Landshut - pm (19.01.2022) Am Sonntag, 30. Januar, lädt die Stadtbücherei wieder in den Veranstaltungssaal im Salzstadel ein, um Heinz Oliver Karbus (Foto) und Martin Kubetz um 11 Uhr zu lauschen, wenn sie den deutschen Zeitgenossen Reiner Kunze vorstellen. Eine Anmeldung über die Stadtbücherei unter Telefon 0871-22877 ist erforderlich. - Reiner Kunze, geboren 1933 im Erzgebirge, studierte Philosophie und Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Zunächst orientierte er sich schriftstellerisch am sozialistischen Realismus, später distanzierte sich aber von den Vorstellungen der SED.
Seine ersten Gedichte veröffentlichte er 1953, woraufhin ein erster Lyrikband „Vögel über dem Tau“ erschien. 1961 lernte er die aus einem deutsch-tschechischen Elternhaus stammende Ärztin Elisabeth Littnerová kennen, die er heiratete und in die DDR holte. Kunze arbeitete in dieser Zeit als freier Schriftsteller. Über seine Frau und bei längeren Aufenthalten in der Tschechoslowakei freundete er sich mit tschechischen Künstlern an und übersetzte Werke von über 60 tschechischen und slowakischen Dichtern.
1968 trat Kunze aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Warschauer Pakt-Truppen aus der SED aus. Als Folge davon legte die Staatssicherheit eine Akte unter dem Decknamen „Lyrik“ über ihn an, die bis zum Ende der DDR auf viele tausend Seiten anwuchs.
Sein Prosaband „Die wunderbaren Jahre“ wurde 1976 in der Bundesrepublik veröffentlicht. Darin kritisierte er das DDR-System scharf.
In der Folge wurde Reiner Kunze 1976 aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen, was einem Berufsverbot gleichkam. 1977 stellte Kunze wegen einer drohenden mehrjährigen Haftstrafe für sich und seine Frau einen Antrag auf Ausbürgerung aus der DDR, der genehmigt wurde, und Kunze so übersiedelte.
1990 erhielt Kunze als einer der ersten Betroffenen Einblick in seine Stasi-Akten. Auszüge aus den Dokumenten, die zwölf Akten mit insgesamt rund 3.500 Blatt umfassten, veröffentlichte er in der Dokumentation „Deckname Lyrik“.
Reiner Kunze erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein schriftstellerisches Schaffen. Heute tritt er öffentlich gegen die sogenannte geschlechtergerechte Sprache auf, die er mit einer Wortneuschöpfung „Sprachgenderismus“ nennt. Kunze lebt zurückgezogen mit seiner Ehefrau bei Passau.
Eine Auswahl seiner Geschichten bringt Heinz Oliver Karbus bei der musikalisch-poetischen Matinee „Mitten ins Herz“ zu Gehör. Martin Kubetz ergänzt Karbus‘ Vortrag mit seiner Musik zu einem exzellenten Hörerlebnis.
Eine Anmeldung zur poetisch-musikalischen Matinee ist erforderlich: über die Stadtbücherei unter Telefon 0871-22877. Der Eintritt erfolgt nach 2G-Plus-Nachweis (Auffrischimpfung oder zusätzlicher Genesenen-Nachweis ersetzen den Test) bei einem Eintritt von 9 Euro. Die Podcasts früherer Lesungen sind auch weiterhin online verfügbar und über die Internetseite der Stadtbücherei unter www.landshut.de/stadtbuecherei unter „Veranstaltungen“ – „Mitten ins Herz“ zu finden.
Zum Bild: Jetzt anmelden für „Mitten ins Herz“: Heinz Oliver Karbus (im Bild) ist am 30. Januar um 11 Uhr wieder mit Martin Kubetz im Veranstaltungssaal im Salzstadel zu sehen. Im Mittelpunkt der Matinee stehen lyrische Werke von Reiner Kunze. Foto: SlimProductions
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