(11.09.2018) Zum Beginn des neuen Schuljahrs trafen sich die Vertreter der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern), Karl-Heinz Unfried (Vorsitzender) und Sina Kraus (re.i.B., Vertreterin der Jugendorganisation der GEW) zu einem Meinungsaustausch mit der SPD-Abgeordneten Ruth Müller (li.i.B.)hinsichtlich der Lehrerversorgung im Freistaat Bayern und zu den bildungspolitischen Forderungen der Gewerkschaft.
„Wenn der Kultusminister schon in seiner Presse-Erklärung davon spricht, dass es einmal „zum Engpass“ kommen könnte, weiß man doch genau, dass die Lehrerversorgung schon zum Schuljahresanfang auf Kante genäht ist“, machte Karl-Heinz Unfried deutlich. Dies wird auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen ausgetragen, die den Unterrichtsausfall kompensieren müssen. Und die Schulleiter sehen sich jeden Morgen damit konfrontiert, mit ihrem Kollegium die Ausfälle zu kompensieren, damit die Eltern möglichst wenig vom Unterrichtsausfall mitbekommen. „Sie sitzen damit zwischen allen Stühlen“, so Unfried.
„Eine nachhaltige Lösung wäre es, den Lotsendienst auszusetzen, der unsere Grundschul-Lehrerinnen und -Lehrer an den Gymnasien zeitlich bindet“, so Unfried. Zudem könnten die Schulleiter entlastet werden, wenn man für die jetzt anstehenden Jahre des Schüleranstiegs die Evaluation längerfristig aussetzt. „Nur vom Evaluieren wird die Qualität des Unterrichts nicht besser“, waren sich Unfried und Müller einig.
Sina Kraus bat die Landtagsabgeordnete Ruth Müller ausdrücklich darum, endlich die Befristungen für ihre jungen Berufskollegen und -kolleginnen zu beenden. „Unsere jungen Lehrerinnen und Lehrer brauchen eine Perspektive für ihre Lebensplanung und dies ist auch ein Zeichen der Wertschätzung, die die Motivation steigert“.
Hier konnte Müller nur beipflichten, denn es ist eine Schande für unseren reichen Freistaat Bayern, dass jedes Jahr bis zu 7.000 Lehrer befristet angestellt werden und dies damit begründet wird, dass man „eine verfügbare Masse brauche“, wie es in der letzten Landtagssitzung vor der Sommerpause von Seiten der Mehrheitsfraktion verteidigt wurde. „So geht man nicht mit jungen, gut ausgebildeten Menschen um!“
Ein weiteres Thema war das „Bildungsfreistellungsgesetz“, das es in 14 Bundesländern gibt, aber leider noch nicht in Bayern. „Anfang des Jahres haben wir im Bayerischen Landtag dazu einen Gesetzesentwurf eingebracht, der allerdings von der Mehrheitsfraktion abgelehnt wurde“, wusste Müller zu berichten. Schon die Begründung der Ablehnung sei absurd gewesen, denn es habe geheißen: „man wolle keine bildungswütigen Arbeitnehmer“. Darüber zeigten sich Unfried und Kraus empört, denn gerade die Digitalisierung mache es unabdingbar, dass sich die Menschen weiterqualifizieren. Der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ hat längst ausgedient und muss einem Verständnis des lebenslangen Lernens weichen, an dem auch die Arbeitgeber ein Interesse haben müssten, so Müller.
„Zu Beginn des neuen Schuljahrs hat der Kultusminister also eine Menge Hausaufgaben im Gepäck, die zügig abgearbeitet werden müssen“, waren sich die Vertreter der GEW mit der Landtagsabgeordneten Ruth Müller einig.