Der Rottenburger Landtagsabgeordnete Hubert Aiwanger, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, erörterte mit dem Leiter des Maximilian-von-Montgelas-Gymnasiums (MMG) Vilsbiburg, Oberstudiendirektor Josef Kraus, die aktuelle Situation des G8. Der erfahrene Schulleiter fordert unmißverständlich, in den Kernfächern wie Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen die Zahl der Pflichtstunden zu erhöhen.
Beim Informationsaustausch ging es dem Abgeordneten nicht nur um bayerische Bildungspolitik, sondern auch um Entwicklungen außerhalb des Freistaats. Hier konnte Josef Kraus gerade aufgrund seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) die vielfältige Bildungssituation detailliert darlegen.
Schulleiter Josef Kraus zu Vorurteilen über das G8
Großes Thema war die aktuelle Situation des bayerischen Gymnasiums. Aiwanger und Kraus zeigten sich nicht glücklich mit dem G8 in seiner jetzigen Form. Hier gebe es noch zu viele offene Fragen, zum Beispiel beim geplanten Flexibilisierungsjahr. Kraus erklärte: „Wir wissen noch nicht, wie das laufen soll. Die Gymnasien hängen hier in der Luft." Zugleich räumte Kraus mit einem Vorurteil auf: „Das Gerede um den angeblichen Stress im G8 hat sich verselbständigt. Faktum aber ist: Die Durchfallquoten wurden gesenkt, die Abiturdurchschnitte haben sich verbessert, zugleich wurde das Stunden-Soll abgesenkt. Hier haben wir auch in Bayern nur noch bundesweites Minimalniveau."
MdL Hubert Aiwanger stellte klar: „Es gibt - realistisch betrachtet - kein Zurück mehr zum G9. Also müssen wir nun das Beste aus dem G8 machen." Die Forderung des Schulleiters dazu: „Das Stunden-Soll muss aufgestockt werden. Vor allem in den Kernfächern müssen die Pflichtstunden erhöht werden. Nur drei Wochenstunden Deutsch, Mathematik und in Fremdsprachen in manchen Jahrgangsstufen sind einfach nicht genug."
"Eltern mehr in die Pflicht nehmen!"
Kraus verwahrte sich auch gegen die Illusion, mit so genannten modernen Unterrichtsmethoden könne das Niveau gehalten oder gar gehoben werden. Kraus wörtlich: „Es muss Schluss sein mit der dümmlichen Kampfvokabel vom angeblich überholten Frontalunterricht. Wir brauchen im Unterricht eine eindeutige Lehrerzentrierung bei hoher Schüleraktivierung. Gerade schwächeren Schülern kann auf diese Weise am meisten vermittelt werden." Darüber hinaus, so Kraus, gehe es nicht nur um Unterrichtsqualität, sondern auch um Unterrichtsquantität. Es müsse endlich sichergestellt werden, dass der Unterricht komplett nach Plan stattfinde. Kraus: „Das geht nur mit einer 105-prozentigen Stundenabdeckung und mit Lehrerreserven im Haus."
Grundsätzlich müssten bei der Bildung nach Überzeugung von Kraus und Aiwanger die Eltern mehr in die Pflicht genommen werden: In den ersten zehn Lebensjahren würden die Alltags- und Lerngewohnheiten der Kinder geprägt. „Danach kann in der Schule nur noch nachgesteuert werden. Die Eltern sind deshalb gefordert, ihrem Kind die richtigen Verhaltensmuster vorzuleben", so der Schulleiter und der Landtagsabgeordnete übereinstimmend.
Neues Ergoldinger Gymnasium nur Konkurrenz für Landshuter Schulen
Kraus gab Aiwanger zudem einen Überblick über das Vilsbiburger Montelas-Gymnasium: „Unsere rund 900 Schüler kommen aus vier verschiedenen Landkreisen. Das Einzugsgebiet erstreckt sich von Vilsheim im Landkreis Landshut über den nördlichen Teil des Landkreises Mühldorf und das westliche Rottal bis Frontenhausen im Landkreis Dingolfing." Laut Kraus werde das Gymnasium Vilsbiburg auch künftig stabile Schülerzahlen haben. Das neue Landkreisgymnasium in Ergolding beeinflusse die Schülerzahlen in Vilsburg nicht, es setze vielmehr eine Konkurrenz der Gymnasien in der Stadt Landshut und im unmittelbaren Umfeld in Gang.
Die Neuerungen und Besonderheiten an seinem Gymnasium zeigte Kraus bei einem Rundgang auf. Aktuell befinde sich das Gymnasium Vilsbiburg in einer Erweiterungsphase: in Leichtbauweise würden derzeit neue Unterrichtsräume auf bestehende aufgestockt. „Auch das Lehrerzimmer wird gerade erweitert. Ab Mitte Januar können wir das erweiterte Lehrerzimmer und den vergrößerten Silentiumraum für die Lehrer nutzen", erklärte Kraus. Begeistert zeigte sich Aiwanger von der 2006 fertiggestellten Schulmensa. Aiwanger: „Mir gefällt neben dem hellen, freundlichen Raum das technisch innovative Bestell- und Bezahlsystem." Auch die Bibliothek, gemeinsam betrieben von Landkreis, Stadt und Gymnasium, stellt eine Besonderheit dar: Mit 45.000 Bänden bietet sie eine vielfältige Auswahl an Sachbüchern und Belletristik.
Im Bild oben: MdL Hubert Aiwanger (li.) und Oberstudiendirektor Josef Kraus in der Bibliothek des Vilsbiburger Montgelas-Gymnasiums.