmal einen Landtagswahlkampf mit beachtlichen Ergebnissen bestritten.
Der amtierende JU-Vorsitzende Thomas Haslinger (26) ist als Wahlkämpfer noch zu unerfahren. Er muß sich erst bei der Stadtratswahl 2014 als Spitzenkandidat der Jungen Liste beweisen.
Also läuft Götzers Nachfolge wohl zwangsläufig auf den aktuellen Landshuter CSU-Vorsitzenden, Stadtrat Helmut Radlmeier (46), zu. Er hat von Götzer auch bereits den Parteivorsitz übernommen. In dieser Funktion ist er mittlerweile unbestritten. Außerdem ist er Vorsitzender des CSU-Arbeitskreises Kultur und Hochschule, dem auch zahlreiche Mitglieder aus dem Landkreis angehören. Radlmeier ist Bankkaufmann und in den Vorstandsgremien mehrerer Vereine engagiert. "Keine Feier ohne Radlmeier" ist ein geflügeltes Wort. Er gilt als der fleißigste Händeschüttler. Eng befreundet ist der Fußball-Fan sowohl mit OB Hans Rampf als auch mit Wolfgang Götzer.
Radlmeier wird also aller Wahrscheinlichkeit nach 2013 der CSU-Bewerber um das Direktmandat zum Deutschen Bundestag sein. Seine Gegner sind dann wohl MdB Dr. Thomas Gambke (Die Grünen), Harald Unfried (SPD), Prof. Dr. Christoph Zeitler (FDP) und MdB Kornelia Möller (Die Linken). Dazu kommen noch Kandidaten der Freien Wähler und sicherlich auch der Piraten, die bei bundesweiten Umfragen schon 12 Prozent erzielen.
Als Bundestagsabgeordneter und CSU-Vorsitzender wäre Radlmeier im Frühjahr auch 2014 der natürliche Listenführer der 44 CSU-Stadtratskandidaten. 2016 folgt schließlich die OB-Wahl. Radlmeier könnte dann auch noch Hans Rampf, der aus Altersgründen nicht mehr für eine dritte Amtsperiode kandidieren darf, von der Position eines Abgeordneten heraus beerben, sofern er dann überhaupt noch Lust verspürt, vom Berliner Bundestags-Olymp in das Landhuter Rathaus herabzusteigen. Welch ein Zufall, im Herbst 2017 ist dann auch schon wieder Bundestagswahl.