Oberbürgermeister Alexander Putz bei seiner Festrede. Im festlichen Rahmen wurde die 20-jährige Partnerschaft in Freundschaft gefeiert. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (29.09.2022) Seit 20 Jahren pflegen die Städte Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien und Landshut eine enge Partnerschaft. Die ersten Kontakte begannen nach dem Sturz des Ceaușescu-Regiems (22. Dezember 1989) mit der Hilfe „Ein Herz für Rumänien“. So entstand aus Brandt-Zwieback und Hipp-Gläschen ein Bund der Freundschaft, dessen Jubiläum im Bernlochnersaal gebührend gewürdigt wurde.
Als Zeichen der Partnerschaft überreichte Oberbürgermeister Alexander Putz an seine Amtskollegin Astrid Fodor ein Buchskranzerl und den bronzenen Helm der Stadt Landshut.
Sibiu und Landshut blicken auf eine lange Geschichte zurück. Deutsche Siedler gründeten um 1150 „Villa Hermanni“ woraus sich Hermannstadt ableitet. Landshut wurde ebenfalls um das Jahr 1150 als „Landeshuata“ urkundlich erwähnt. Beide Städte erhielten ihren mittelalterlichen Flair und stellen heute bedeutende wirtschaftliche Zentren dar. Offiziell wird die rumänische Partnerstadt als Sibiu/Hermannstadt geführt, zahlreiche Straßenschilder tragen deutsche und rumänische Namen.
Beim Festakt im Bernlochnersaal hatten die beiden Conférenciers des Abends, Dr. Radu Bals und Dr. Klaus Wegmann die besondere Ehre Alt-OB Josef Deimer zu begrüßen. Seine Unterschrift trägt die Partnerschaftsurkunde von 2002, die seitens Sibiu/Hermannstadt von damaligen Bürgermeister Klaus Johannis, dem heutigen Präsidenten Rumäniens gezeichnet wurde.
Dorith Wegmann ernannte Alt OB Josef Deimer und Hans Rampf zu Ehrenmitgliedern des Freundeskeises Landshut-Sibiu/Hermannstadt.
Von 1990 bis 2000 brachten Fernfahrer über 300 Tonnen Hilfsgüter nach Sibiu/Hermannstadt. Schule und Krankenhäuser wurden versorgt. Schüler des Hans-Leinberger-Gymnasiums gründeten eine Schulpartnerschaft, was Dr. Radu Bals und Dr. Klaus Wegmann „einen wichtigen Baustein für ein gemeinsames Europa“ nannten. Und die berichteten von einer Anekdote, als Schülerinnen und Schüler mit einem Sitzstreik die Rückfahrt aus Sibiu/Hermannstaft verzögerten. Die Partnerschaft glich mehr und mehr einem Zeichen für Versöhnung nach dem zweiten Weltkrieg.
So kam es durch die Perestroika- und Glasnost-Politik des russischen Generalsekretär Michail Gorbatschow immer mehr zu einer Annäherung zwischen Ost- und Mitteleuropäischen Staaten. Die Schulpartnerschaft zwischen Sibiu/Hermannstadt und Landshut ließ die Menschen zusammenwachsen und half Grenzen zu überwinden. Seit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde durch Josef Deimer und Klaus Johannis verbindet der europäische Gedanke beide Städte.
Astrid Fodor, Bürgermeisterin von Sibiu/Hermannstadt, trug sich in das Goldene Buch der Stadt Landshut ein. Links die Repräsentantin der Europäischen Union in Rumänien, Ramona Chiriac, rechts Minister Dr. Sergiu Nestor.
So wurde beim Festakt auch die aktuelle Lage in Osteuropa zum Thema: Die Ukraine zeigt uns, wie wichtig ein verbundenes Europa ist. Der russische Einmarsch verändert vieles und stellt eine Rolle rückwärts dar. So galt der Wunsch, lassen Sie uns ein Fest feiern in Freundschaft und friedlichem Zusammenhalt in Europa.
So würdigte auch Oberbürgermeister Alexander Putz, den Beginn der Partnerschaft durch Schüleraustausche, die menschliche Beziehungen aufbauten, welche durch Klaus Johannis zum Miteinander der beiden Städte schon früh unterstützt wurden. Seine Amtskollegin Astrid Fodor nannte die Freundschaft eine Partnerschaft, die nicht nur auf dem Papier existiert, sondern zwischen den Menschen gepflegt wird und sich zum Wohle der Bürger weiterentwickelt. Sie lud alle Landshuter und speziell Oberbürgermeister Alexander Putz zu einem Besuch nach Sibiu/Hermannstadt ein, um die einmalige Atmosphäre der historischen Altstadt, die Kultur und die Gärten ihrer Heimat kennenzulernen.
Ein künsterischer Gruß an Oberbürgermeister Alexander Putz. Das Aquarell zeigt eine Stadtansicht von Sibiu/Hermannstadt, die Kulturhauptstadt Europas 2007.
Der 6. Dezember 2000 war der Gründungtag des Freundeskeises Landshut-Sibiu/Hermannstadt, dessen Vorsitz Dorith Wegmann inne hat. Die Chemie zwischen den beiden Oberbürgermeistern stimmte, so stand einer Verlobung nichts mehr im Wege. Am 13. April 2002 folgte die Hochzeit, die gleichzeitig die Sicherung von Frieden und Freiheit für Europa versinnbildlicht. Es folgte ein reger Austausch. Sport, Kunst, Mittelalterfestivals, die Landshuter Hofmusiktage oder der Austausch zwischen Ärzten oder Verwaltungsmitarbeitern pflegten eine multikulturelle Partnerschaft.
Für die Repräsentantin der Europäischen Union in Rumänien, Ramona Chiriac, stellen Landshut und Sibiu/Hermannstadt zwei besondere Städte in Europa dar, was Kultur und Multikulturelität anbelangt. So erinnert sie sich bestens an den Besuch der Landshuter Hochzeit, den sie als eine authentische Zeitreise um mehrere Jahrhunderte zurück beschrieb. Die Partnerschaft zwischen Landshut und Sibiu/Hermannstadt bezeichnete bezeichnete Ramona Chiriac als ein Model der europäischen Freundschaft, in dem es um Menschen geht. Sie ermutigte, die Partnerschaft in den Bereichen Digitalisierung und Klimaschutz noch weiter voranzubringen.
Eine gute Flasche Roten in Verbundenheit auf die Freundschaft durch Dr. Radu Bals an Dorith Wegmann.
In Vertretung des damaligen Bürgermeisters von Sibiu/Hermannstadt und heutigen rumänischen Präsidenten Klaus Johannis sprach sein Berater, Minister Dr. Sergiu Nestor. Er erinnerte an die humanitäre Hilfe, durch die sich die Bürger Landshuts und Sibiu/Hermannstadt in Solidarität kennenlernten und eine immer engere Freundschaft schlossen. „Menschen mit Visionen haben die Partnerschaft vorangetrieben.“