Foto: Prof. Dr. Reinhard Odoj fand offene Ohren: "Kernenergie inklusive Entsorgung sind eine innovative Zukunft."
Der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg. Dafür warb am gestrigen Dienstag Prof. Dr. Reinhard Odoj vom Forschungszentrum Jülich vor rund 45 Mitgliedern der Landshuter JU und CSU im Nebenraum der Gaststätte Zollhaus. Aus der Sicht des Experten für Nukleare Entsorgung und Reaktorsicherheit hat die Atomenergie beste Zukunftschancen. Erstens, weil die Forschung Atommeiler entwickelt, die auch im Störfall absolute Sicherheit garantieren und zweitens, weil die Physik Verfahren kennt, die den hochgefährlichen, radioaktiven Abfall weitgehendst unschädlich machen. Kurzum: Der Vortrag sorgte bei den Anwesenden für allgemeines Kopfnicken.
Eingeladen hatte JU-Vorsitzender Thomas Haslinger, Stadtrat der Jungen Liste und Fraktionschef der Jungen Liste bzw. Bürger für Landshut e.V, Unter anderen konnte er die Stadtratskollegen Katharina Habereder, Ludwig Zellner und Dr. Max Fendl, sowie Niederaichbachs Bürgermeister Josef Klaus begrüßen. Sein Dank galt dem Referenten des Abends. Prof. Dr. Reinhard Odoj, mit dem Haslinger das gemeinsame Wirken in der Katholischen Studentenverbindung verbindet.
„War der Ausstieg richtig?" Mit dieser Frage leitete Prof. Dr. Reinhard Odoj sein Referat ein. Während Deutschland neun seiner 17 Kernkraftwerke abschaltete, sind derzeit weltweit 40 neue im Bau. Prof. Dr. Reinhard Odoj, selbst aktiver CDU-Politiker, machte keinen Hehl daraus, dass er die Nutzung von Uran zur Energiegewinnung für maximal sinnvoll hält. Zum Vergleich: Aus einem Gramm Uran lassen sich 20.000 kWh Energie gewinnen, während die Verbrennung von einem Gramm Kohle nur 8 Wh erzeugt. So schaffte es das mit Kernenergie angetriebene Frachtschiff NS Otto Hahn mit 55 kg Brennstoff 30mal um den Erdball zu fahren.
Strahlung nannte der Professor etwas ganz natürliches. So gibt ein Kernkraftwerk im Normalbetrieb etwa genauso viel Strahlung ab, wie ein älteres Fernsehgerät. Auch sei die Kernenergie im Gegensatz zur Solarenergie, insbesondere in der Weiterentwicklung, eine relativ einfache Technik.
Künftig, so Odoj, werde es kleinere Reaktoren mit einer Leistung von 300 MW geben. Diese sollen bis spätestens 2050 fertig entwickelt sein. Durch neue Konstruktionen werden diese Kraftwerke sicher sein auch katastrophenfreier Kernreaktor genannt.
Prof. Dr. Reinhard Odoj, Spezialist für Nukleare Entsorgung und Reaktorsicherheit.
Einen breiten Raum widmete Reiner Odoj in seinen Ausführungen der Endlagerung der abgebrannten Brennstäbe. 1.500 m3 Abfall fallen in allen Deutschen Reaktoren pro Jahr an. Die Brennelemente enthalten dann aber noch 95 Prozent unverbrauchtes Uran, weshalb der Professor dringend zur Wiederaufbereitung rät, um diese Ressourcen nicht zu verschwenden.
Fünf Prozent des Abfalls aus den AKWs besitzen eine hohe Radioaktivität, 95 Prozent eine nur sehr geringe. Zur Endlagerung könne der Abfall auch moderne Kunststoffe oder Keramiken verpackt werden, so dass die Radioaktivität eingeschlossen wird.
Doch was soll mit den langstrahlenden hochradioaktiven Elementen wie Plutonium, Neptunium, Americium oder Curium geschehen, deren Halbwertszeiten mit 100.000en von Jahren angegeben werden? Also den sogenannten Problemelementen bei der Endlagerung. Auch dafür hat Prof. Dr. Reinhard Odoj eine Lösung parat und zwar eine, die versuchsweise in der Praxis schon umgesetzt wurde.
Diese können in einem Teilchenbeschleuniger so beschossen werden, dass weitgehendst stabile Elemente auf dem Niveau von Natururan entstehen. „Dadurch kann man den Abfall nach 1.000 Jahren vergessen", so der Professor. Auf die Frage, wie viel Energie für einen solchen Beschuss eingesetzt werden muss, blieb der Professor eine konkrete Antwort allerdings schuldig und meinte, dass von 100 Prozent der Beschussenergie 50 Prozent verloren gehen und die anderen 50 Prozent wieder frei gesetzt und weiterverwendet werden können. Anm. der Redaktion: Auf die gleiche Frage erkläre ein Kernphysiker der Siemens-Tochter KWU (spezialisiert auf den Bau von Kernkraftwerken) vor rund drei Jahren, dass für den Energieaufwand für dieses Prozedere unterm Strich neue Kernkraftwerke gebaut werden müssten.