Es tut sich was in den Köpfen der Menschen – das hat ein gerammelt voller Vortragsraum im Modern India in Landshut gezeigt. Die neugegründete Gruppe „Landshut vegan und aktiv für Tierrechte" lud am vergangenen Samstag zum Infoabend mit Titel „Schwein gehabt? Schweinemast und die Folgen für Mensch, Tier und Umwelt" ein.
Unter den Besuchern waren Landwirte, Tierärzte und interessierte Bürger aus der Stadt und den Nachbarlandkreisen. Denkt man darüber nach, eigentlich kein Wunder, denn 250 000 Schweine allein im Landkreis Landshut, das ist längst zum Problem geworden! So viele gequälte Seelen, verpestetes Grundwasser, enorme Geruchsbelastung, das stößt vielen Menschen auf.
Der Kurzfilm „Pig Vision" stimmte auf das Thema ein. Das Leben zweier Schweinegeschwister wird darin von Geburt an dokumentiert. X15 durchlief den alltäglichen Weg in der Intensivmast , Jackpot wurde freigekauft und lebt bis heute auf einem Gnadenhof. Kurzfristig konnte der Macher von „Pig Vision", Michael Hartl, eigens aus dem Burgenland anreisen, um seinen Film selbst vorzustellen.
In Bezug auf die lokale Situation sprach Rosi Steinberger, Landtagskandidatin der Grünen, über die Problematik der vielen Schweinemast-Betriebe im Landkreis Landshut. Diese kennt sie als Sprecherin der Bürgerinitiative „Uns stinkts!" sehr genau. Die BI setzt sich gegen den Bau einer Schweinemastanlage bei Mittergolding ein. Laut Steinberger ist das Grundwasser im nördlichen Landkreis durch die vielen großen Mastanlagen bereits hochgradig nitratverseucht. Dennoch sei man im Landratsamt keineswegs klüger geworden, ignorierte die von der BI eingereichte Petition und genehmigte den Neubau der Schweinemastanlage. Die Stadt Landshut klagt nun gegen das Landratsamt.
Anschließend zeigte Barbara Nauheimer, Bundesvorsitzende der Tierschutzpartei mit einem umfassenden Vortrag die verheerenden Folgen des Fleischkonsums auf und appellierte eindringlich, das Thema Tierschutz mit in die Agenda für den Bundestag aufzunehmen. So kommt ein erheblicher Anteil der weltweiten CO2-Emissionen nachweislich aus der Nutztierhaltung. Menschen in Entwicklungsländern sterben an Hunger, weil die Hälfte der weltweiten Getreideernte und 90% der Sojaernte an Nutztiere verfüttert werden, anstatt damit das Welthungerproblem zu lösen.
Tierarzt Erich Leitgeb ging auf den Einsatz von Antibiotika in der Schweinemast ein. Viele seiner Berufskollegen seien nur mehr sogenannte „Autobahntierärzte", die keine Diagnosen mehr stellen und einzelne kranke Schweine in Großställen gar nicht mehr in Augenschein nehmen würden, sondern wie Pharmavertreter nur noch großzügig Medikamente verkaufen. Bei den Post Mortem Untersuchungen würde festgestellt, dass ca. 77% aller geschlachteten Schweine in Deutschland während ihrer Mast an Lungenentzündungen u. ä. litten. Kollege Dr. med. vet. Walter Gränzer wies darauf hin, dass viele Tiere die ohnehin kurze Mastzeit gar nicht überstehen würden. Deren Todesursachen würde jedoch mangels wissenschaftlicher Nachforschung auf dem Seziertisch, wenig bekannt werden. Haltungs- oder Fütterungsfehler werden daher meist ebensowenig aufgedeckt wie genetisch bedingte Schäden oder Erkrankungen.
Christine Hafner von Animals' Angels e. V. berichtete aus langjähriger Erfahrung auf den Straßen Europas im Einsatz gegen Langstrecken-Tiertransporte. Je länger ein Transport dauert, desto extremer leiden Tiere. Die häufigsten Gründe hierfür sind Durst, Hunger, Stress durch Hitze oder Kälte sowie Verletzungen aufgrund von Platzmangel. Viele Tiere sterben nach Stunden oder gar Tagen extremen Leidens. Verletzte, kranke oder erschöpfte Tiere werden unterwegs völlig unzulänglich versorgt. Systematische Kontrollen finden nicht statt, weil die finanziellen und personellen Bedingungen dafür nicht vorhanden sind.
Rosi Reindl, Bundestagskandidatin der ÖDP stellte den Einfluß der Gentechnik auf die Schweinemast dar. Genmanipulierter Mais und Soja werden an die Tiere verfüttert und landen so durch den Fleischverzehr auf den Tellern der Konsumenten.
Carina Huber stellte schließlich den Verein Rüsselheim e.V. vor, welcher im Dezember 2012 aus einem Mastbetrieb bei Augsburg rund190 Schweine gerettet hatte welche durch Patenschaften ihren Lebensabend auf Gnadenhöfen verbringen dürfen.
Mit Broschüren und Infomaterial gaben die Aktivisten den Besuchern handfeste Hilfestellung an die Hand, um damit Tierleid, Umweltverschmutzung und gesundheitliche Schäden vermeiden.