Die Behandlung der Thematik im nichtöffentlichen Teil der letzten Vollsitzung des Stadtrats (22.05.) hat ebenso überrascht wie das Ergebnis, das danach von verschiedenen Seiten schnell bekanntgemacht wurde. Die Turngemeinde Landshut mit aktuell 6.300 Mitgliedern, darunter eine sehr große Zahll aus dem Landkreis, darf vorerst keine weitere Sporthalle als Anbau zum bestehenden Sportzentum West bauen. 21 Stadträte stimmten gegen das Neubauprojekt, 19 dafür.
Die engere TG-Führungsspitze gehört dem politischen Verein Landshuter Mitte (LM) an. TG-Vorsitzende Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner ist Fraktionschefin der Landshuter Mitte. LM-Mitglieder sind auch die TG-Vorstandsmitglieder Kienlein und Temporale, gleiches gilt für die TG-Geschäftsführerin Ulrike Aigner. Dass Goderbauer-Marchner (55) OB-Kandidatin der LM wird, ist sicher kein Geheimnis mehr. Da hätte natürlich für die Wahlkampfzeit (OB-Wahl ist im Oktober 2016) der Neubau gut in ein Wahlkampf-Konzept gepasst: Vorstellung der Baupläne, Erster Spantenstich, Richtfest usw.
2,5 Millionen Euro sollte die Sporthalle, in erster Linie für die Turner gedacht, kosten. 1,3 Millionen Euro wollte die TG selbst aufbringen, 500.000 Euro hätte wohl der Bayerische Landessportverband beigesteuert. Die Stadt hätte gemäß den eigenen Sportförderrichtlinien (30 % der Baukosten) ca. 750.000 Euro beisteuern müssen.
Das Projekt ist also vorerst gestorben. Die gegnerischen Stimmen kamen in erster Linie von den Grünen, der SPD und der Ausschußgemeinschaft. Aber auch die 14-köpfige CSU-Fraktion hat zum Teil dem Projekt die Zustimmung verweigert.
Besonders pikant ist in diesem Zusammenhang der Sinneswandel von FW-Stadtrat Ludwig Graf. Er stimmte im Sportsenat noch mit Stadtrat Robert Gewies (SPD) und Razyie Sarioglu (Die Grünen) dagegen und zusammen erreichten sie per Nachprüfungsantrag sogar die Behandlung in der Vollsitzung.
Stadtrat Graf ließ sich vor der Freitag-Vollsitzung intensiv aufklären und änderte seine Meinung. Er stimmte mit seiner FW-Fraktion geschlossen für die TG-Sporthalle.
In der Tat ist es so, dass die immer noch mit 265 Millionen Euro verschuldete Stadt derzeit weitaus vordringlichere Probleme hat: beim Kita-Ausbau, bei der Sanierung von Kindergärten, Schulen und Sportstätten inclusive Eissporthalle. Dort findet ja am 17. Juli (9 Uhr) wieder eine gemeinsame Sitzung des Bausenats sowie des Sportsenats statt.
Die städtische Prioritätenliste für Sanierungsmaßnahmen und Neubauprojekte ist lang. So muß auch die SPD auf die seit Jahren immer wieder angemahnte städtische Wohnungsbaugesellschaft zum Bau von preiswerten Wohnungen warten. In der bisherigen Amtszeit von OB Hans Rampf wurden nur einige wenige Sozialwohnungen gebaut. - Die Turngemeinde hatte im übrigen Anfang der neunziger Jahre schon einmal über 7.000 Mitglieder.