Im Bild 2.v.li. Moderatorin Veronika Lackerbauer (Kreistagskandidatin), Landratskandidat Karl-Heinz Unfried, OB-Kandidat Stefan Hemmann, dahinter Stadtratskandidat Falk Präcklein und Referenten von Ver.di sowie Rentenversicherung - Foto H. Schnall
Landshut - pm (27.01.2020) Handeln gegen Altersarmut! Die Linke / mut veranstaltete Diskussionsabend mit Betroffenen Am letzten Mittwoch, den 22.1.2020, nahm sich die gemeinsame Liste von Die Linke / mut für die Kommunalwahlen im März des aktuellen Themas Altersarmut an.
Landratskandidat und verdi-Vorsitzender Karlheinz Unfried war der Gastgeber für den Diskussionsabend im Gasthaus „Zur Insel“. Neben zahlreichen interessierten Zuhörer*innen aus allen Bevölkerungsschichten folgten seiner Einladung die Spitzenkandidaten der Liste Die Linke / mut für Stadtrat und Kreistag, OB-Kandidat Stefan Hemann, Vorstandsmitglied der Rentenversicherung Bayern Süd und DGBGeschäftsführer Niederbayern Andreas Schmal, von derTarifkommission der GEW Bayern Marian Janka, sowie als Stimmen der Betroffenen: Anna Weingart, Rentnerin und Kandidatin der Liste, sowie Hans-Peter Brunnhuber von der Nachbarschaftshilfe e.V.
OB-Kandidat Stefan Hemmann (stehend) und Diskutanten
Durch den Abend führte die Landshuter Buchautorin Veronika Lackerbauer, Spitzenkandidatin der gemeinsamen Kreitagsliste. Die Auftaktrede hielt Willy Geiger vom Landesfachbereich Telekom. Er stimmte die Anwesenden mit einigen markigen Worten auf das Thema ein und stellte unter anderem die These auf: „Wenn Löhne heute schon nicht mehr zum Leben reichen, wird die Rente ein Fiasko“. Frau Lackerbauer bat daraufhin Frau Weingart und Herrn Brunnhuber um ein paar Einblicke in die Problematik von Betroffenen in Stadt und Landkreis.
Herr Brunnhuber betonte, dass die Diskrepanz zwischen Stadt und Land, gerade im Hinblick auf die oft prekäre Wohnsituation, groß sei. Von Altersarmut betroffene seien häufig gezwungen, ihre angestammten Wohnsitze aufzugeben, da sie sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten könnten. Während die Stadt Landshut, vor allem durch soziale Einrichtungen wie eben der Nachbarschaftshilfe e.V., die akut von Obdachlosigkeit bedrohten Personen relativ gut betreuen und begleiten könne, gäbe es im Landkreis hier ein Vakuum. Das Landratsamt verweist auf die jeweiligen Gemeinden, die oft nicht einmal Unterkünfte zur Verfügung stellen könnten.
Auch Anna Weingart wies darauf hin, dass sie als Rentnerin jetzt auf Zuverdienste angewiesen sei, da sie mit ihrer Rente alleine nicht über die Runden käme. Für die anwesenden Vertreter der Listen von die Linke / mut ergriff Falk Bräcklein das Wort: „Seniorinnen und Senioren müssen in die Mitte der Gesellschaft zurückgebracht werden. Denn das Problem Altersarmut ist keine Randerscheinung! Deshalb braucht es zusammenhängende Lösungen. Generationenübergreifende Wohnprojekte können beispielsweise Vereinsamung im Alter entgegen wirken."
Einblicke in die Funktions- und Arbeitsweise der Rentenversicherung gab Andreas Schmal. Er beklagte vor allem, dass das Interesse gerade bei jüngeren Versicherungsnehmern zum Thema Rente zu gering sei. Die meisten würden irgendwann von der tatsächlichen Höhe ihrer zu erwartenden Rente überrascht, obwohl sich die Entwicklung über Jahrzehnte vorausberechnen ließe. Er machte auch deutlich, dass es sich bei der gesetzlichen Rente um eine Versicherungsleistung handele, die Weichen seien gesellschafts- und sozialpolitisch zu stellen.
In dieselbe Kerbe schlug auch Marian Janka, der ebenfalls mangelndes Interesse und Engagement an tariflicher und gewerkschaftlicher Arbeit beklagte. „Ein Tarifvertrag hilft schon, nur dadurch, dass er existiert“, pflichtete ihm Geiger bei. Tarifgebundene Unternehmen zahlten im Durchschnitt höhere Löhne und bessere Sozialleistungen, dadurch erhöhten sie die zu erwartende Rente und bildeten daher einen wirksamen Schutz vor Altersarmut. Auch in punkto Gleichstellung und finanzielle Absicherung von Frauen seien Tarifverträge die wirksamsten Instrumente.
Einig waren sich die Vertreter von Rentenversicherung, Gewerkschaften und Politik darin, dass zur Stärkung der tariflichen Bindung ein Vergabegesetz unerlässlich wäre. Da dies kommunalpolitisch nicht erzwingbar sei, wäre der erste Schritt, öffentliche Vergabe verpflichtend an Tariftreue und die Existenz einer betrieblichen Vertretung zu koppeln. Hitzig wurde die Debatte, als von Kreistagskandidat Max Geisel das Thema Grundrente eingebracht wurde. Über die verschiedenen denkbaren Modelle schieden sich die Geister. Letzten Endes handelt es sich dabei auch um ein Thema, das nur auf Bundesebene entschieden werden könnte.
Einigkeit herrschte wiederum über die Feststellung, dass nur starke und kämpferische Gewerkschaften die Rechte der Arbeitnehmer*innen gewährleisten und armutssichere Tariflöhne erreichen können. Abschließend bedankte sich Gastgeber und Landratskandidat Karlheinz Unfried bei den Anwesenden und fasste als Quintessenz des Abends zusammen, dass es jetzt Aufgabe jedes einzelnen sei, dafür zu sorgen, dass die Ergebnisse der Debatte weitergetragen werden.nten-Experten