Ein Großaufgebot an Einsatzkräften und Darstellern verwandelte kürzlich das Maristen-Gymnasium Furth anlässlich einer Katastrophenschutz-Übung in eine Notfallstation für einen kerntechnischen Unfall am Kernkraftwerk Isar II.
Im Übungsszenario wurde angenommen, dass durch die beim Unfall freigesetzte Radioaktivität Bewohner der Gemeinden Niederaichbach und Wörth an der Isar verstrahlt wurden.
Im Rahmen der Übung galt es, den Grad der Verstrahlung festzustellen, wenn nötig Erste Hilfe zu leisten und die betroffenen Personen zu dekontaminieren und die weitere medizinische Versorgung in die Wege zu leiten. An der Übung nahmen die ABC-Einsatzeinheit der Stadt Landshut sowie ihre Schwesterneinheiten von der Stadt Straubing und die Dekontaminations-Gruppe aus Bad Abbach im Landkreis Kelheim teil. Der Sanitätsdienst wurde vom BRK Landshut verrichtet und für die Betreuung war der Malteser Hilfsdienst Velden verantwortlich. Die Freiwillige Feuerwehr Furth übernahm die Verkehrsregelung und die rund 80 Darsteller kamen vom Malteser Hilfsdienst Niederaichbach und Velden, von den Feuerwehren der Verwaltungsgemeinschaft Furth und von der BRK-Jugend Landshut.
Die realistische Darstellung der Verletzungen durch spezielle Schminke übernahmen speziell geschulte Kräfte des BRK Postau. Die Übung stand unter der Leitung und Organisation des Sachgebiets Katastrophenschutz am Landratsamt Landshut und wurde von der Regierung von Niederbayern begleitet. Notfallstationen sind in Bayern Einrichtungen für den Katastrophenschutz in der Umgebung kerntechnischer Anlagen. Ihre Hauptaufgaben sind die Feststellung von radioaktiven Kontaminationen an Personen, die Beseitigung dieser Kontaminationen und die Abschätzung der bereits erlittenen Strahlenbelastung der betroffenen Menschen. Zusätzlich werden in der Notfallstation auch die Erste-Hilfe-Maßnahmen durchgeführt, um somit die Rettungskette zwischen der am Ort des Geschehens möglicherweise nötigen Soforthilfe und der abschließenden Behandlung im Krankenhaus zu schließen.
Je nach Windrichtung werden die Notfallstationen außerhalb des verstrahlten Gebiets an geeigneten Standorten eingerichtet. Dies sind Sporthallen, Hallenbäder oder Schulen mit entsprechenden Kapazitäten an Duscheinrichtungen und Räumen. Bei der Übung ging es in erster Linie darum, die Abläufe in einer Notfallstation vor Ort am Maristen-Gymnasium Furth unter möglichst realistischen Bedingungen zu erproben.
Personen, bei denen ein Anfangsverdacht auf eine mögliche Strahlenbelastung besteht, werden zur Notfallstation gebracht und dort zunächst bei Verletzungen in einer Erste-Hilfe-Station versorgt. Die wichtigste Aufgabe der Notfallstation ist jedoch, eine mögliche Kontamination festzustellen und wenn nötig zu beseitigen. Dies geschieht zunächst durch Strahlenmessungen in mehreren Schritten. Sollte sich bei den Messungen eine Strahlenbelastung herausstellen, werden die betroffenen Personen mit einem speziellen Mittel und bei einer festgelegten Wassertemperatur zum Duschen geschickt. Anschließend wird durch eine weitere Messung geprüft, ob die Kontamination beseitigt werden konnte.
Ein Strahlenarzt entscheidet dann über die weitere Behandlung und die Betroffenen werden bei Bedarf in Krankenhäuser oder zu ambulanten Behandlungen gebracht. Landrat Peter Dreier und Sachgebietsleiter Alfons Völk vom Sachgebiet Öffentliche Sicherheit und Ordnung an der Regierung von Niederbayern dankten allen Teilnehmern für ihren Einsatz bei dieser Übung. Auch wenn der Ernstfall hoffentlich nie eintrete, so müsse man sich gerade in unmittelbarer Nähe zu Kernkraftwerken immer wieder intensiv mit den nötigen Maßnahmen bei Strahlenunfällen beschäftigen, waren sich Dreier und Völk einig. Die Übung habe gezeigt, dass das Maristen-Gymnasium in Furth eine geeignete Infrastruktur und Ausstattung für die Einrichtung einer Notfallstation bietet.
Im Bild oben: Ein Betroffener wird von Fachkräften der ABC-Einsatzeinheit der Stadt Landshut auf eine mögliche Strahlenbelastung untersucht.