von rechts: Baierbachs Bürgermeisterin und 1. Verbands-Vorsitzende Luise Hausberger, Werksleiter Jochen Amann, Wassermeister Max Schröger und Helmut Naneder, stellvertretender Geschäftsführer des LPV Landshut.
Landkreis Landshut -pm (22.05.2020) 50 Hektar – das ist das gesamte Gebiet des Vatikans, des kleinsten Staates der Welt, und noch knapp zweimal das Areal des Peterplatzes dazu: Dann hat man die Fläche an Blumenwiesen zusammen, die der Landschaftspflegeverband (LPV) Landshut in den vergangenen drei Jahren in der Region Landshut angelegt hat.
Auf Initiative von Baierbachs Bürgermeisterin Luise Hausberger sind zwei artenreiche Wiesen hinzugekommen, die nun in allen Farben aus der Palette von Mutter Natur blühen – auf einem Gelände des Zweckverbandes Wasserversorgung Isar-Vils, dessen 1. Vorsitzende Luise Hausberger ist. Von der Stadtgrenze von Moosburg im Westen bis zur Stadtgrenze von Dingolfing im Osten reicht das Versorgungsgebiet des Wasserzweckverbandes, den Luise Hausberger leitet. Gut 11500 Haushalte (umgerechnet etwa 40 000 Menschen) beliefert der Verband mit bestem, rundum gesunden Trinkwasser: So, wie dies die vielen Wasserzweckverbände, als Ausfluss der kommunalen Selbstverwaltung, jeden Tag rund um die Uhr garantieren. Dies wird hierzulande als Selbstverständlichkeit angesehen – in Wirklichkeit ist es eine einzigartige Leistung. Lebensraum für Hummeln, Schmetterlinge und Co.
Die Leute an der Spitze und die Mitarbeiter des Zweckverbandes Isar-Vils sind zur Freude des LPV Landshut auch sehr offen für andere Belange des Natur- und Ressourcen-Schutzes: So kam die Verbindung mit dem LPV zustande und die Idee, auf Arealen des Wasserzweckverbandes (sowie auf dem Privatgrundstück eines Mitarbeiters) Blumenwiesen anzulegen, die heimischen Blumenarten Lebensraum und Insekten Nahrungsquellen bieten – von Hummeln bis zu selten gewordenen Schmetterlingsarten.
Zwei solcher Blumenwiesen sind rund um die Zentrale des Verbandes (mit Verwaltungsgebäude und Pumpwerk) in Hofham, Gemeinde Eching, angelegt worden – und sie entwickeln sich prächtig: Davon überzeugte sich, mit großer Freude, der stellvertretende Geschäftsführer des LPV Helmut Naneder gemeinsam mit Bürgermeisterin Luise Hausberger, dem Werksleiter des Zweckverbands Jochen Amann und Wassermeister Max Schröger.
Naneder:
Die Wiese lebt von der Mahd Die Kulturlandschaft mit dem reizvollen Wechsel von Feldern, Wiesen und Wäldern, Alleen, Blumen- und Streuobstwiesen – das Idealbild gerade auch der vielgeliebten bayerischen Landschaft: Sie ist das Produkt des Menschen, seit er vor über 7.500 Jahren begonnen hat, hierzulande Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.
Jahrtausendelang war das ein gedeihliches Zusammenwirken. Die weitgehende Industrialisierung der Landwirtschaft, die stetige Verringerung naturnaher Areale und die Übernutzung der meisten Flächen hat zum Rückgang der Vielfalt geführt und zu dem heute allseits beklagten Artensterben bei Vögeln und Insekten.
Was der LPV mit dem Anlegen von Blumenwiesen besorgt – stets auf freiwilliger Basis, gemeinsam mit Landwirten und Grundbesitzern –, ist nach den Worten Naneders im Grunde die Rückkehr zu der angestammten bäuerlichen Wirtschaftsweise: „Eine Wiese lebt von der Mahd“, erläuterte er gegenüber den Vertretern des Zweckverbands Isar-Vils. Wenn man, zum Beispiel, wie früher zum Johanni-Fest (24. Juni, um die Sommersonnenwende) mäht, lässt man zahlreichen autochthonen (heimischen) Gräsern, Kräutern und Blumen die Chance zum Gedeihen und Blühen.
Rund 580 Wildbienen-Arten gibt es in Deutschland
Davon profitieren die vielen Insekten, die bienenfleißig Bestäubungsarbeit leisten, neben den Honigbienen vor allem Wildbienen (580 Arten gibt es nach Naneders Worten in Deutschland), dazu gehören auch die oft unterschätzten Hummeln. Zeitpunkt und Art der Mahd sind entscheidend, erläuterte der Experte bei dem Ortstermin beim Zweckverband in Hofham: Wer mit Balkenmähern zu Werke geht, lasse der Vielfalt der Natur beste Chancen. „Hier hat sich in der technischen Entwicklung viel getan“, erläuterte Naneder. Wenn aber mehrfach gemäht werde, rotierende Hightech-Maschinen und Mulcher zum Einsatz kommen und aus rein wirtschaftlichen Gründen auf energie- und eiweißreiches Weidelgras gesetzt werde, sei die Artenvielfalt von Flora, Insekten- und Vogel-Fauna schnell passé.
Mit Saatgut aus der Region – das zu 70 Prozent Kräuter enthält, die auf die Ansprüche von Honig- und Wildbienen zugeschnitten sind – mühen sich die Landschaftspfleger des LPV mit Sachkenntnis, Geduld und wachsendem Erfolg in allen Teilen der Region Landshut, Blumenwiesen anzulegen – wo immer es möglich und erwünscht ist. Am Beginn steht eine fachmännische Bodenbearbeitung, meist durch Mitarbeiter der Maschinenringe, um beste Voraussetzungen für das Aufgehen des Saatguts zu schaffen.
Blumenwiesen – größer als der Vatikanstaat
Die Wiesen „werden von Jahr zu schöner und artenreicher“, das könne man mit Freude beobachten, erklärte Naneder gegenüber den Vertretern des Wasserzweckverbandes, die ebenfalls mit viel Wohlgefallen auf die beiden Blumenwiesen in Hofham blickten. Nicht ohne Stolz unterstrich Naneder, dass der LPV in den vergangenen drei Jahren eine Fläche von 50 Hektar mit Blumenwiesen anlegen konnte, eine Fläche größer als der Vatikanstaat – darunter auch eine artenreiche Wiese beim Feuerwehrhaus von Baierbach, wie Bürgermeisterin Hausberger anmerkte.
Ehrgeiziges Ziel ist es nach Naneders Schilderung, mit solchen Flächen ein möglichst engmaschichiges Biotop-Netz zu spannen. Ein solcher Verbund ist, da sind sich Fachleute vieler Disziplinen einig, notwendig, um der Natur und ihrer Artenvielfalt langfristig gute Überlebenschancen zu lassen in einer durch Zerschneidung und Zersiedelung geprägten Zivilisationslandschaft.