Landshut - pm (28.09.2019) Am Sonntag, 19. Januar, startet um 11 Uhr im Lesecafé der Stadtbücherei im Salzstadel die literarisch-musikalische Reihe „Mitten ins Herz“ mit dem österreichischen Dichter, Schriftsteller und Übersetzer Ernst Jandl ins neue Jahr. Seine experimentelle Lyrik und teils sehr speziell-humoristische Sprachkunst lädt geradezu zum Vorlesen ein. Der Schauspieler und Regisseur Heinz Oliver Karbus (re.i.B.) ist selbst Österreicher.
Wer Karbus kennt, ahnt, dass er die Lesung der Gedichte seines berühmten Landsmannes zu einem besonderen Erlebnis und zu einem großen Vergnügen für die Zuhörer machen wird. Die passende Musik dazu kommt wie immer von Martin Kubetz (li.i.B.).
Ernst Jandl wurde am 1. August 1925 in Wien geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums wurde er zum Militärdienst einberufen und erlebte die Schrecken des Zweiten Weltkriegs hautnah mit. Diese Erfahrungen verfolgten ihn sein Leben lang. Gegen Ende des Krieges geriet er in amerikanische Gefangenschaft und wurde nach England gebracht, wo man ihn bald als Dolmetscher einsetzte. Nach seiner Freilassung studierte er in Wien Germanistik und Anglistik. Während des Studiums heiratete er seine Kommilitonin Roswitha Birti. Seine Lehramtsprüfung legte er 1949 ab. Ein Jahr später folgte die Promotion. Danach war er bis 1979 als Lehrer an Gymnasien tätig.
"Kulturelle Provakation sondergleichen"
Schon seit der Kindheit war sich Ernst Jandl sicher, dass er Schriftsteller werden wollte. Unter dem Einfluss der konkreten Poesie und des Dadaismus wandte er sich der experimentellen Dichtung zu. 1952 veröffentlichte er erstmals Gedichte in der Zeitschrift „Neue Wege“. Seine Lyrik wurde zu der Zeit nicht gerade begeistert aufgenommen, vielmehr wurde sie als „kulturelle Provokation sondergleichen“ empfunden und er selbst, der noch dazu als Deutschlehrer arbeitete, wurde als „Verderber der Jugend“ geschmäht. Zunächst lehnten auch etliche Verlage (unter anderem Suhrkamp und Luchterhand) es ab, seine Werke herauszugeben. Ab 1954 war er eng mit Friederike Mayröcker befreundet, seiner späteren Lebensgefährtin, mit der er auch einige Hörspiele gemeinsam schrieb.
Ernst Jandl wurde Kult, füllte große Säle
In den 60er Jahren bekam Jandls schriftstellerische Karriere durch öffentliches Vortragen seiner Gedichte neue Impulse. Er erfuhr nach sehr zögerlichem Beginn allmählich wachsende Anerkennung. Anfang der 70er Jahre wurden seine Lesungen, oft mit Musik, immer populärer. Jandl wurde Kult und füllte ganze Säle, unter anderem las er in der Londoner Royal Albert Hall vor 4000 Zuschauern. Sowohl Luchterhand wie auch der Wagenbach Verlag veröffentlichten jetzt zahlreiche Bücher und Schallplatten.
Gegen Ende des Jahrzehnts erreichte den Dichter schließlich eine Welle von öffentlichen Ehrungen und Preisen (unter anderem der Georg-Trakl-Preis, der große österreichische Staatspreis, der Georg-Büchner-Preis, der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor, der Kleist-Preis und viele andere). Und wer hätte das 20 Jahre früher gedacht – einige seiner frühen Gedichte schafften sogar den Sprung in die Lesebücher, sie gaben Anregung zum kreativen Umgang mit Sprache, luden ein zum Nachahmen, Verändern und eigenem Gestalten. Die Schüler sollten „jandln“, so der Begriff, der sich für Sprachspiele nach Vorbild des Dichters verbreitete.
Am 9. Juni 2000 starb Ernst Jandl an Herzversagen. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt.
Karten für 7 Euro sind in der Stadtbücherei im Salzstadel erhältlich oder vorzubestellen unter Telefon 0871-22878. Um telefonische Anmeldung oder sich die Karten im Vorverkauf zu besorgen, wird zu diesem Termin dringend gebeten