Von links Vorsitzender Herbert Lohmeyer, MdL Tessa Ganserer, Vorsitzende Marlene Schönberger, Autorin Alis Wagner und Florian Prölß Vorstand Lambda Bayern e. V.
Niederbayern - pm (21.09.2020) Vor einigen Tagen hat der Verein „Queer in Niederbayern e.V.“ (QiN) zum ersten Mal seit seiner Gründung eine ordentliche Mitgliederversammlung abgehalten. „Queer in Niederbayern“ tritt für die Belange lesbischer, schwuler, bi-, trans- bzw. intersexueller und queerer Menschen ein.
Seit der Gründung im Sommer 2019 habe sich einiges getan, so Vorsitzende Marlene Schönberger beim Rechenschaftsbericht. So wurden bereits bei der Gründungsversammlung 55 Menschen zu Mitgliedern; inzwischen sind es 135. Man hat zwischenzeitlich in allen niederbayerischen Landkreisen Mitglieder. Auch der 1. Niederbayerische Christopher-Street-Day (CSD) im Sommer 2019 sei ein großartiger Erfolg gewesen. „Aus dem Stand organisierte Queer in Niederbayern den drittgrößten CSD in Bayern, größer waren nur die CSDs in München und Nürnberg“, freut sich Schönberger.
Aber auch abgesehen vom CSD habe der Verein in der kurzen Zeit Vieles erreicht. Unter anderem wurden Jugendgruppen in Landshut, Straubing, Passau und Deggendorf aufgebaut, die sich regelmäßig treffen und gut besucht sind. Marlene Schönberger erklärt: „Der große Zulauf zeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist. Queere Menschen in Niederbayern hatten bisher keine Anlaufstelle, keine Community. Die Angebote unseres Vereins werden so gut angenommen, weil sie überfällig waren.“
Nach dem Rechenschaftsbericht des Vorstandes erfolgten einige Nachwahlen. Dabei wurde der Vorstand durch Christina Hess, Dianne Nowack, Lorenz Hörmann und Richard Hertlin als Beisitzerinnen und Beisitzer wieder komplettiert.
Im Anschluss wurde unter der Leitung des Co-Vorsitzenden Herbert Lohmeyer die Satzung des Vereins ergänzt und Kleinigkeiten geändert. Lohmeyer erläuterte den Mitgliedern die Notwendigkeit und stellte den zu ergänzenden Jugendparagraphen vor. „Damit verankern wir eine selbständige Jugendabteilung unter dem Dach des Vereins“, berichtet der Vorsitzende und ergänzte: „wir gehen noch weiter, denn die Mitglieder des Jugendvorstandes haben Sitz und Stimme im Vorstand des Gesamtvereins“. Die Satzungsänderung, mit der man nun Mitglied in Verbänden und damit auch „anerkannter freier Träger der Jugendhilfe“ werden kann, wurde durch die Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen.
Anschließend stellte Tessa Ganserer, Landtagsabgeordnete und queerpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, zusammen mit der Autorin Alis Wagner die Studie „Queeres Leben in Bayern 2020“ vor. Diese hatte die Grünen-Landtagsfraktion bei der Hochschule Landshut in Auftrag gegeben, um über weitere wissenschaftliche Daten bezüglich der Diskriminierung von queeren Menschen in Bayern zu verfügen. Die Studie zeigt, dass jeder zweite queere Mensch bereits Diskriminierung auf Grund der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität erleiden musste.
Laut Studie sind Trans*-Menschen besonders stark von Diskriminierung betroffen. Im öffentlichen Raum, aber auch durch Familie und Freunde, machen sie bittere Diskriminierungserfahrungen von verbalen Beleidigungen bis hin zur körperlichen Gewalt. „Gewalt gegen queere Menschen muss ernst genommen werden. Die Studie zeigt: Die meisten Übergriffe werden nicht zur Anzeige gebracht. Die Gründe hierfür gilt es zu analysieren und zu bekämpfen. „Mein Ziel ist es, dass alle Menschen sicher und gerne in Bayern leben“, betont Ganserer.
Eine weitere wichtige Aufgabe ist laut Ganserer die flächendeckende Einrichtung von queeren Beratungsstellen, bei denen sich queere Menschen und deren Angehörige Rat und Hilfe holen könnten. Herbert Lohmeyer, Co-Vorsitzender von QiN, stellt in Aussicht: „Wir arbeiten momentan an einer Beratungsstelle für Niederbayern. Darüber hinaus wollen wir auch eine Kooperation mit Schulen beginnen. Es ist unglaublich wichtig, bereits bei Jugendlichen früh mit der Aufklärung über queere Themen zu beginnen und somit zu Toleranz und zur Gewaltprävention beizutragen.