Heinz Oliver Karbus (rechts) liest Werke des weltbekannten Kurt Tucholsky. Musikalisch umrahmt wird die Lesung von Martin Kubetz.
Landshut – pm (01.12.2019) Zum letzten Mal in diesem Jahr lädt die Stadtbücherei am Sonntag, 8. Dezember, zu „Mitten ins Herz“ ein. Heinz Oliver Karbus, Martin Kubetz und die Mitarbeiter der Stadtbücherei freuen sich darauf, auch bei der letzten musikalisch-poetischen Lesung wieder viele begeisterte Zuhörer zu begrüßen.
Die Matinee zum Werk des weltbekannten Kurt Tucholsky findet um 11 Uhr im Lesecafé der Stadtbücherei im Salzstadel statt. Karten für 7 Euro sind ab sofort in der Stadtbücherei im Salzstadel erhältlich oder zu reservieren unter Telefon 0871 22878.
Zum Ausklang des Jahres steht einer der meistgelesenen Schriftsteller der Weimarer Republik auf dem Programm: Kurt Tucholsky. Unter den Pseudonymen Ignaz Wrobel, Peter Panter, Kaspar Hauser und unter seinem eigenen Namen publizierte er zahlreiche Werke verschiedenster Gattungen. Er war ein politisch engagierter Journalist, der Mitherausgeber der Wochenzeitschrift Die Weltbühne, ein Gesellschaftskritiker in der Tradition Heinrich Heines. Zugleich machte er sich einen Namen als Lyriker, Satiriker, Kritiker und Romanautor.
Heinz Oliver Karbus liest aus dem vielseitigen Werk Tucholskys, der sich als Demokrat, Pazifist und Antimilitarist verstand und der ein unermüdlicher Warner war vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus. Martin Kubetz nimmt mit seiner Musik die Stimmung der literarischen Texte auf und schafft so den passenden Rahmen für die Lesung.
Kurt Tucholsky wurde am 9. Januar 1890 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Berlin geboren. Nach der Schulzeit, ab 1909, absolvierte er ein Jurastudium in Berlin und Genf. Schon während des Studiums veröffentlichte er etliche Artikel in verschiedenen Zeitschriften. 1912 erschien auch ein Kurzroman Rheinsberg – ein Bilderbuch für Verliebte. 1915 schloss er sein Jurastudium mit der Promotion ab. Im selben Jahr wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und an die Ostfront nach Polen geschickt. Im Herbst 1918 kehrte er als überzeugter Antimilitarist und Pazifist aus dem Krieg zurück und beließ es in den Folgejahren nicht nur bei seiner publizistischen Tätigkeit, sondern betätigte sich auch direkt politisch. 1920 heiratete er Else Weil. Ein Jahr später erkrankte er an einer schweren Depression, er soll einen Selbstmordversuch unternommen haben.
1924 ließ sich Tucholsky von seiner ersten Frau scheiden und heiratete Mary Gerold, von der er sich wiederum 1929 trennte. Er hatte im Jahr zuvor Lisa Matthias kennengelernt und mit ihr Schweden bereist. Die Reise inspirierte ihn zu seinem Roman "Schloss Gripsholm" (1931). Zum Ende der 20er Jahre wurden die Nationalsozialisten immer stärker und Tucholsky erkannte die bedrohliche Lage und seine düsteren Zukunftsaussichten. Er zog 1929 nach Schweden. 1933, im Jahr der Machtergreifung Hitlers, wurden am 10. Mai auch seine Bücher verbrannt und ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Tucholsky schrieb immer weniger, er begann zu resignieren. In einem seiner letzten Briefe an Freunde bezeichnete er sich selbst als „aufgehörten Deutschen und aufgehörten Dichter“. Vom Herbst 1935 an war er in ständiger ärztliche Behandlung.
Am 20. Dezember 1935 fiel er nach Einnahme einer Überdosis Schlaftabletten ins Koma und wachte daraus nicht mehr auf. Der Dichter selbst hatte sich bereits 1923 einen Grabspruch ausgesucht: „Hier ruht ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauze – Gute Nacht-!“
Tucholskys Werk aber hat die Jahre überdauert und trifft so wieder „mitten ins Herz“. Am 19. Januar wird die im Oktober entfallene „Mitten ins Herz“-Matinee zu Ernst Jandl nachgeholt. Alle weiteren Termine für 2020 stehen bereits fest und können online im Veranstaltungskalender der Stadtbücherei unter www.landshut.de/stadtbuecherei eingesehen werden.