Wenn nichts mehr geht, macht die Bundeswehr den Weg frei – ihre Pioniere, indem sie zum Beispiel Schwimmbrücken bauen, oder ihre Piloten mit Hubschraubern und Flugzeugen: Zum Glück sind solche Szenarien selten, aber damit in Katastrophenfällen die Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Stellen und Organisationen so gut wie möglich abläuft, sind regelmäßige Übungen das A und O. Im Rahmen einer dreitägigen Übung haben die Führungskräfte der Kreisverbindungskommandos (KVK) Landkreis Landshut und Stadt Landshut Landrat Peter Dreier Aufgaben, Möglichkeiten und Organisation der KVK detailliert vorstellten.
Oberstarzt Dr. Christian Gamel, Oberstleutnant Stefan Wiesend und Oberstleutnant Norbert Pflug erläuterten im Ergoldinger Feuerwehrhaus Landrat Dreier sowie weiteren Kommunalpolitikern – darunter Ergoldings Bürgermeister Andreas Strauß und 2. Bürgermeister Bernhard Pritscher – die, so der Überbegriff, zivil-militärische Zusammenarbeit. Die Aufgaben waren den Kommunalpolitikern natürlich aus ihrer Arbeit bekannt, aber gerade für Landrat Dreier war dieses Treffen doch auch ein Debüt:
Erstmals traf er die vielseitig engagierten Bundeswehr-Reservisten in seiner Eigenschaft als Landrat – und damit als derjenige, der bei Unglücksfällen und Naturkatastrophen die Leitung von Hilfseinsätzen innehat und gegebenenfalls den Katastrophenfall ausruft. Im vergangenen Jahr ist es bekanntlich dazu gekommen: Angesichts der Flutkatastrophe Anfang Juni 2013 wurde der Katastrophen-Alarm ausgelöst. Und seinerzeit waren aus Oberbayern Bundeswehr-Soldaten durch das KVK für den Landkreis Landshut angefordert worden und bereits im Anmarsch, woran bei dem Treffen im Ergoldinger FFW-Haus mehrfach erinnert wurde.
Weil die Wassermassen der Isar bei Bruckberg aber nicht die Lücken in die Deiche reißen und wüten konnten wie bei Fischerdorf und in Passau, wurden die Pioniere nach Regensburg weitergeleitet, legte Obsterstleutnant Wiesend dar. Dank an Ernst Eisele im Namen aller KVK-LeuteDie Vertreter der Bundeswehr nutzten diesen Antrittstermin beim Landrat auch dazu, einem langjährigen Weggefährten auf Seiten der Landkreisverwaltung einen besonderen Dank abzustatten:
Über viele Jahre war Ernst Eisele als „zentraler Katastrophenschützer" im Landratsamt Landshut auch für die KVK der erste Ansprechpartner – und zwar ein Partner, wie man ihn sich nur wünschen könne, unterstrichen die Oberstleutnante Wiesend und Pflug, die Eisele im Namen aller KVK-Führungsleute dankten. Mit Sascha Hofstetter, dem neuen Leiter des Sachgebiets Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt Landshut, hat Eisele einen ebenfalls hoch engagierten Nachfolger erhalten, wie Landrat Dreier ausführte.
Der Landrat machte gegenüber den KVK-Führungsleuten im Übrigen deutlich, dass er als Landrat schon ein Stück weit beruhigt sei, wenn er sehe, dass so kompetente und erfahrene Leute auf Seiten der Bundeswehr-Reservisten im Hintergrund tätig sind – und welche Mittel ihnen in Katastrophen- und Unglücksfällen zu Gebote stehen. Sicherheitsnetz: Übers ganze Land gespannt„Die Bundeswehr ist aufgrund ihres Organisationsgrades, ihrer Ausrüstung und Ausbildung zur Hilfeleistung besonders geeignet", legte Oberstleutnant Wiesend in seinem Vortrag dar. Wie aus seinen Ausführungen hervorging, verstehen sich die Streitkräfte dabei gewissermaßen als Nothelfer für die Fälle, bei denen schon andere Stricke gerissen sind, also die Mittel und Kräfte der Hilfsorganisationen von FFW über THW bis zu den Rettungsdiensten BRK und MHD nicht mehr ausreichen. Stichwort: Subsidiaritätsprinzip.
An der Nahtstelle zwischen Militär und den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie Polizei, Zoll und die erwähnten Hilfsorganisationen, treten die Kreisverbindungskommandos in Aktion. Die KVK bilden ein Sicherheits-Netz, das die ganze Republik überzieht, von Flensburg bis Garmisch. Die Kommandos sind jeweils deckungsgleich mit den Gebietskörperschaften, im Freistaat Bayern also mit den 71 Landkreisen sowie 25 kreisfreien Städten. Darüber hinaus gibt es, über das ganze Land verteilt, Schwerpunktpunkt-Einrichtungen, in denen Spezialisten tätig sind und zum Beispiel spezielle Ausrüstungen für unterschiedliche Ernstfälle vorgehalten werden.
Auch Niederbayern hat so eine zentrale Einrichtung, wie Oberstarzt Dr. Christian Gamel erläuterte: In der Gäuboden-Kaserne in der Gemeinde Feldkirchen bei Straubing befindet sich ein Sanitätszentrum (mit Sanitätslehrregiment) der Bundeswehr. Sanitätszentrum in der Gäuboden-KaserneAlle Bundeswehreinsätze werden von Sanitätseinheiten begleitet. Auch auf Seiten der KVK in der Region Landshut sind stets ein Militärarzt und ein Sanitätsfeldwebel die Ansprechpartner für die zivil-militärischen Zusammenarbeit.
In Feldkirchen sind den Worten von Dr. Gamel ein Großteil der Fahrzeuge und der Ausrüstung konzentriert, die die Bundeswehr in die Lage versetzen, die Herausforderungen an den Sanitätsdienst zu bewältigen, von der Umrüstung von Fahrzeugen in Notarzt-Stationen bis zu Krankentransporten in geländegängigen Unimogs. Wie Oberstleutnant Wiesend darlegte, ist auch bei der aktuellen Übung – einer von vier pro Jahr – die „Unterstützung des zivilen Umfeldes" geprobt worden, wie das im Bundeswehr-Jargon heißt. Dazu gehört nach seinen Darlegungen besonders auch die Analyse von gefahrgeneigten Betrieben in der Region, für die das einzelne KVK zuständig ist. Aber auch markante Straßenverbindungen wie der Hofberg-Tunnel zählen zum Beispiel zu der breiten Palette von Einrichtungen und Anlagen, über die sich KVK-Führungskräfte ins Bild setzen bei solchen Übungen.
Der große Vorteil der KVK ist – neben der militärischen Ausbildung, die bei Übungen regelmäßig aufgefrischt wird – die Verwurzelung und damit die Ortskenntnis der Reservisten in der jeweiligen Gegend. Dieser Vorteil wird natürlich noch erheblich erhöht, wenn die KVK-Führungsleute möglichst gut über die Gefahrenpotentiale in ihren Regionen informiert sind: Wenn dann tatsächlich eine Fabrik oder eine Halde mit Abfall brennt, sind gute Informationen die beste Grundlage dafür, dass auch rasch die richtigen Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Im BILD oben: Landrat Peter Dreier im Kreis der Führungsmannschaft der Kreisverbindungskommandos Landkreis Landshut und Stadt Landshut. Mit dabei auch Ernst Eisele, der langjährige Leiter des Sachgebiets Brand- und Katastrophenschutz (3. von links), und sein Nachfolger Sascha Hofstetter (5. von links).