Ursula Erb als Königin Isabeau (Spielzeit 2005/06 - Jungfrau von Orrleans) - Foto Peter Litvai
Landshut - pm (01.03.2020) Es gibt nur wenige Künstlerpersönlichkeiten, die das kulturelle Leben in Landshut so nachhaltig geprägt haben, wie Kammerschauspielerin Ursula Erb. Seit 1970 ist die gebürtige Augsburgerin ein Teil des Landshuter Schauspiel-Ensembles. Ihre gesamte Bühnenkarriere hat sie dem niederbayerischen Theater gewidmet, an dem sie bis heute engagiert ist.
Um dieses außergewöhnliche Lebenswerk zu ehren – und pünktlich zum 50-jährigen Bühnenjubiläum Ursula Erbs – zeigt die Stadt Landshut in Zusammenarbeit mit dem Landestheater Niederbayern die Ausstellung „Ursula Erb – In 50 Bildern durch ein Künstlerleben. Ausstellung zum 50. Bühnenjubiläum in Landshut“. Die Eröffnung findet heute, Sonntag, 1. März, um 15 Uhr, im Foyer des Landshuter Rathauses statt. Bei der Vernissage, zu der alle Interessierten eingeladen sind, sprechen Oberbürgermeister Alexander Putz sowie der Autor, Regisseur und Creative Consultant, Thomas Ecker. Die Jubilarin Ursula Erb wird bei der Vernissage anwesend sein.
In der Ausstellung werden 50 Bühnenfotografien gezeigt, die angesichts der gigantischen Gesamtleistung von 200 Produktionen nur einen Ausschnitt aus dem Bühnenschaffen der Grande Dame des Landshuter Theaters zeigen können. Die ungeheure Bandbreite von Erbs Bühnenschaffen machen diese allemal deutlich.
Zusammengestellt haben die Aufnahmen aus dem Theaterarchiv Peter Oberdorf, Alexa Heilmeier und Peter Litvai. Die Besucher können einen Streifzug durch ein Künstlerleben unternehmen und unzählige Lieblingsproduktionen der vergangenen 50 Jahre finden.
„Ohne Ihnen den Mut zu nehmen, muss ich Sie allerdings darauf hinweisen, dass in Ihrem Fach nur geringe Chance besteht, ein Unterkommen in unserem Theater in der nächsten Spielzeit zu finden.“ So lautete die wenig aufmunternde Antwort des Landshuter Dramaturgen auf Ursula Erbs bereits zweite Bitte nach einem Vorsprech-Termin im Dezember 1968. Zu diesem Zeitpunkt hat „Fräulein Erb“ bereits ihre Schauspiel-Ausbildung bei der Augsburger Lehrerin Carola Wagner abgeschlossen und ihre Bühnenreifeprüfung in München abgelegt. In ersten kleinen Rollen war sie bei den Städtischen Bühnen Augsburg zu sehen. Auf ihrer damaligen Repertoire-Liste finden sich damals bereits große Vorsprech-Rollen, so die Titelrolle in Anouilhs „Antigone“ oder Katharina aus „Der Widerspenstigen Zähmung“.
Der Dramaturg sollte nicht Recht behalten. Ein gutes Jahr später erhielt „Fräulein Erb“ ihren ersten Teilspielzeit-Vertrag ab dem 1. März 1970 am Südostbayerischen Städtetheater, wie das Landestheater Niederbayern damals noch hieß. Ihre erste Probe in Landshut absolvierte Ursula Erb am 16. Februar 1970 um 11 Uhr für die Rollen der Fee Cheristane und der Amalie in Ferdinand Raimunds letztem Stück, dem Zaubermärchen „Der Verschwender“. In ihrer ersten Spielzeit in Landshut spielte Erb darüber hinaus noch in „Viel Lärm um nichts“ und in „Vierzig Karat“ und sprang in Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ für eine erkrankte Kollegin ein.
Ursula Erb ist eines der ganz wenigen Ensemble-Mitglieder, deren Karriere noch unter Intendant Ludwig Bender, dem Vorgänger des legendären Klaus Schlette, begonnen hat. Und vermutlich die einzige Künstlerin, die in Landshut unter insgesamt vier Intendanten gespielt hat: Neben den beiden bereits genannten kommen noch Johannes Reitmeier und Stefan Tilch hinzu. Erbs Rollenliste, die nach der Premiere von „Am Königsweg“ am 6. März 2020 exakt 200 Produktionen am Landestheater Niederbayern umfassen wird, liest sich wie ein Theaterlexikon.
Unzählige Hauptrollen, darunter die Giganten Elisabeth in Schillers „Maria Stuart“, Martha in Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ oder die Titelrollen in „Medeia“, „Iphigenie“, „Bernarda Albas Haus“ und „Antigone“, aber auch mittlere und kleinere Rollen, für die Ursula Erb sich gemäß dem Motto „Es gibt keine kleinen Rollen, nur kleine Schauspieler“ niemals zu schade war. Und diesem Motto ist die Ausnahmekünstlerin bis heute treu.
Bühnenjubiläen gibt es viele und in der Häufigkeit, in der sie gefeiert werden, werden sie beliebig. Es dürfte aber nicht nur bayern- sondern auch deutschlandweit, vielleicht sogar weltweit, nur sehr wenige Bühnenkünstler geben, die wie Ursula Erb ihre gesamte Karriere einem Theater und einer Stadt gewidmet haben. 50 Jahre in einem sehr fordernden Beruf wie der Schauspielerei sind bereits eine beachtliche Leistung. 50 Jahre an ein und demselben Haus sind ein Beweis für die lebenslange Verbundenheit nicht nur mit ihrer Kunst, sondern auch mit der Stadt Landshut und mit Niederbayern.
Angesichts eines halben Jahrhunderts stellt sich die Frage, ob denn nicht auch Schauspieler mal in den Ruhestand gehen dürften. Doch, das dürfen sie selbstverständlich. Und auch Ursula Erb hätte sich auf den Meriten ihrer langen Bühnenkarriere ausruhen können – das stand aber für die Vollblut-Schauspielerin wohl zu keinem Zeitpunkt zur Diskussion. Und so ist sie auch nach dem Dezember 2006, dem Zeitpunkt, zu dem sie hätte in Rente gehen können, dem Stadttheater, Landshut und ihrem Publikum treu geblieben – viele Theaterbesucher haben einen Bruch nicht einmal gemerkt, sondern nur weiter immer wieder über die unvergleichliche Bühnenpräsenz in Rollen wie Mrs. Higgins in „My Fair Lady“, Madame Arcati in „Fröhliche Geister“, Jorge von Burgos im „Namen der Rose“ oder zuletzt Lily in „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ gestaunt.
Für alle Fans von Ursula Erb, die die Ausstellung nicht vor Ort besuchen können, wird das Landestheater Niederbayern auf seiner Homepage unter www.landestheater-niederbayern.de eine Online-Galerie einrichten, in der alle ausgestellten Aufnahmen abgerufen werden können.
Die Ausstellung ist von 3. bis 22. März 2020 im Foyer des Rathauses und in der Kleinen Rathausgalerie der Stadt Landshut, Altstadt 315, 84028 Landshut zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags sowie sonntags von 13 bis 17 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr; der Eintritt ist frei.