Wer denkt bei einer Faltschachtel, aus der er seine Medikamente holt und die leere Verpackung später achtlos wegwirft, schon an schnelles Internet, an die in Jahrhunderten gewachsene und verfeinerte Druckkunst und an modernste Hochtechnik? Aber genau sie sind einige der wichtigsten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für den ebenso großartigen wie nachhaltigen Erfolg einer ehemals Landshuter Spezialfirma, die seit 1996 am Wirtschaftsstandort Wörth daheim ist.
Dies hat Günther Berninghaus, geschäftsführender Hauptgesellschafter des Papierwerks Landshut Mittler (Wörth/Isar), bei einem Besuch von Landrat Peter Dreier erläutert, der dem Firmenchef zum 100-jährigen Jubiläum des Unternehmens gratulierte und sich zugleich über eine hohe Neuinvestition der Firma informierte.
Es war Emil Mittler, der Urgroßvater von Günther Berninghaus, Gesellschafter der Papiergroßhandlung Hartmann & Mittler in Augsburg, der im Jahr 1914 in Landshut die Firma gegründet hat. Als Familienunternehmen durch drei Generationen weitergeführt, hat das Unternehmen, das heute 150 Mitarbeiter zählt, alle Herausforderungen in diesen wechselvollen 100 Jahren bestanden – und besteht heute auch immer wieder von Neuem den harten Wettbewerb, der die Branche prägt. Für Landrat Peter Dreier und den neuen Wörther Bürgermeister Stefan Scheibenzuber, die der Firma zusammen mit Mitarbeitern des Landratsamts einen Besuch abstatteten, war es ausgesprochen erfreulich, von Berninghaus aus erster Hand zu erfahren, dass ein ganz großer Pluspunkt der heutige Standort der Firma ist:
Von Landshut Stadt nach Wörth umgezogen
Im Oktober 1996 hat das vorher in Landshut ansässige Unternehmen seine Arbeit im jetzigen Produktionsgebäude aufgenommen, das mitten im großzügigen und verkehrsgünstig gelegenen Gewerbegebiet von Wörth liegt. Die Gemeinde Wörth, vor allem aber auch der Landkreis haben nach Berningshaus' Schilderung die Firma in großartiger Weise begleitet und unterstützt – eine Bemerkung, die den geschäftsleitenden Beamten des Landratsamts, Albrecht Alram, besonders freute: Er war damals als Wirtschaftsförderreferent des Landkreises mit dem Anliegen befasst.
Gut 20 Millionen Euro beträgt der Jahresumsatz des Spezialunternehmens, das pro Jahr rund 6000 Tonnen Karton von deutschen und skandinavischen Zulieferern verarbeitet. Beim Papierwerk Mittler werden daraus gut 400 Millionen hochwertige Faltschachteln, die auf Lastwagen verschiedener Speditionen zu den Kunden der Firma transportiert werden: „80 Prozent sind Verpackungen für die pharmazeutische Industrie, zehn Prozent für die kosmetische Industrie und zehn Prozent für die allgemeine Gebrauchsgüter-Industrie", erläuterte Berninghaus.
Besonders stolz ist man beim Papierwerk Landshut Mittler darauf, dass die Erzeugnisse des Unternehmens ganzheitlich in der Firma hergestellt werden – vom Entwurf bis zum Endprodukt. Tag für Tag verlassen das Papierwerk rund 1,82 Millionen Faltschachteln, in denen dann zum Beispiel Medikamente – mit exakten, unter Umständen lebenswichtigen Informationen versehen – oder Kosmetika, ansprechend verpackt, an die Frau oder den Mann gehen. Faltschachteln seien ein faszinierendes Produkt, schwärmten Günther Berninghaus und Betriebsleiter Hans Strasser bei der Führung durch das Papierwerk:
Zum 100. Firmenjubiläum siebenstellige Neuinvestitionen
So mancher ihrer Begeisterungsfunken sprang auf die Besucher über, nachdem sie gesehen hatten, was alles an Wissen, Können, Akribie von Menschen und an ausgefeilter Technik in diesen Gebrauchsprodukten steckt. Das wurde unter anderem deutlich bei der Präsentation einer neuen Faltschachtel-Klebemaschine aus dem in der Branche weltweit hoch renommierten Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen-AG: Sie ist Teil einer aktuellen „Gesamtinvestition im siebenstelligen Bereich" des Papierwerks Landshut Mittler, mit der erneut der Firmenstandort und die Arbeitsplätze gesichert werden, wie Berninghaus betonte. Die Druckmaschine erreicht nach den Schilderungen der beiden Fachleute eine Höchstgeschwindigkeit von 500 Metern pro Minute – was einem Ausstoß von maximal 120000 Faltschachteln in der Stunde entspricht. Die Maschine ist zudem mit einem Gerät ausgestattet, das Informationen in Blindenschrift während des Faltschachtel-Klebevorgangs einprägt. „Dabei muss freilich die Geschwindigkeit auf 300 Meter je Minute begrenzt werden", führte Berninghaus aus: „Alle Systeme in der Maschine werden von separaten Kameras, Scannern und Code-Lesern überprüft und garantieren eine hundertprozentige Qualität.
Und Sicherheit – selbst ein einzelner fehlender Blindenschriftpunkt wird vom System entdeckt und die fehlerhafte Faltschachtel zuverlässig ausgeschleust." „So schnell werde ich keine Medikamenten-Schachtel mehr achtlos wegwerfen", bemerkte der sichtlich beeindruckte Wörther Bürgermeister Scheibenzuber. Wie Berninghaus gegenüber Landrat Dreier und seinen Begleitern darlegte, sind weitere Investitionen geplant: Sie seien nötig, um im europaweiten Wettbewerb bestehen zu können, der durch Überkapazitäten am deutschen Markt geprägt sei und auch davon, dass praktisch alle großen namhaften deutschen Wettbewerber über eigene, meist neu errichtete Werke in Polen verfügten. Aber dank eines guten Teams im Wörth, das rund um die Uhr im Dreischichtbetrieb arbeitet, könne das Papierwerk Landshut Mittler sich die notwendigen Produktivitäts-Vorteile herausarbeiten.
Wörther Bürgermeister verspricht schnelles Internet
Besonders interessant war für Landrat Dreier, der sich in seinen Jahren als Sprecher der Landkreisbürgermeister massiv für den Ausbau des schnellen Internets eingesetzt hat, wie enorm wichtig diese Anbindung im Netz ganz konkret für eine Firma wie das Papierwerk Mittler ist: Das Produktions-und Verwaltungsgebäude hat derzeit noch eine zu wenig leistungsfähige Internet-Anbindung – bei großen Graphik-Datenmengen müsse man daher immer wieder einmal über Umwege die Aufgaben lösen.
Zu diesem Punkt konnte Bürgermeister Scheibenzuber eine gute Nachricht übermitteln: Die Gemeinde Wörth werde hier mit einem Anbieter, der den Zuschlag erhalten habe, bald Abhilfe schaffen. In wenigen Monaten werde das Gewerbegebiet über schnelle Internet-Verbindungen verfügen. Mit einer aktuellen Neuinvestition „im siebenstelligen Bereich" baut das Unternehmen Papierwerk Landshut Mittler seinen Firmenstandort im Gewerbegebiet von Wörth an der Isar aus – im 100. Jahr des Bestehens der Firma.
Das Bild oben zeigt, bei einem Rundgang durch die Fertigungsanlagen, von rechts: Landrat Peter Dreier, den geschäftsführenden Hauptgesellschafter Günther Berninghaus, den Wirtschaftsreferenten des Landkreises Ludwig Götz, Bürgermeister Stefan Scheibenzuber, Betriebsleiter Hans Strasser und den geschäftsleitenden Beamten des Landratsamts Albrecht Alram. (Foto: Stöttner)