Jetzt ist es offiziell: Die letzten Tage der Müllverbrennungsanlage Landshut (MVA) sind gezählt, die Umrüstung in ein Biomasseheizkraftwerk (BMHKW) kann beginnen. Am Dienstag fand auf dem MVA-Gelände im feierlichen Rahmen unter Beteiligung hochrangiger Gäste die Rückgabe an die Stadtwerke statt.
Betriebsakten und ein eher ungewöhnliches "Abschiedsgeschenk", das für Schmunzeln im Publikum sorgte, erhielt Oberbürgermeister Hans Rampf von seinem Amtskollegen aus Regensburg, Oberbürgermeister Hans Schaidinger, der Aufsichtsratsvorsitzender der MVA Landshut GmbH ist.
Ab sofort steht dem nächsten Schritt der Neuausrichtung der kommunalen Energie- und Wärmeversorgung mit der noch in diesem Jahr beginnenden Umrüstung der MVA nichts mehr im Wege.
Für Horst Denk, dem Geschäftsführer der MVA, war die Übergabe am Dienstag der Einstieg in die letzte Amtshandlung, den Teilrückbau.
Er erinnerte an den Beitritt der Müllverbrennungsanlage Landshut zum Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) im Jahr 2006 bis zur Abschaltung vor rund zwei Wochen.
Über 190.000 Tonnen Müll seien in diesen fünf Jahren umweltfreundlich zu Strom verarbeitet und an die Stadtwerke abgegeben worden.
Allen, besonders den Kraftwerks-Beschäftigten, dankte er für ihren vorbildlichen Einsatz. Oberbürgermeister Hans Rampf und Regensburgs Oberbürgermeister und ZMS-Vorsitzender, Hans Schaidinger, bekräftigten Denks Aussage: "Ihnen allen, einschließlich des Geschäftsführers, ist es gelungen, in den vergangenen Jahren das Kraftwerk sicher und bestimmungsgemäß zu betreiben, dafür gebührt Ihnen große Anerkennung. Dass mit der Kraftwerksweiterführung 15 Arbeitsplätze erhalten werden konnten, war für Rampf zudem ein großes Anliegen.
Die MVA Landshut ist laut Denk die sechste Anlage in Bayern, die stillgelegt wird – allerdings wurde bislang keine von ihnen in ein BMHKW umgerüstet. Vor diesem Hintergrund bezeichneten Rampf und Schaidinger den Anlass als besonders und hochinteressant.
Schließlich erhalte die Stadt Landshut mit dem Ende der MVA ein funktionsfähiges Kraftwerk zurück, mit dem die Stadtwerke durch die Umrüstung in ein BMHKW einen weiteren Baustein zur regionalen Energieerzeugung und Wertschöpfung schaffen können. Die Eigenstromerzeugung wiederum bedeutet für Landshut vor allem ein Stück mehr Unabhängigkeit weg von atomarer Energie.
Egal ob für den Bürger, die Stadt, den ZMS oder die Wirtschaft – als einen Erfolg für alle Beteiligten bezeichnete Schaidinger die bisherige "gute, konstruktive und ergebnisorientierte Zusammenarbeit der Stadt Landshut mit der ZMS".
Die Stadt würdigte er als stets kompetenten und flexiblen Partner, der die kommunale Solidargemeinschaft auch politisch gestärkt habe und die Wirtschaftlichkeit des gesamten Verbandes durch ihren Beitritt langfristig gefestigt habe.
Mit den besten Wünschen für eine langfristig gute Wirtschaftlichkeit für das BMHKW überreichte Schaidinger Rampf neben wesentlichen Betriebsakten symbolisch eine erste "Lieferung" Landschaftspflegematerial.
"Mit der Umwandlung der Müllverbrennungsanlage in ein Biomasseheizkraftwerk gehen wir in mehrfacher Hinsicht einen Schritt in die Zukunft.", betonte das Stadtoberhaupt.
Das BMHKW sei ein wichtiger Baustein im Hinblick auf das vom Stadtrat beschlossene Ziel bis 2037 als Kommune energieautark zu sein. An dieser Stelle bedankte sich Rampf beim gesamten Stadtrat, der die Entscheidung pro BMHKW wohlwollend mitgetragen habe.
Er würdigte die Projektgruppe der Stadtwerke, besonders den Leiter Richard Geiger, die im Vorfeld bis zur Abstimmung im Plenum vor zwei Monaten – beispielsweise bei der Akquise einzelner Zulieferer oder Abnehmer – ganze Arbeit geleistet haben. Erster prominenter Abnehmer von Wärme war die Hochschule, die als Vorbild für weitere Kunden fungiert habe, informierte Rampf. In Zukunft könnten insgesamt rund 6000 Haushalte in Landshut mit Fernwärme versorgt werden.
Die umfassenden Dankesworte des Oberbürgermeisters schlossen alle am Projekt Beteiligten ein, besonders die ZMS: "Ohne die Unterstützung des ZMS hätte diese – politisch umstrittene – Entscheidung nicht so schnell herbeigeführt werden können. Sie standen von Anfang an hinter uns." Durch die Unterstützung, vor allem bei den anfänglichen Machbarkeitsstudien und Versuchen, betonte Rampf, und durch die konstruktive Begleitung, insbesondere durch den Geschäftsführer Horst Denk, seien wesentliche Weichen gestellt worden und die positive Entwicklung des Projekts bis jetzt erst möglich gemacht.
Zur Info:
Der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf besteht aus 17 Landkreisen und kreisfreien Städten, deckt circa ein Fünftel der Fläche Bayerns ab und entsorgt die Abfälle aus den grauen Restmülltonnen von rund 1,86 Millionen Einwohnern. Der Verbandsvorsitzende, der Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger, bezeichnet den Zweckverband gerne als eine starke kommunale Familie, die in dieser Form die Daseinsvorsorge einer zuverlässigen und umweltfreundlichen Abfallentsorgung optimal erfüllen kann. Seit 2006 ist die Stadt Landshut Mitglied im ZMS und profitiert von der kostengünstigen Entsorgungsmöglichkeit.
Die Abfälle werden im Müllheizkraftwerk Schwandorf, die etwa zehn Mal größer ist als die MVA Landshut, mit einer optimalen Energieausbeute verbrannt. Die für die angelieferten Müllmengen in den vergangenen Jahren zurückgeflossenen Überschusseinnahmen der ZMS an die Stadt kamen den Bürgern in Form von günstigeren Entsorgungskosten zugute.
Die Stadt bleibt auch weiterhin Verbandsmitglied beim ZMS – somit kann den Bürgern weiterhin langfristig eine sichere und kostengünstige Entsorgung gewährleisten werden. Künftig liefern die Müllfahrzeuge der Stadt Landshut ihre Fracht also nicht mehr zur MVA, sondern zur Müllumladestation (MUS) in Wörth – von dort aus wird der Müll nach Schwandorf transportiert.