Landshut - (04.11.2019) Als Sohn eines Überlebenden des Holocaust, der erst nach Jahren während der letzten Kriegstage aus einem deutschen Konzentrationslager befreit wurde, möchte ich zu den Vorwürfen, ich habe absichtlich einen rechten Beitrag auf Facebook geteilt, folgende Erklärung abgeben:
Vor wenigen Tagen erhielt ich auf meiner Facebook-Seite ein sehr fragwürdiges Bild mit der Aufschrift „Deutscher zu sein heißt, dass deutsches Blut durch deine Adern fließt“. Das hat mich aus persönlichen Gründen so empört, dass ich diesen Satz konterkarieren und der Lächerlichkeit preisgeben wollte. Dazu habe ich den Beitrag mit dem Kommentar: „Interessant! Wie konnten die 1871 so viele Bluttransfusionen durchführen und woher hatten sie so viele Blutspender?“ versehen und am 29.10.2019 um 19:15 Uhr auf meiner Seite geteilt.
Unerklärlich ist mir deshalb, wieso mein Kommentar nicht zu sehen ist. Dieser Umstand ist sehr bedauerlich, denn auf gar keinen Fall war es meine Absicht, den Inhalt dieses Posts, als „positiven Propagandabeitrag“ zu verbreiten und dadurch Missverständnisse zu erzeugen. Vielmehr wollte ich mit meiner Aktion zeigen, dass ich mich von diesem Inhalt deutlich distanziere.
Da ich aus Zeitmangel nur sporadisch auf Facebook bin und deshalb sicher nicht so geübt, wurde ich auf den folgenden Shitstorm erst später von anderen hingewiesen. Mit Unterstützung habe ich den geteilten Beitrag unverzüglich gelöscht, um zu verdeutlichen, dass ich die dort vertretene Ansicht eben gerade NICHT teile. Aufklärungsversuche im Netz
waren leider vergeblich, vielmehr wurden meine Angaben in Zweifel gezogen. Nur Herr Ahmet Karaman hatte die Courage, mit bedachten Überlegungen Fürsprache für mich einzulegen. Ihm reichte für diese Einschätzung offenbar ein einziges Gespräch mit mir. Respekt und vielen Dank dafür!
Sachliche Kritik und harte Worte akzeptiere ich. Aber ohne mich zu kennen oder auch nur das Geringste über meine Person zu wissen, wurden leider von vielen Personen bösartige, extrem beleidigende und unwahre Behauptungen über mich verbreitet. Diese Gehässigkeiten fallen auf ihre Urheber zurück.
Nach meiner Auffassung wird diese Art des Umganges den NS-Opfern nicht gerecht!
Facebook werde ich künftig noch kritischer betrachten und vorsichtiger damit umgehen. „Das Facebook vergisst nichts“, schrieb einer so schön. Richtig! Aber es ist kein rechtsfreier
Raum.
Mein Dank gilt allen Personen und Freunden, die mich in dieser ungewohnten Phase durch Wort und Tat unterstützt haben.
Vielen Dank auch der Presse für die objektive Berichterstattung.
gez.
Willi Hess, Stadtrat
Landshut