Sowohl erfahrene als auch neue Köpfe bewerben sich bei den Grünen um die 44 Stadtratsplätze. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (14.10.2019) In einem 7,5stündigen Sitzungsmarathon wählten die Grünen am Samstag im Zollhaus ihr 44köpfiges Kandidatenteam zur Stadtratswahl am 15. März 2020. Dabei gab es einige Überraschungen. Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner und Stadtrat Prof. Dr. Frank Palme geben neuen Gesichtern den Vortritt und kandidieren nicht unter den vordersten Plätzen.
Jeder Kandidat, hier Dr. Thomas Keyßner, hatte die Möglichkeit, sich und seine Ziele vorzustellen.
Das Prozedere zur Nominierung der Stadtratsliste mag zwar etwas komplex wirken, gibt aber in seiner hochdemokratischen Form jedem und jeder die Chance sich für die begehrten Plätze in den ersten Reihen zu bewerben. Wie zu erwarten, führt Oberbürgermeisterkandidatin Sigi Hagl die Liste auf Platz Eins an. Mit der Mannschaft, die nun hinter ihr steht, zeigt sie sich hoch zufrieden. Ein engagiertes, vielfältiges Team: „Mit denen kann man Wahlkampf machen.“
Platz 1: Sigi Hagl
„Lasst uns Landshut gemeinsam gestalten“, warb Sigi Hagl für eine starke Liste und für eine bürgernahe Politik. „Nur wer viele Meinungen zulässt, kann sich entwickeln.“Zur zukünftigen Entwicklung will sie ein städtebauliches Leitbild entwickeln, Landshut zur Fahrradstadt machen, den ÖPNV ausbauen und für sichere Schulwege sorgen. Ganz oben auf ihrer politischen Wunschliste steht der Klimaschutz. Um das alles zu verwirklichen, sollen die Grünen die stärkste Kraft im Stadtrat werden und den Oberbürgermeister stellen, denn im Moment „bremst die Mehrheit im Stadtrat den Wandel und hält an alten Zöpfen fest.“
Platz 2: Stefan Gruber
Gruber will auch in den nächsten sechs Jahren für die grüne Idee einstehen, „auch wenn andere Landshut als Autofahrerstadt sehen Wir nicht!“ Die Stadtentwicklung darf, so Gruber, nicht nur durch Investoren getrieben werden. Er wünscht einen Kriterienkatalog, damit Flächen nachhaltig vergeben werden. Eine klare Abfuhr erteilt er allen, die Hass auf Minderheiten verbreiten. „Wir laufen Gefahr, dass die AfD in den Stadtrat kommt und einen Keil in die Gesellschaft treiben will.“ Er möchte im Stadtrat lieber mit allen zusammenarbeiten und gemeinsame Anträge stellen. „Unsere Gesellschaft funktioniert nur, wenn wir das Miteinander leben.“
Platz 3: Hedwig Borgmann
„Früher wurden die Grünen als Spinner verspottet, heute sind wir eine treibende politische Kraft“, so Borgmann, für die der Satz „Wir haben die Erde von unseren Kindern geborgt“ noch immer seine Gültigkeit besitzt. In der politischen Arbeit ist es ihr unverständlich, dass sich der Stadtrat nicht für eine Fahrradstraße entscheiden kann, während vor dem Rathaus Fridays for Future demonstriert. „Das ist ein Verharren im Gestern.“ Das Klimamanagement soll in der Stadt zu einer Stabsstelle werden und nicht nur mit einer Halbtagsstelle besetzt sein. Wichtig sei auch, flächensparend zu bauen und wertvolle Flächen überhaupt nicht zu bebauen.
Platz 4: Pascal Pohl
„Ich habe das Gefühl, ich muss etwas machen, um Landshut fit für die Zukunft zu machen“, leitete Pascal Pohl seine Bewerbungsrede ein. So möchte er, dass die Martinsschule für alle Landshuter erhalten bleibt. „Die Stadtpolitik muss Kreativität zulassen und das Gemeinwohl muss in der Stadtentwicklung Vorrang haben.“ So dürfen Clubs, Bars und alternative Einrichtungen nicht aus der Stadt vertrieben werden. Pohl will auch nicht darüber diskutieren, ob es die Klimakrise gibt, sondern Konzepte dagegen entwickeln. Dazu gehört natürlich der Ausbau des ÖPNV. „Jeder, der nach Landshut kommt, soll ich hier wohlfühlen.“
Platz 5: Elke Rümmelein
„Ich bin nach Landshut gekommen und hier geblieben, weil ich mich in die Stadt verliebt habe“, gestand Elke Rümmelein ein. Für sie besteht Landshut aus mehr, als aus Autofahrern, historischen Gebäuden und Steuerzahlern. Daher möchte Elke Rümmelein als Stadträtin immer den Dialog zu den Bürgern suchen. Etwa für mehr Fahrradstraßen, für mehr arten- und klimagerechte Grünflächen und neue Konzepten für die Altstadt. Sie hatte sich Listenplatz Fünf fest vorgenommen, In einer Kampfabstimmung gegen Iris Haas konnte Elke Rümmelein diesen aussichtsreichen Platz mit 20 zu 18 Stimmen für sich gewinnen.
Platz 6: Christoph Rabl
Als engagierter Mitarbeiter im grünen Arbeitskreis Stadtentwicklung handelt es sich bei Christoph Rabl um kein unbekanntes Gesicht. Dabei sieht er im ökologischen Handeln igleichzeitig das ökonomischste Handeln. „Denn alles was wir gegen die Natur machen, ist anstrengend.“ Er will Aktionen für eine Aufwertung des Stadtparks und der Isar im Stadtgebiet anstoßen. Etwa mit einem Isarstrand und einer Surfwelle. „Die Stadt kann mehr sein, als eine gotische Autofahrerstadt“, so Rabl, der für Landshut gerne ein Stachel sein möchte, um verschiedene Sachen aus neuen Perspektiven zu sehen und zu bewerten.
Platz 7: Iris Haas
Iris Haas kam durch den Bürgerentscheid gegen die Westtangente zur kommunalen Politik. Der Entscheid wurde zwar nicht gewonnen. „Dabei wollen wir es nicht belassen“, kündigte Iris Haas an, die sich auch weiterhin gegen diese Straße ausspricht. Sie will mithelfen, die verkrusteten Strukturen im Stadtrat aufzuheben. Auf keinen Fall möchte sie, dass die Ochsenau bebaut wird und auch keine Jugendherberge auf der grünen Wiese. „Wenn ich etwas erreichen will, muss ich politisch handeln“, lautet ihre Motivation, mit der sie sich auch für das Bürgerbegehren zur Rettung der Bienen engagiert hatte.
Platz 8: Prof. Dr. Frank Palme
Stadtradeln, Bürgerentscheid „Busse Baby“, Inklusion: Stadtrat Prof. Dr. Frank Palme arbeitet schon auf verschiedensten Gebieten für die Landshuter Bürger. Aber: „Der Bus führt immer noch so, als ich damals zur Schule ging“. Das will Palme dringend verbessern. Das Ziel von politischen Handeln soll nicht Aktionären zu Gute kommen, sondern allen Bürgern. So darf im Stadtrat auch nichts Positives abgelehnt werden, nur weil bestimmte Gruppierungen ihre Mehrheit beweisen wollen. Mobilität heißt sein Steckenpferd, dazu zählt auch die Mobilität gehandicapter Menschen, weshalb er sich steht für Barrierefreiheit einsetzt.
Platz 9: Regine Keyßner
Vor 30 Jahren wurde Regine Keyßner Mitglied bei den Grünen und rückte nach dem Ausscheiden von Hermann Metzger vor zwei Jahren in den Stadtrat nach. Schnell stellte sie fest: „Hier ticken die Uhren anders. Wie beim Antrag auf Trinkwasserbrunnen, aus dem dann ein Nachprüfungsantrag wurde mit dem Beschluss, eine einzige Trinkwassersäule für ein Jahr auf Probe zu bauen. Als Mitglied im Liegenschaftsausschuss wehrt sie sich dagegen, Flächen sinnlos zu bebauen oder Flächen billig zu verscherbeln. Regine Keyßner glaubt fest daran: „Christ sein und bei den Grünen zu sein, das ist eine logische Konsequenz.“
Platz 10: Ahmed Karaman
Bei Ahmed Kamaran handelt es sich um einen Landshuter mit Migrationshintergrund. Als Gastarbeiterkind wuchs er in zwei Kulturen auf. Zur Schule ging Karaman in einer reinen Ausländerklasse: „Da wurde Integration verhindert.“ Er möchte zwischen Menschen verschiedener Kulturen vermitteln. So hat man es mit dem Fest Ramadan geschafft, Brücken zur Integration zu bauen. Auch er möchte die Martinsschule als Bürgerhaus erhalten und einen Ausverkauf städtischer Gebäude verhindern. Was die Ausweisung von Fahrradstraßen anbelangt, soll im Stadtrat noch nicht das letzte Wort gesprochen sein.
Platz 11: Heike von Malottki
Parteipolitsch ist die Rechtsanwältin für Betreuungsrecht, Familienrecht, Opferhilfe, Pflegerecht, Schwerbehindertenrecht und Unterhaltsrecht erst seit kurzem aktiv. Während in den 80er Jahren gegen die WAA in Wackersdorf demonstriert wurde, stand die gebürtige Norddeutsche zum Protest in Brockdorf am Bauzaun. Als Feministin sieht sie ihre Kompetenzen in der Stärkung der Frauenrechte und der Gleichstellung von Frauen. Dazu will sie mit Frauenhäusern zusammen arbeiten. Ebenso gilt ihre Aufmerksamkeit der Begleitung von minderjährigen Flüchtlingen.
Platz 12: Dr. Thomas Keyßner
Seit 20 Jahren sitzt Dr. Thomas Keyßner im Stadtrat und will auch in Zukunft als Bürgermeister die Stadt mitgestalten. „Es gibt viel zu tun und ich habe Bock es zu tun.“ Dass die Verkehrswende im Stadtrat bekämpft wird, missfällt Keyßner und will sich weiterhin für „mehr Platz fürs Fahrrad“ stark machen. Ein Unding: Ein Arbeitsplatz in Berggrub kann per Rad nur mit Todesangst erreicht werden. Für Keyßner muss jeder in der Stadt seinen Platz haben, aber nicht jeder Stellplatz. Sein Wunsch lautet, dass die Grüne Fraktion sich auf eine doppelte Mandatszahl verbessert und Sigi Hagl Oberbürgermeisterin wird.
Platz 13: Barbara Scharl
Platz 14: Tobias Weger-Behl
Platz 15: Edith Schmidbauer
Platz 16: Martin Härtl
Platz 17: Jasmin Faulstich
Platz 18: Willi Forster
Platz 19: Verena Putzo-Kistner
Platz 20: Johannes Schlieter
Platz 21: Thea Schulz
Platz 22: Detlev Rüsch
Platz 23: Lena Blumenthal
Platz 24: Dr. Marc Achilles
Platz 25: Lisa Gusel
Platz 26: Stefan Bartz
Platz 27: Alexandra Pappenberger
Platz 28: Ulrich Theising
Platz 29: Elisabeth Sturm
Platz 30: Gerald Hoffmann
Platz 31: Isi Käsbauer
Platz 32: Reinhard Gromotka
Platz 33: Gertrud Fackelmann
Platz 34: Markus Scheuermann
Platz 35: Susanne Höppner
Platz 36: Philipp Hutzenthaler
Platz 37: Elisabeth Strasser
Platz 38: Frank Grünwald
Platz 39: Petra Maier
Platz 40: Jakob Strasser
Platz 41: Birgitt Corall
Platz 42: Kunibert Herzing
Platz 43: Dr. Theresia Strasser
Platz 44: Jochen Decker