Psychologe Maximilian Ganslmeier von der Ludwig-Maximilians-Universität in München referiert.
Landshut – pm (10.07.2020) „Etwas Besseres als den Tod findest du überall“ – mit diesem Zitat aus dem Märchen über die Bremer Stadtmusikanten begrüßte Pfarrer Thomas Kratzer – Leiter der Feuerwehrseelsorge Landshut – über 30 Ehrenamtliche aus dem Kriseninterventionsdienst, der Feuerwehr- und Notfallseelsorge in Stadt und Landkreis Landshut zum Workshop rundum das Thema „Suizidalität“.
In seinen Augen sei es ein zentrales Thema, das man bei jeder Art von Krisenintervention mit im Blick haben müsse. „Deshalb haben wir als Feuerwehrseelsorge das Thema aufgegriffen, um im Ernstfall gut gerüstet zu sein“, stellte Pfarrer Kratzer heraus.
Referent zum Thema war Psychologe Maximilian Ganslmeier von der Ludwig-Maximilians-Universität München, der auch selbst im Team der Feuerwehrseelsorge tätig ist. Er machte gleich zu Beginn deutlich, dass Lebensunlust und Suizidalität vielen Menschen einmal im Leben begegnen – das könne dann sowohl einen selbst oder auch Freunde und Angehörige betreffen. In Deutschland kommen jährlich ca. 10.000 Menschen durch vollendete Suizide ums Leben. Das sind mehr als dreimal so viele Menschen wie jährlich im Straßenverkehr sterben.
Die Zahl der gescheiterten Suizidversuche ist bis um das zwanzigfache höher und werde auf 200.000 pro Jahr geschätzt. „Die Auslöser können für Suizidversuche können sehr vielfältig sein. Diese sind oft aber nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Dahinter stecken oft traumatische persönliche Erfahrungen, psychische Erkrankungen oder soziale Belastungsfaktoren, die auf den ersten Blick nicht immer offensichtlich sind“, erklärte Ganslmeier. Egal ob als Angehöriger oder als professioneller Helfer, sei es laut Ganslmeier immer wichtig, das Thema „offen anzusprechen und zu thematisieren. Das wirkt für die Betroffenen immer entlastend und öffnet den Raum für Hilfsangebote. Angst zu haben, damit jemanden erst auf die Idee zu bringen, sich was anzutun, muss man nicht. Da sind sich Experten mittlerweile sehr einig.“, so Ganslmeier weiter.
Neben Wissen zu möglichen Auslösern, Motiven und Risikofaktoren von Suizidalität, wurde den Teilnehmern auch ein praktischer Leitfaden zur Abklärung von Suizidalität vermittelt. Am Ende sei es laut Ganslmeier immer wichtig, Familie und Angehörige als soziale Unterstützung miteinzubeziehen und das professionelle Hilfenetz (Psychologen, Ärzte, usw.) zu aktivieren. In akuten Notfallsituationen könne man sich neben der Notrufnummer 112 auch immer an das BKH in Landshut oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden. Zusätzliches gutes Informationsangebot gebe es auch bei der Telefonseelsorge.
Neben den vermittelten Inhalten waren auch die Diskussion und der gegenseitige Erfahrungsaustausch für alle sehr interessant. Thomas Kratzer dankte abschließend allen für die rege Teilnahme und Maximilian Ganslmeier für die Vermittlung von aktueller Theorie und Praxis.