Stella Haun hatte aufmerksame Zuhörer. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (02.02.2020) „Klimawandel“ und „Klimaschutz“, zwei alltägliche Worte haben dazu geführt dass der Begriff "Klimahysterie" zum Unwort des Jahres 2019 gekürt wurde. Doch wie geht man in der Praxis damit um, und wie spricht man mit „Klimaleugnern“ darüber? Dazu sprach die ehemalige Klimaschutzmanagerin Stella Haun auf Einladung der ÖDP. Stadträtin Elke März-Granda kam nicht umhin, Landesvater Dr. Markus Söder zu zitieren.
Nur 50 Prozent der Weltbevölkerung glauben, dass der Klimawandel menschengemacht ist, so Stella Haun, beim Informationsabend im Gasthaus „Zur Insel“. So breitet sich derzeit eine Informationsflut aus, ebenso, wie Untergangstheorien. Nichts davon hilft weiter, warnte Stella Haun: „Es müssen neue Kommunikationsstrategien gefunden werden. Eher nach dem Prinzip, wenn viele Ameisen etwas machen, kommt auch etwas zusammen.
Stella Haun bezog sich in ihrem Referat auf das Buch des norwegischen Umweltpsychologen und Politikers Per Stokens mit dem Titel: „Was wir denken, wenn wir versuchen, nicht über Klimaveränderung nachzudenken“. Stokens reduziert es auf einen theoretischen Ansatz und setzt „Leugnung, Untergang, Dissonanz und Identität“ „Einfachheit, Signale und Geschichten“ gegenüber.
Rein praktisch soll dies auf ein umweltfreundliches Verhalten hinwirken, ohne politisch oder kulturell zu polarisieren. Anstatt den Untergang zu prophezeien, sollen Gesundheit und Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen. Umweltfreundliches Verhalten soll sexy und klimagerechtes Handeln Normalität werden, anstatt Angst vor dem Verlust von Statussymbolen zu haben.
Sehen Klimaschutz aus eine Notwendigkeit: Stella Haun (links) und Elke März-Granda.
So kann der SUV auch ein elektrischer sein. Auf Hausdächern wurde es auch zur Selbstverständlichkeit Solaranlagen zu installieren oder, wie seit Jahren, mit dem E-Bike zu radeln. Das sind für Stella Haun Signale, die den Fortschritt darstellen, die für bequem und praktisch stehen. Diese Denkanstöße lassen sich noch beliebig fortsetzen, etwa weniger Fleisch zu essen, oder öfters mit dem Bus zu fahren. Alles in allem handelt es sich dabei, um die vielen kleinen „Ameisensachen“, mit denen viel zusammen kommt.
Interessant wurde es bei der anschließenden Diskussion, bei der die Friday-for-future-Bewegung in die Kritik kam. Warum, sie während der Schulzeit demonstrieren, oder, so ein anwesender Kritiker, er habe dort auch Jugendliche mit Einwegflaschen laufen gesehen. Fff-Aktivist Stefan Keil schaffte dazu Aufklärung. „Es ist sinnlos Fffler anzugreifen, weil sie eine Colaflasche in der Hand haben. Man muss die angreifen, die das Klima zerstören, denn 72 Prozent des CO2 kommen von den großen Firmen.“ Kein Verständnis zeigt Keil gegenüber Politikern, die fossile Brennstoffe subventionieren.
Stadträtin Christina Ackermann ergänzte: „Eine Samstagsdemo hätte niemanden interessiert. Das wäre so, als wenn die IG-Metall am Sonntag streikt.“ Eine weitere Stimme hinterfragte, warum es zu solch einem Aufschrei kommt, wenn Fridays-for-future am Freitag eine Stunde streichen im Gegenzug zu den vielen Unterrichtsstunden, die an Schulen permanent ausfallen.
Auch Christine Ackermann (2. v. l.) und Dr. Stefan Müller-Kroehling (4. v. r.) stellten ihre Ansichten dar.
Ihren Respekt zollte Elke März-Granda der Fff-Bewegung: „Ich bin froh dass es aus der Jugend einen Aufschrei gibt. Wir sollten Respekt haben vor denen, die etwas tun und bewegen wollen.“ Dieser Respekt klang auch mit an, als sie Ministerpräsident Dr. Markus Söder aus seiner Rede beim CSU-Neujahrsempfang im Bernlochner zitierte. Mit einem Blick in den Saal sagte Söder am 20 Januar in Landshut, ich glaube nicht, dass es hier jemanden gibt, der den Klimawandel leugnet.
Für März-Granda wäre es auch eine solche „Ameisensache“, anstatt Kinder mit dem Auto zu Schule zu bringen, zu zeigen, wie sie gemeinsam zur Schule radeln. Dies stärkt zudem Gruppenerfahrungen und den Zusammenhalt.
Ein weiteres praktisches Beispiel brachte ÖDP-OB-Kandidat Stefan Müller-Kroehling ein. „Wo setzen wir mit unserer Technik an, dass sich Ingenieure damit beschäftigen, wie ein Auto ohne Zündschlüssel startet, oder mit welchem Geräusch die Tür ins Schloss fällt.“ Für Müller-Kroehling sollten die Vordenker der Innovation viel mehr an sauberen Abgaslösungen und neuen Antriebsformen tüfteln.