In einer aktuellen Pressemitteilung der SPD-Vorsitzenden Petra Seifert Konrad Haberberger wird auf eine höchst bedenkliche Entwicklung aufmerksam gemacht. Dort heißt es: In den Krankenhäusern des Landkreises Landshut erhöhten sich die Infektionen durch multiresistente Keime, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben, von 2010 bis 2013 um 41 Prozent.
Zu verhindern, dass sich diese hochgefährlichen Krankheitserreger weiter ausbreiten, stellt das gesamte Gesundheitswesen vor eine immense Herausforderung. Erstmals konnten Abrechnungsdaten aller deutschen Krankenhäuser ausgewertet werden. Das erschreckende Ergebnis war, dass jedes Jahr bei mehr als 30.000 Menschen, die im Krankenhaus verstarben, ein Keim gegen den kein gängiges Antibiotikum mehr wirksam ist, seine Hand mit im Spiel hatte. Und zwar jeweils einer der drei multiresistenten Keime, die am meisten verbreitet sind: MRSA (Methicillinresistenter Stayphylococcus), ESBL (Extended-Spectrum-Beta-Laktamasen) und VRE (Vancomycin resistente Enterokokken).
Nach der Auswertung dieser Daten unter anderem durch das renommierte Robert-Koch-Institut stellt sich die Situation im Landkreis Landshut wie folgt dar: Bei insgesamt 27.362 Krankenhauspatienten wurden 138 Fälle von Infektionen durch multiresistente Erreger (MRE) diagnostiziert. Das sind umgerechnet 5 MRE-Fälle auf 1.000 Patienten. Im Vergleich dazu wären dies 3,56 MRE-Fälle auf 1.000 Patienten im Jahr 2010 gewesen. Was auf den ersten Blick nicht besonders dramatisch klingt, bedeutet aber eine Zunahme der Erkrankungen innerhalb von drei Jahren um 41 Prozent. Zumal jede Infektion mit multiresistenten Keimen, besonders für ältere Patienten und Menschen mit geschwächter Immunabwehr, die Gefahr schwerer Komplikationen beinhaltet.
Was sind die Ursachen dieser Entwicklung? Seit 2011 müssen pharmazeutische Unternehmen und Großhändler melden, wie viele Antibiotika sie an die Tierärzte abgeben. Zwar gingen die absoluten Abgabemengen im Jahre 2013 auf 1.452 Tonnen zurück, höchst bedenklich ist jedoch, dass mehr Reserveantibiotika an Veterinäre abgegeben wurden. Diese sogenannten Reserveantibiotika werden in der Behandlung von Kranken eingesetzt, wenn auch bei vermeintlich harmlosen Infektionen wie einer Blasenentzündung alle bewährten Antibiotika versagen. „Reserveantibiotika werden deutlich niedriger dosiert, somit können mit einer bestimmten Menge mehr Tiere behandelt werden als mit herkömmlichen Antibiotika", sagt Konrad Haberberger, Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Landshut-Land.
Der übermäßige und teilweise undifferenzierte Einsatz von Antibiotika sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin fördert die weitere Entwicklung von multiresistenten Erregern. So geht aus dem Antibiotika-Report 2014 „Eine Wunderwaffe wird stumpf – Folgen der Über- und Fehlversorgung" der DAK-Gesundheit hervor, dass jedes dritte Antibiotikum, das Ärzte ihren Patienten verschreiben, nicht notwendig gewesen wäre.
„Wenn wir es noch mehr mit Keimen zu tun bekommen, gegen die sogar Reserveantibiotika nichts mehr ausrichten, besteht die Gefahr, dass Menschen wie früher an Zahn- oder Harnwegsinfektionen sterben müssen", befürchtet die grüne Kreisvorsitzende Petra Seifert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt bereits vor einer „postantibiotischen Ära", in der einfache Infektionen zur tödlichen Gefahr werden können.
Die Haltungsbedingungen von Mastschweinen, Puten und Masthähnchen sind deutlich zu verbessern, indem Aufzuchten, die unter unvorstellbaren Bedingungen erfolgen, wirksam verboten und die Besatzdichten in den Ställen reduziert werden. Artgerecht gehaltene Tiere mit einer robusten Immunabwehr müssen nicht mehrmals während der Mast mit Antibiotika behandelt werden, sondern dies sollte die Ausnahme sein, meinen die beiden Kreisvorsitzenden der Grünen im Landkreis Landshut, Petra Seifert und Konrad Haberberger.