In die Knie gesunken, die Hände vor das Gesicht gelegt, schmerzerfüllt und doch nicht gebrochen. So zeigt uns der Bildhauer Fritz Koenig die alttestamentarische Figur des Hiobs. Mit ihr ist eine Geschichte, eine biblische Erzählung verbunden: Im Buch Hiob heißt es, dass Hiob ein Mann war, dem es an nichts fehlte. Gott stellte ihn auf die Probe und nahm ihm alles bis hin zu seiner Gesundheit. Hiob leidet, aber er bleibt standhaft, er bleibt gläubig und wird dafür von Gott belohnt, der ihm alles Genommene zurückgibt.
Nicht alle Kunstwerke Fritz Koenigs erzählen eine so konkrete Geschichte und doch hat jedes Werk seine eigene Vita, schon beginnend mit seiner Entstehungsgeschichte. Die Kunst Fritz Koenigs lässt in ihrer Ambivalenz zwischen reduzierter Form und hoher emotionaler Aussagekraft Freiräume für die Fantasie. Der Betrachter selbst kann der Skulptur oder der Zeichnung eine Geschichte einschreiben: Was sehen wir in dem Kunstwerk? Was fühlen wir dabei? Kunst erzählt. Dabei gibt es nicht die eine Geschichte, sondern unzählig viele – So viele, wie Betrachter!
Kunst hören, sehen, verstehen, mit allen Sinnen wahrnehmen, das verspricht die literarische Führung durch das Skulpturenmuseum im Hofberg am Sonntag, 4. Mai, um 17 Uhr (Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro).
Marita A. Panzer, Ingrid Kellner, Gernot Häublein und Florian Sendtner vom Verband deutscher Schriftsteller Gruppe Ostbayern (VS Ostbayern) haben sich mit den Kunstwerken im Skulpturenmuseum auseinandergesetzt und sich von einzelnen Kunstwerken zu Kurztexten inspirieren lassen. Die Autorinnen und Autoren haben sich je zwei Kunstwerke ausgewählt und laden die Besucher ein, an ihren Reflexionen sowie Assoziationen, die die Kunstobjekte bei ihnen ausgelöst haben, teilzunehmen. Sprachliche und visuelle Kunst gehen auf diese Weise eine Symbiose ein und lassen die Sinne in ganz unterschiedlichen Sphären wandeln.