Das Modell der Grundschule Ost mit seinen drei ineinander verbundenen Kubuselementen. - Darstellung: Dürschinger Architekten
Landshut – gw (08.11.2019) Jetzt steht der nächste fette Brocken in den Papieren, den die Stadt Landshut zu stemmen hat. Im gestrigen Bausenat wurden die Planungen und Kosten für die neue Grundschule Ost beim Kaserneneck vorgestellt. 32,5 Millionen Euro werden derzeit kalkuliert. Karina Habereder (JL) erkundigte sich mehrmals, ob es Möglichkeiten gibt, die Schule billiger zu bauen. Das scheint aber schwierig zu sein.
Um Kosten zu sparen wurde bereits ein bautechnischer Trick angewendet. Während das Erdgeschoss in Massivbauweise (Beton oder Ziegel) entsteht, wird das Obergeschoss in einer Holzbauweise errichtet.
Kritik gab es von Oberbürgermeister Alexander Putz an den sogenannten Kostenrichtwerten, nach denen der Freistaat die Förderung von Schulen und Kitas berechnet. „Die Baukosten steigen schneller als die Richtwerte.“ So ist es nicht mehr möglich zu den Kostenrichtwerten zu bauen. Auch die Regierung sagt: die Schulen, die Landshut baut, sind zu teuer. Daher will der OB Vergleichswerte haben, wo heute Schulen günstiger gebaut werden. Darüber möchte er auch mit den Ministerien diskutieren.
Von den veranschlagten 32,5 Millionen Euro kann Landshut mit einer Förderung von rund 20,6 Millionen Euro rechnen.
Die Grundschule Ost wird vierzügig geplant, auch wenn sie im Schuljahr 2023/24 erst dreizügig an den Start geht. Für die Vierzügigkeit müssen Gemeinschaftsflächen, die Mensa und auch die Lehrerzimmer großzügiger ausgelegt werden, damit es bei der Vierzügigkeit nicht zu Platzproblemen kommt. Das beschloss der Stadtrat Ende Februar dieses Jahres.
Eine Grundschule wird heute auch anders geplant, als noch vor fünf bis zehn Jahren, um dem großen Bedarf an Ganztagesbetreuung gerecht zu werden. Diese liegt bei 55 Prozent. Auch ist der Aufwand bei einer Grundschule höher, als bei einer Realschule, um moderne, pädagogische Unterrichtsformen anzubieten, bei denen die Kinder in sogenannten Clustern unterrichtet werden.
Das Parterre der Grundschule in der Draufsicht - Grafik: Dürschinger Architekten
Der sogenannte „Frontalunterricht“, bei dem der Lehrer von der Tafel aus in die Klasse hinein lehrt, geht stark zurück. Dafür wird in Lernclustern viel spezieller auf die einzelnen Begabungen der Kinder eingegangen.
Karina Habereder wollte wissen, ob Flächen eingespart werden können. „Eine Grundschule benötigt ja heute die 2,5 bis 3fache Fläche als vor 30 Jahren.“ Baudirektor Johannes Doll bestätigte, dass es einen gewissen Überhang an Fachräumen gibt. Das sei notwendig, um später von der Drei- auf Vier- oder auch auf Fünfzügigkeit zu erhöhen. Zudem sei wegen der Lerncluster, der Mensa, der Küche, der Mittagsbetreuung, des Hortes oder auch wegen der Räume für Schulpsychologen mehr Platz notwendig.
Karina Habereder hakte nach: „Können wir eine stinknormale Grundschule wie vor 30 Jahren bauen?“ Darauf antwortete OB Alexander Putz: „Ja, das würde genehmigt werden, aber dann sind moderne Unterrichtsformen nicht umsetzbar.“ Doll ergänzte: „Das ist heute nicht mehr der Standard.“ Karina Habereder erkundigte sich auch über „Einsparungspotentiale, wenn wir das Wunschdenken reduzieren“, worauf Gerhard Mayer vom Amt für Gebäudewirtschaft erklärte, dass es beispielsweise nicht möglich sei, einen Schulraum als Hort zu benutzen.
„Wir sollten heute keine 'Flurschule' wie damals bauen“, arrangierte sich Stefan Gruber (Grüne) mit den Planungen. Mit 'Flurschule' meinte er eben eine solche „Penne“, wie sie vor 30 Jahren und früher gebaut wurde. „Zeitgemäße Pädagogik hat sich verändert und fließt auch in den Schulbau ein“, so Gruber.
Gruber missfallen allerdings die staatlichen Rahmenbedingungen: „Wir haben eine Urbanisierung und die kreisfreien Städte bleiben auf der Strecke.“ Wie ein Stoßgebet formulierte er: „Lieber Freistaat, lass uns nicht auf der Strecke.“
Ob es möglich sei, die Schule aufzustocken und wie es um Bodenschadstoffe steht, waren die Fragen von Elke März-Granda (ÖDP). Laut Planungsbüro Dürschinger ist es aus Gründen des Brandschutzes und der Statik nicht möglich, weitere Stockwerke aufzusetzen und die Bodenbelastungen durch Arsen und Radon liegen im unterschwelligen Bereich.
Für Oberbürgermeister Alexander Putz steht jedenfalls fest, dass sich die Zukunft der Region über die Bildung entscheidet. „Die Anforderungen dazu sind höher geworden.“ Darauf reagierte Gerd Steinberger (SPD) als Achdorfer Patriot: „Dann wird den Kindern in Achdorf etwas entzogen“, meinte er mit Blick auf die schon in die Jahre gekommene Karl-Heiss-Schule. „So schaffen wir eine Zweiklassengesellschaft bei den Kindern“, worauf OB Putz bekannte: „Wir haben auch den Bedarf, bestehende Schulen anzupacken.“