Landshut (12.09.2018) Ist in einer möglichst nahegelegenen Kinderkrippe ein Platz frei? Wird sich mein Kind in dieser zunächst ungewohnten Umgebung wohlfühlen? Und wie kommt es mit den wechselnden Bezugspersonen in der Einrichtung zurecht? Diese Fragen stellen sich viele Mütter und Väter, die nach dem Erziehungsurlaub wieder ins Berufsleben einsteigen wollen und den passenden Betreuungsplatz für ihren Sprössling suchen. Dabei wird oft übersehen, dass es neben den Kitas noch eine andere familiäre Betreuungsmöglichkeit gibt: die Kindertagespflege durch Tagesmütter oder -väter.
In Landshut gibt es derzeit 15 selbstständige Tagesmütter, die sich um rund 100 Kinder kümmern. Eine von ihnen ist Gerda Adam (Foto): In ihrem schmucken Einfamilienhaus mit herrlichem Garten in Auloh betreut sie von Montag bis Freitag insgesamt sechs Kinder unter drei Jahren.
Ruhe und Gelassenheit: Das sind die wichtigsten Eigenschaften einer Tagesmutter, verrät Adam lachend, während drei Mädchen quietschfidel durch ihr Wohnzimmer hüpfen. „Außerdem braucht man schon klare Regeln, nach denen sich die Kinder richten sollen – und natürlich ein festes Wertefundament, das man ihnen vermitteln möchte.“ Das Allerwichtigste sei aber natürlich die Liebe zu den Kindern und die Begeisterung, sie nicht nur zu beaufsichtigen, sondern auch zu bilden und zu fördern. Und das tut Gerda Adam auf verschiedenste Weise: Sie liest Bilderbücher vor und erweitert so spielerisch den Wortschatz der Kleinen, sie singt und musiziert mit ihren Schützlingen, bereitet mit ihnen die Mahlzeiten zu oder regt sie zum Malen und Basteln an. Dabei strahlt die Tagesmutter eine ansteckende Fröhlichkeit aus, die sich spürbar auf die Kinder überträgt. „Für mich ist es jeden Morgen einfach das Größte, wenn es an der Türe klingelt, meine Kinder hereinkommen und mich umarmen“, erzählt Adam. „Zu sehen, wie sie heranwachsen, täglich Neues lernen und sich weiterentwickeln, ist der schönste Lohn für mich.“ Bei ihr spürt man: Tagesmutter ist zwar durchaus ein Beruf, vor allem aber eine Berufung.
Diesen Ruf verspürte Gerda Adam im Jahr 2012 – und den Anstoß dazu gab ein Zeitungsartikel: „Ich wollte damals wieder arbeiten und bin dann auf einen Bericht über Tagesmütter gestoßen. Da habe ich gedacht: Das wär´ doch was für dich, denn auf einen Bürojob habe ich keine Lust.“ Dafür umso mehr auf den Umgang mit Kleinkindern. „Ich habe ja selbst zwei erwachsene Kinder und zwei Enkel“, sagt Adam. Erziehungserfahrung war und ist bei ihr also reichlich vorhanden. Doch das genügt noch lange nicht, um Tagesmutter zu sein. „Dafür ist eine formelle Qualifizierung nötig“, sagt sie.
Wie diese aussieht, erläutert Monika Furtmair vom Jugendamt der Stadt Landshut. „Der Kurs für angehende Tagesmütter dauert rund drei Monate und umfasst 130 Stunden. Vermittelt werden verschiedenste Lerninhalte – von der Eingewöhnung der Kinder über Pädagogik und Konfliktmanagement bis hin zu Ernährung und rechtlichen Fragen.“ Auch einen auf die Bedürfnisse von Kindern abgestimmten Erste-Hilfe-Kurs müssen angehende Tagesmütter absolvieren und alle zwei Jahre erneuern. „Außerdem ist der Besuch von vier Fortbildungen pro Jahr Pflicht, sonst erlischt die Pflegeerlaubnis“, sagt Furtmair. Diese Pflegeerlaubnis wird übrigens nur erteilt, wenn ein neues Führungszeugnis und ein aktuelles Gesundheitszeugnis vorliegen. Darüber hinaus wird die physische und psychische Geeignetheit jeder Bewerberin genau geprüft. Und: Die Pflegeerlaubnis muss alle fünf Jahre erneuert werden, wobei sämtliche Voraussetzungen wieder nachgewiesen werden müssen. „Tagesmutter oder vater zu sein bedeutet, große Verantwortung zu übernehmen“, sagt Furtmair. „Deshalb gelten strenge Voraussetzungen, die auch konsequent von uns überwacht werden.“
Weil die Kinder in der Tagespflege in den Privatwohnungen der Tagesmütter oder –väter betreut werden, müssen darüber hinaus geeignete Räumlichkeiten nachgewiesen werden. Sprich: Genügend Platz, eine kindgerechte Einrichtung sowie Sauberkeit in allen Räumen sind Pflicht. Auch in dieser Hinsicht geht es bei Adam vorbildlich zu. Ihren Schützlingen stehen nicht nur mehrere großzügige Zimmer mit verschiedensten altersgemäßen Spielmöglichkeiten zur Verfügung, sondern auch ein gepflegter Garten zum Herumtollen. Und wenn die Kleinen dann auf der Terrasse jauchzend Seifenblasen hinterherjagen, strahlt ihre „Oma“ Gerda Adam mit der Sommersonne um die Wette.
Eben diese familiäre Atmosphäre mit einer festen Bezugsperson und einer auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes angepasste Betreuung ist es, die die Tagespflege für viele Eltern besonders attraktiv macht, sagt Furtmair. „In der Tagespflege ist es zum Beispiel möglich, auf Schlafgewohnheiten des Kindes einzugehen.“ Ein weiterer Vorteil sind die flexiblen Betreuungszeiten, die sich an die Arbeitszeiten der Eltern anpassen lassen: Tagespflege ist zum Beispiel auch nur an einzelnen Wochentagen oder für täglich zwei Stunden möglich. Der Mindestzeitraum beträgt zehn Stunden pro Woche – also erheblich weniger, als es in Kinderkrippen normalerweise der Fall ist. Aber was, wenn die Tagesmutter krankheitsbedingt einmal ausfällt? Auch dafür ist gesorgt, beruhigt Furtmair: „Es stehen immer erfahren Fachkräfte der Ersatzbetreuung zur Verfügung. Für die Eltern fallen dadurch keine zusätzlichen Kosten an.“
Die Vorzüge der Tagespflege wissen mittlerweile immer mehr Eltern zu schätzen. Entsprechend groß ist die Nachfrage, die das Angebot in Landshut derzeit erheblich übersteigt. „Wir brauchen deshalb dringend zusätzliche Tagesmütter und -väter“, sagt Furtmair. „Jeder, der sich dafür interessiert und Freude um Umgang mit Kleinkindern hat, ist eingeladen, sich bei uns im Jugendamt zu melden.“ Ein Schritt, den Gerda Adam vor mittlerweile sechs Jahren gewagt und bis heute nicht bereut hat.
Hinweis zu den Fotos: Die Eltern der abgebildeten Kinder wurden über die Absicht informiert, die Fotos im Rahmen einer Pressemitteilung zu verwenden. Ihre Einwilligung, die Fotos insbesondere für Berichte in Print- und Onlinemedien zu nutzen, liegt vor.
Fotos Stadt Landshut
INFO: Wie werde ich Tagesmutter/Tagesvater?
Wer als Tagesmutter oder -vater arbeiten möchte, muss folgende Eigenschaften mitbringen: psychische und physische Belastbarkeit; Einfühlungsvermögen; Lebenserfahrung; Zuverlässigkeit; Verantwortungsbewusstsein; Organisationstalent; Aufgeschlossenheit; Ausgeglichenheit und pädagogisches Interesse. Tagespflege darf nur ausgeübt werden von Personen, die neben einem makellosen Führungszeugnis auch ein aktuelles Gesundheitszeugnis sowie eine pädagogische Ausbildung vorweisen können bzw. dazu bereit sind, einen Qualifizierungskurs zu absolvieren. Dieser dauert drei Monate und umfasst 130 Unterrichtseinheiten. Der Unterricht findet am Freitagnachmittag und am Samstag statt. Gebucht werden können Tagesmütter und -väter über das Jugendamt, über das auch die Bezahlung läuft und das die Hälfte der Beiträge zur Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung übernimmt. Die Unfallversicherung für die Tagesmutter bzw. -vater trägt das Jugendamt komplett; die betreuten Kinder sind – wie in einer Kindertagesstätte – über die Gemeindeunfallversicherung ebenfalls versichert.
Interessenten werden gebeten, sich im Jugendamt bei Monika Furtmair, Telefon 0871/882392, zu melden. Dort gibt es auch weitere Informationen über die Tätigkeit in der Kindertagespflege, nicht zuletzt zu den Verdienstmöglichkeiten.