Richard Geiger, der Herr in der Verwaltung, der dem Abfall in der Stadt Herr werden muss. - Foto: W. Götz
Landshut – gw (10.10.2019) Bei der Müllabfuhr wird sich wohl einiges ändern. Neue kleinere Fahrzeuge sind angedacht, eine oder mehrere Zwischensammelstationen und eine Aufgabe des „Full Service“ bei dem die Müllwerker selbst die Tonne aus dem Grundstück holen. Den Aufhänger dazu liefert die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DUGV) mit 43 Vorschriften. Jetzt beginnt in der Verwaltung das große Nachdenken.
Die Sitzungsvorlage im Bau- und Umweltsenat trug den eher lapidaren Titel: „Konzeptentwicklung zur Strukturanpassung der Restmüllabfuhr“. Doch als Richard Geiger vom Amt für Abfallwirtschaft mit seinem Vortrag begann, summierte sich seine Worte wie eine Art Kettenreaktion, dass sich bei der Müllabfuhr in Landshut in nächster Zeit viel und grundlegendes ändern kann.
Dominostein 1: Die Straßenbreite
Damit ein Müllauto überhaupt fahren darf benötigt es laut DUGV eine Straßenbreite von 3,55 Metern bei Sackgassen und 4,75 Metern im Begegnungsverkehr. Bei Sackgassen wird die Sache noch spezieller: Gibt es keine ausreichende Wendemöglichkeit dürfen Sackgassen nicht befahren werden, wobei für Straßen, die vor 1979 gebaut wurden und maximal 150 Meter lang sind, Ausnahmen möglich sind. Dann müssen die Anwohner die Tonne selbst zu nächstgelegenen Sammelplatz bringen.
Das wäre in Landshut bei 186 Straßen der Fall. Diese dürfen laut DUGV nicht mit einem Mülllaster befahren werden. Doch hier beginnt das nächste Problem. An vielen Kreuzungen steht nicht genügend Platz zur Verfügung, um die Behälter bereitstellen zu können.
Richard Geigers Lösungsansatz wäre, kleine, 1,70 Meter breite, sogenannte Bonsai-Müllfahrzeuge einzukaufen, damit diese Straßen noch bedient werden können. Der Hacken an der Sache: Anstatt zehn bis elf Tonnen, kann ein Bonsai-Laster nur ein bis drei Tonnen Müll transportieren.
Bei all den Abwägungen geht es Richard Geiger auch darum, welcher Weg den Anwohnern zugemutet werden kann, ihre Tonnen zu einem zentralen Abholplatz zu schieben. Bei bis zu 240 Meter stellt sich die Frage der Zumutbarkeit.
Dominostein 2: Die wachsende Stadt
Schon jetzt stößt der Fuhrpark an seine Auslastungsgrenzen. Dazu kommt: Ist ein Müllauto voll geladen, muss es zum Müllumschlagplatz nach Wörth a. d. Isar zum Entleeren. Eine Stunde hin und eine Stunde zurück und das zwei Mal am Tag. Macht vier Stunden, in denen die Lader quasi „frei“ haben. Dieses Problem könnte mit einer Sammelstation in der Stadt gelöst werden. Das erhöht die Effizienz des Personals und trägt zur Gegenfinanzierung kleinerer Bonsai-Laster bei.
Dominostein 3: Full Service
Derzeit holen die Müllwerker die Tonnen selbst aus den Grundstücken ab, solange die Wegstrecke nicht länger als 15 Meter ist. Hier wird überlegt, dieses „Zuckerl“ aufzugeben. Das spart wiederum Personalkapazitäten und trägt zur Finanzierung von kleineren Sammelfahrzeugen aus. Richard Geiger stellt hier auch die Frage: Ist die Aufgabe des Full Service den Bürgern vermittelbar? Auf der anderen Seite klappt das Bereitstellen durch die Anwohner bei der Papiertonne ohne Probleme.
Unterm Strich geht es darum, auf der einen Seite Service aufzugeben, um auf der anderen Seite mit kleineren Müllfahrzeugen mehr Service anzubieten. Daher bat Geiger die Stadträte, dazu ein detailliertes Konzept ausarbeiten zu dürfen. Der Bau- und Umweltsenat gab dazu nach kurzer Debatte sein Einverständnis.
Zuvor wunderte sich Rudolf Schnur (CSU) warum ein Müllauto nicht in 186 Straßen fahren darf und ein Rettungsfahrzeug schon. Er empfahl sogar mehr Halteverbotsschilder aufzustellen, um für die Müllfahrzeuge mehr Platz zu schaffen. Für Anja König (SPD) „ist es ganz normal, dass wir Abends die Tonne raus stellen“. Oberbürgermeister Alexander Putz und Gerd Steinberger (SPD) meinten, „dass es keine Zumutung für die Bürger sei, die Tonne 150 Meter weit zu schieben.“