Niederbayern - pm (23.05.2020) Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Sitzung des SPD-Bezirksvorstandes als Telefonkonferenz statt. Einer der Schwerpunkte war die medizinische Versorgung auf dem Land. Dazu die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl: „Laut Grundgesetz müssen überall in Deutschland gleiche Lebensverhältnisse herrschen. Gerade bei der medizinischen Facharztversorgung merkt man, dass wir in Niederbayern abgehängt werden.“ Der Bedarf an Praxisstandorten wird in ganz Deutschland vom Bundesausschuss (gba) festgelegt. Die neutrale Bedarfsplanung stimmt aber nicht mit der Realität überein. Viele Praxisstandorte sind in Niederbayern nicht besetzt.
Besonders hart trifft es jetzt Frauen in Niederbayern, die nach entsprechender Beratung und einem langen bürokratischen Weg, eine Abtreibung durchführen lassen wollen. In diesem Jahr ist der letzte Gynäkologe, der Abtreibungen in Niederbayern durchführte, in den Ruhestand gegangen. Ein Nachfolger ist nicht in Aussicht. Nun müssen die Frauen hunderte Kilometer bis zum nächsten autorisieren Facharzt in benachbarte Regierungsbezirke zurücklegen damit sie medizinisch betreut werden.
Katja Reitmaier, Vorsitzende der SPD-Frauen in Niederbayern und Stadträtin in Passau: Die einfachste Lösung wäre hier, wenn Kreiskrankenhäuser für diesen medizinische Eingriff zuständig wären. Keine Frau trifft so eine Entscheidung leichtfertig und es ist eine belastende Situation. Eine Überwachung, gegebenenfalls auch über Nacht, würde den Frauen eine gewisse Sicherheit geben.
Doch es herrscht in Niederbayern nicht nur ein Facharztmangel. Hausarztpraxen werden häufig, gerade am Dorf, oft nicht neubesetzt. Älteren Menschen fällt damit ein wichtiger Ansprechpartner weg und sie müssen allein für ein Rezept weite Fahrwege in Kauf nehmen. Auch für pflegende Angehörige ist das ein großes Problem, da sie keine schnelle Unterstützung vor Ort mehr bekommen. Aus einem Hausbesuch wird dadurch schnell ein Klinikaufenthalt. SPD-Bezirksvorsitzende Rita Hagl-Kehl: Diese Entwicklung führt dazu, dass die Notaufnahmen noch stärker überfüllt sind. Es muss zumindest Tageweise an jeden Ort eine dezentrale Hausarzt-Sprechstunde geben.“