Die Platane wächst sehr nah am Gebäude. Doch der Baum stand schon, bevor gebaut wurde. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (03.05.2019) Fast wäre die Platane vor der ehemaligen Bahnpost schon gefällt worden. Doch die Grüne Fraktion im Rathaus bekam Wind davon und flugs stellte Stadträtin Hedwig Borgmann einen Dringlichkeitsantrag, denn „es liegt kein Bescheid über die Befreiung von der Baumschutzverordnung vor“. Jetzt wurde das wieso, weshalb, warum im Umweltsenat aufgerollt.
Die Platane vor dem Gebäude, in dem derzeit das Landshuter Netzwerk sein Domizil besitzt, wirft nicht nur Schatten sondern auch viele Fragen auf. Denn es soll einen Plan aus dem Jahr 2016 geben, den Platz umzugestalten. Dieser wurde so aber nie vom Bausenat abgesegnet. Und aus dem Jahr 2014 gibt es eine Genehmigung, den Baum zu fällen, um drei zusätzliche Parkplätze für einem damals angedachten Supermarkt in der ehemaligen Bahnpost zu schaffen. Diese Genehmigung wurde zwischenzeitlich wieder zurück genommen.
Laut Hans Ritthaler, vom Fachbereich Naturschutz der Stadt Landshut, handelt es sich um einen rund 80 Jahre alten, ortsbildprägenden Baum, der schon gepflanzt war, bevor das Gebäude gebaut wurde. Die wuchtige Platane kommt gut mit dem Klimawandel zurecht, ihre Wurzeln liegen knapp an einem Kanal und der Baum sei derzeit nicht verkehrssicher. Hauptamtsleiter Harald Hohn ergänzte, dass es durch den Neubau des ibis-Hotes einen Plan gibt, den Platz neu zu gestalten.
Schon bei der Frageviertelstunde zu Beginn des Umweltsenats, hob Hedwig Borgmann ihre Stimme, die Platane zu erhalten, denn sie spendet Kühle auf einem versiegelten Platz, der sich stark aufheizt, spendet Schatten für die Büros des Landshuter Netzwerks, bietet Vögeln Nistplätze und darf keinesfalls für drei Parkplätze geopfert werden. Ihre Argumente unterstrich sie mit 120 Unterschriften „Pro Platane“, die sie Sitzungsleiter, Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner, übergab.
Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner eröffnete höchstpersönlich die Aussprache: „Ich bekenne mich für den Erhalt des Baums“. Anja König (SPD) stimmte ihm zu: „Ich wundere mich, dass nach 80 Jahren festgestellt wird, dass der Baum eine Fehlpflanzung ist. Der Baum gehört zu diesem Platz, der mit ihm aufgehübscht wird.“
Dass es eine Vereinbarung zur Fällung des Baumes gebe, berichtigte Tilman von Kuepach (LM). Diese stammt aber aus dem Jahr 2017 und hat nicht mit dem Neubau des ibis-Hotels zu tun. Auch er sprach sich für den Erhalt der Platane aus, die es dort schon länger gibt, als das Gebäude dahinter.
Zweifel, welchen Plan es gibt oder gab, die Platane zufällen.
Hedwig Borgmann nannte es gar „eine Sünde, den Baum jetzt umzuschneiden“. Sie kann ein Verhältnis zwischen Baumfällung und Parkplätzen nicht nachvollziehen.
Was es kostet, den Baum zu erhalten, wollte Klaus Pauli (FW) wissen und welche Rolle der Kanal spielt. Hans Ritthaler beantwortete die erste Frage mit „einem vierstelligen Betrag“ und die zweite Frage mit „weiß nicht, ob der Kanal wurzelsicher ist“. Die Frage von Elke März-Granda (ÖDP), ob die Verwaltung den Baum gefällt hätte, wenn der Stadtrat nicht mitbekommen hätte, blieb unbeantwortet.
Für die CSU bekam Rudolf Schnur (CSU) die Lust, das Thema in die zweite Lesung zu schicken. „Wir sollen etwas auf Grund eines Plans entscheiden, der nie genehmigt wurde“, wurmte es ihn. Hedwig Borgmann pflichtete bei: „Warum reden wir über einen Plan, der nie zum Zug gekommen ist?“
Dr. Thomas Keyßner war für einen Kompromiss: „Können sie es unterstützen, dass wir die Platane erhalten, bis andere Bäume nachgepflanzt und nachgewachsen sind?“ Neupflanzen unterstützte auch Klaus Pauli: „Der Parkplatz sieht furchtbar aus.“
Wie es in mit der Ökobilanz zwischen der alten Platane und zehn neuen Bäumen steht, hinterfragte Bernd Friedrich (BfL) und stellte höchstpersönlich den Antrag auf zweite Lesung. Hans Ritthaler antwortete, dass zwei Bäume erst in bis zu 100 Jahren eine bessere Bilanz vorweisen.
Harald Hohn plädierte, anstatt einer zweiten Lesung den Tagesordnungspunkt zurück zu stellen. Bis dahin wird die Befreiung von der Baumschutzverordnung zurück genommen, ein Plan für Ersatzpflanzungen und die Verträge von damals für die Baumfällung sind vorzulegen. Das fand die breite Mehrheit im Umweltsenat.