Landshut - hs (29.04.2020) Bei den letzten beiden Wahlen des 2. und 3. Bürgermeisters in den Jahren 2014 und 2008 haben sich jeweils CSU-Stadträtinnen um ein Bürgermeisteramt beworben. Das waren 2014 Gabi Sultanow, die mit diesem Amt wohl zur künftigen OB-Kandidatin aufgebaut werden sollte und das war 2008 die damalige CSU-Fraktionschefin Dr. Maria Moratscheck. Beide Versuche sind gescheitert.
Jetzt kandidiert also am Freitag, 8. Mai bei der ersten öffentlichen Sitzung der neugewählten 44 Stadträte in der Sparkassenarena (10 Uhr bereits) Patricia Steinberger, um die erste (2. oder 3.) Bürgermeisterin überhaupt in der Landshuter Stadtgeschichte zu werdern. Sie tritt für eine SPD an, die bei der Stadtratswahl erneut zwei Sitze verloren hat und künftig nur mehr drei Stadträte hat. 2014 erzielte die SPD mit 13,2 % noch sechs Stadtratssitze. Gerd Steinberger, Patricias Vater, wurde 2008 überaschend zum 3. Bürgermeister gewählt. er war sich 2014 sicher, sogar 2. Bürgermeister werden zu können. Angeblich hatte er dafür die pesönliche Zusage von der großen Mehrheit der 44 Stadträte. Doch es kam 2014 ganz anders. 2. Bürgermeister wurde wieder Dr. Thomas Keyßner (Stimmenkönig bei der Stadtratswahl) und 3. Bürgersmeister wurde erstmals Erwin Schneck von der Freien Wählern.
Die überzeugenden Wahlgewinner der Stadtratswahl am 15. März waren Die Grünen. Sie überholten erstmals die CSU mit 11 Stadtratssitzen, die CSU kam nur mehr auf 10. Das mit Abstand schlechteste CSU-Ergebnis bei einer Stadtratswahl überhaupt. Halbiert wurde ja auch die Junge Liste, auf der Dr. Thomas Haslinger 2014 mit seiner Gattin Karina Habereder erstmals in den Stadtrat einzogen. Haslingers Gattin hat es am 15. März nicht mehr geschafft. Die Junge Liste wird nur mehr von JU-Chef Ludwig Schnur (25) im neuen Stadtrat vertreten. Er hat sich wie der älteste Stadtrat Bernd Friedrich (79) zuletzt Fraktionspartner des JL-Duos, der neuen Fraktionsgemeinschaft aus CSU (10), Landshuter Mittte (2), BfL (1) und JL (1) angeschlossen. Alle vier Partner deutliche Verlierer bei der Stadtratswahl.
Doch das konservative Lager wurde am 15. März dennoch gestärkt durch die Wahl von drei FDP-Stadträten und die Wahl von Christian Pollner (Junge Wähler), der künftig mit den drei FDP-Stadträten eine Ausschussgemeinschaft bildet. Zudem wurden erstmals drei AfD-Kandidaten neu in den Stadtrat gewählt. Deren Stimmen könnten bei der geheimen Wahl des 2. und 3. Bürgermeisters am 8. Mai sogar den Auschlag geben. Dr. Thomas Keyßner wurde auch bei dieser Stadtratswahl - obwohl nur auf dem Listenplatz 12 kandidierend - mit über 14.000 Stimmen der Stimmenkönig der 31 Stadträte. Nur Sigi Hagl überflügelte ihn mit über 16.000 Stimmen als Listenführerin der 44 grünen Stadtratskandidatinnen und -Kandidaten, wohl auch deshalb, weil sie zugleich OB-Kandidatin war.
Das drittbeste Stimmenergebnis gelang immerhin noch Dr. Thomas Haslinger mit über 12.000 Stimmen als Listenführer der 44 CSU-Stadtratskandidaten. Bei der OB-Wahl musste er sich jedoch klar gegen Sigi Hagl im Kampf um den Einzug in die Stichwahl geschlagen geben. Jetzt will Haslinger (33) wohl dennoch 2. Bürgermeister werden, um sich an der Seite von OB Alexander Putz für die OB-Wahl 2026 profilieren zu können. Wir erinnern uns, auch Ludwig Zellner kandidierte aus der Position eines 2. Bürgermeisters 2004 gegen Hans Rampf, der auf der neu gegründeten Plattform Bürger für Landshut erfolgreich in den OB-Wahlkampf zog.
Also erleben wir wohl m 8. Mai gleich im ersten Wahlgang ein Duell Dr. Keyßner gegen Dr. Haslinger. In Landshut sind der 2. und 3. Bürgermeister formell absolut gleichberechtigt. Beide dürfen je zwei Ausschüsse leiten, Beide werden vom Oberbürgermeister mit je gleich vielen Stellvertreter-Aufgaben betraut. Beide haben jeweils ein eigenes Büro mit Sekretärin im Rathaus udn beide werden auch in diesem Ehrenamt gleich besoldet mit je einem Viertel des Grundgehalts des Rathauschefs. Wer insgesamt zehn Jahre 2. oder 3. Bürgermeister war, hat in Landshut auch Anspruch auf eine Bürgermeister-Rente (ab dem 60. Lebensjahr). Diese "Rente" (monatlich 600 Euro) bezieht derzeit Ludwig Zellner, der 12 Jahre 2. Bürgermeister unter OB Deimer und unter OB Rampf war. Ludwig Zellner ist ja auch für die Wahl am 8. Mai - für alle Fälle - wieder bzw. noch im Gespräch.
Völlig bedeckt hält sich die fünfköpfige Fraktion der Freien Wähler im Hinblick auf die Wahl des 2. und 3. Bürgermeisters. Erwin Schneck hat an diesem Amt Gefallen gefunden. Die Freien Wähler werden ihn wohl erneut ins Rennen schicken, denn die "Freien" um Jutta Widmann könnten womöglich kein Interesse daran haben, Haslinger mit dem Amt des 2. Brügermeisters in die denkbar beste Ausgangsposition für die OB-Wahl 2026 zu bringen. Die "Freien" könnten da nach dem Vorbild im Landkreis, wo Peter Dreier 2014 erstmals die Serie der CSU-Landräte beendet hat, auch mit einem eigenen OB-Kandidaten antreten. Das könnte z.B. der junge Jurist und wissenschaftliche Mitarbeiter der Passauer Universität, Thomas Schneck (31)) sein, der bei der Stadtratswahl auf der Liste der Jungen Wähler auf Anhieb das zweitbeste Ergebnis erzielt hat. Sein Vater, Erwin Schneck hat 1992 gegen "Titelverteidiger" Josef Deimer für das OB-Amt kandidiert und ein respektables Ergebnis erzielt. 2026 gibt es ja keinen "Titelverteidiger" mehr, weil Alexander Putz mehrmals angekündigt hat, nur mehr die kommenden sechs Jahre das OB-Amt auszuüben.
Bei der CSU gelten ja auch Neu-Stadtrat und JU-Chef Ludwig Schnur (25) und der wieder gewählte Stadtrat Maximilian Götzer (31) als Kandidaten für alle möglichen höheren Aufgaben - mit jeweils einflussreichen Vätern im Rücken.