Franz nach dem Vollpacken des dritten Containers. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (08.07.2021) Vor 46 Jahren hatte Anna mit ihrem Josef in der Bachstraße 3 gebaut. Am Dienstag, 29. Juni, erlebte sie mit ihrem heutigen Lebensgefährten Franz kurz nach 18 Uhr die Katastrophe. Von allen Seiten schoss das Wasser auf ihr Haus zu. Von oben über das Grundstück der Karl-Heiß-Schule und von vorne aus dem Rossbach, der in der Bachstraße über seine Ufer trat. Binnen Minuten lief sein Keller voll. Einen Meter 35 stand das Wasser hoch. Der Schaden ist immens.
Dem Lebensgefährten Franz, von Haus aus eine Frohnatur stehen die Strapazen im Gesicht. Der über 70jährige hat keine Kraft mehr. Gerade hat er mit seinem alten Freund Johann, ebenfalls über 70 und einem jüngeren Bekannten aus der Nachbarschaft den dritten Container randvoll gepackt, mit all dem, was die Sturzflut bei ihm vernichtet hat. Die Keller sind komplett leer geräumt. Nur noch die Heizung steht in einem der Räume. Diese hat einen technische k. o. erlitten.
Johann beim reinigen der Kellerräume.
Seit dem besagten Dienstag gibt es in seinem Haus kein warmes Wasser mehr, keine Waschmaschine, keinen Trockner und auch keine elektrischen Werkzeuge mehr, die im Keller gelagert waren. Alles kaputt, alles landete in einem der drei Container. Im Moment säubert er mit seinem Freund Johann mit einem Hochdruckreiniger Wände und Böden, um den Schlamm raus zu bekommen. Zwölf bis 14 Stunden arbeiten sie am Tag.
Als das Unwetter begann, lief Franz sofort in den Keller, überprüfte, ob alle Fenster fest verschlossen sind. Jeden Griff kontrollierte er einzeln. Doch das alles half nichts. Das Wasser drang durch die Dichtungen ein. Es dauerte nur Minuten bis der Rentner hüfthoch im Wasser stand. Die Flut war nicht aufzuhalten.
Am Mittwoch kam die erste Hilfe durch die Freiwillige Feuerwehr Achdorf. Vier Mann pumpten den Keller leer. Dafür ist Franz heute noch dankbar. Eine Rechnung bekommt er dafür nicht. Die Feuerwehr hilft ehrenamtlich.
Franz geht es in erster Linie gar nicht zwingend ums Geld, mit dem geholfen wird, obwohl im die drei Container voller Müll knapp 2.500 Euro für die Entsorgung kosten. Für ihn wäre personelle Hilfe viel wichtiger. Als eine Woche später Bedienstete der Straßenreinigung die Bachstraße vom restlichen Schlamm reinigten, fragte Franz die Männer um zehn Minuten Unterstützung, ob sie ihm helfen könnten, nasse Teppiche aus dem Keller nach oben zum Container zu tragen. „Nein, das dürfen wir nicht“, bekam er zur Antwort. Eine Antwort, die in einer solchen Situation wahrlich keine Freude bereitet.
Die Stadt offerierte in Zeitungsmeldungen schnell und unbürokratisch helfen zu wollen. Die Frau von Franz, Anna – schon jenseits der 80 – wählte die städtische Nummer und landete in der Ansageschleife. Drücken Sie die zwei für Einwohnerangelegenheiten, die fünf für Bestattungen uns so weiter und so ähnlich. Als Anna einen städtischen Mitarbeiter an der Strippe hatte, sagt dieser zu, die Angelegenheit weiterzugeben und versprach einen Rückruf. Doch der blieb bis heute aus. Auch das bereitet in solch einer Situation wahrlich keine Freude.
Franz hätte dringend schnelle und unbürokratische personelle Hilfe benötigt, die ihm unter die Arme gegriffen hätte, um die Keller leer zu räumen und zu säubern, aber damit wurde er alleine gelassen. Denn das Finanzielle lässt sich immer irgendwie regeln, aber dass er in seiner Situation alleine gelassen wurde, das hat ihn an den Rand seiner Kräfte gebracht. Das möchte er auch an sie städtische Verwaltung weitergeben: Finanzielle Hilfe ist wichtig, wichtiger sind aber echte, unbürokratische Helfer.
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