Acht Experten äußerten sich zum geplanten Ausbau des Landshuter Schlachthofs.
In der Gaststätte des ETSV 09 an der Siemensstraße wurde es am Dienstag Abend ziemlich eng. Sogar extra Stühle mussten in den Raum getragen werden, damit die gut 100 Interessenten Platz nehmen konnten. Die Grünen luden zur Informationsveranstaltung: „Stop dem XL Schlachthof". Die Stimmung im Raum war hochprozentig gegen die Erweiterung des Schlachthofs durch den Betreiber VION, der künftig 22.000 Schweine pro Woche in Landshut schlachten will. Verhindern lassen wird sich das aber wohl kaum.
Die Beiträge der hochkarätig besetzten Diskussionsrunde nun im einzelnen wieder zu geben, würde hier das zeitliche Maß des Lesens sprengen.
Aber die Moderatorin und die Fraktionsvorsitzende der Stadtratsgrünen, Sigi Hagl, brachte es selbst auf den Punkt: Wenn VION all das erfüllt, was dem Schlachthofbetreiber VION seitens der Verwaltung in den Genehmigungsbescheid geschrieben wird und der Stadtrat sich gegen den Ausbau ausspricht, dann kann VION dagegen klagen und wird gewinnen! So einfach ist die Gesetzeslage erklärt.
Konkret geht es darum, dass VION derzeit eine Genehmigung zum Schlachten von 15.000 Schweinen pro Woche in Landshut hat, aber derzeit „nur" eine Kapazität von 12.000 Schlachtungen nutzt. Künftig sollen es 22.000 Schlachtungen wöchentlich werden, was einen Anbau von rund 4.000 Quadtratmeter Produktionsfläche erfordert.
Im Grunde drehte sich die Redebeiträge meist um die Themen Ethik, Grundwasser und Wirtschaft.
Beispiel Ethik: Derzeit werden je zwei Schweine in einer Liftgondel in eine CO2-Kammer nach unten befördert. Das CO2 betäubt die Schweine und macht sie schmerzfrei. Anschließend erfolgt der „Stich" und die Tiere bluten bei noch pochendem Herz aus. Es hieß, dass die CO2-Methode antiquiert sei und nicht zwingend sicher stellt, dass die Schweine tatsächlich ausreichend betäubt sind. Eine Edelgasbetäubung sei zwar besser aber fünffach so teuer. Künftig, also nach dem Ausbau, sollen fünf Schweine gleichzeitig in die CO2-Kammer abgesenkt werden.
Beispiel Trinkwasser: Dieses Thema beschäftigt die Gegend um Hohenthann mehr und mehr. In der 3.900 Einwohner zählenden Gemeinde gibt es 70.000 Schweinemastplätze. Die Probleme daraus finden sich im Trinkwasser wieder. Die Gülle aus den Zuchtbetrieben wird auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Bereits jetzt schon gibt es massive Probleme durch erhöhte Nitratwerte und Rückstände von Düngemittel im Grundwasser, was die Wasserwirtschaftsämter und die Trinkwasserversorger beunruhigt.
Beispiel Wirtschaft: Die Fleischerzeuger und Schlachtbetriebe stehen unter einem massiven finanziellen Druck. Die Großabnehmer und das sind gleichzeitig Großdiscounter wie REWE, Edeka, Lidl und Aldi, schreiben jede Woche aus, wer am günstigsten für ihre Tiefpreisangebote in den Kühl- und Fleischtheken liefern kann, damit sie Kunden mit Sonderpreisen in ihre Filialen locken können. Da bleibt nicht mehr viel Luft im finanziellen Spielraum. Wer nicht billigst liefern kann, ist raus aus dem Geschäft und bleibt auf seiner Ware sitzen.
Auf dem Podium saßenn: Rupert Ebner, Tierarzt und ehemaliger Vizepräsident der Landestierärztekammer, Kathrin Kaiser-Hilz, Initiatorin der online-Petition „Lehnen Sie den Ausbau des Schlachthofes in Landshut ab!", Michael Kammermeier von der Interessensgemeinschaft „Gesundes Trinkwasser Hohenthann", Kathy Mühlebach-Sturm, Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz Landshut, Bernhard Renner, Metzgermeister und Gesellschafter der „Tagwerk"-Biometzgerei mit eigener Schlachtung, Josef Schmid, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Landesverband Bayern e.V., Gerhard Stadler, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverband Niederbayern und Rosi Steinberger, die im Bayerischen Landtag als Grüne im Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz sitzt und Sprecherin für Verbraucher- und Tierschutz ist.
Zudem zeigten insgesamt acht Stadträte Interesse an der Veranstaltung. Namentlich Dr. Dagmar Kaindl (CSU), Hedwig Borgmann, Stefan Gruber, Dr. Frank Palme und Dr. Thomas Keyßner, alle vier von den Grünen, BayernPartei-Chef Robert Neuhauser sowie die Stadträtin der ödp, Christine Ackermann und die parteilose Elke März-Granda. Zudem Gaben sich seitens der Grünen Bezirksrat Markus Scheuermann und MdB Dr. Thomas Gambke die Ehre.
Fraktionsübergreifendes Interesse: die parteilose Elke März-Granda (links), Christine Ackermann (ödp), BayernPartei-Stadtrat Robert Neuhauser (rechts) und neben ihm CSU-Stadträtin Dr. Dagmar Kaindl.