Landshut - pm (29.03.2021) „Die Bunte Couch“ von „Die neuen Landshuter*innen“ mit Agaby; MigraNet; Stolpersteine für Landshut sowie Fridays for Future Landshut laden zur Online-Veranstaltung im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus: Den Auftakt zu unserer Gesprächsreihe „Die Bunte Couch“ bildet am Mittwoch, 31. März, um 19 Uhr die Beschäftigung mit dem Thema: Aufarbeitung von Kolonial- und NS-Geschichte / Umbenennung von Straßen und Plätzen in Landshut Zoom-Meeting beitreten: https://zoom.us/j/97626069709
Referenten:
• Hamado Dipama, Referent von AGABY und MigraNet
• Moritz Fischer, Historiker am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin,
• Franz Gervasoni, Studiendirektor a.D., Stolpersteine für Landshut – Gegen das Vergessen e.V.
Die Debatte um die Ina-Seidl-Straße in Landshut hat einmal mehr deutlich gemacht, wie akut das Thema Erinnerungskultur in Bayern, aber auch in der ganzen Bundesrepublik ist.
Nach wie vor sind in zahlreichen Orten Straßen und Plätzen nach Menschen benannt, die mit dem NS-Regime verstrickt waren oder in der Zeit des Kolonialismus für Rassismus, Ausgrenzung, Krieg und Völkermord verantwortlich waren. Straßen und Plätze wie der Max-Dingler-Weg, der Tippelweg und der Bismarckplatz, aber auch Ehrungen wie der Karl-Herzer-Preis der Landshuter Turngemeinde haben die Öffentlichkeit der Dreihelmenstadt immer wieder beschäftigt.
Nachdem die Umbenennung der Ina-Seidel-Straße im Stadtrat abgelehnt wurde, sehen wir, „Die neuen Landshuter*innen“, aktuell massiv erhöhten Gesprächsbedarf.
Es stellt sich die Frage, wie Kommunen mit solch belasteten Straßennamen umgehen sollen. Welche Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten gibt es? Wo gibt es positive Beispiele und welche Hürden sind zu nehmen? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der damaligen Zeit und heute? Welche Bezeichnungen sind besonders problematisch und wie fühlen sich Betroffene, wenn sie mit chauvinistischen Begriffen konfrontiert werden?
Hamado Dipama beschäftigt sich mit diesen Themen seit vielen Jahren. Er teilt gerne seine Erfahrungen aus München, Bayern und der gesamten Republik in der mittlerweile breit geführten Diskussion.
Der Historiker und Autor Moritz Fischer vom Institut für Zeitgeschichte München–Berlin wird sich in seinem Einführungsvortrag auf jene Aspekte in der Biografie Ina Seidels konzentrieren, die bei der heutigen Bewertung ihrer Person besonders wichtig erscheinen. Er wird die in Landshut geführte Auseinandersetzung um die Schriftstellerin in den größeren Kontext des seit mehreren Jahren geführten erinnerungspolitischen Diskurses einordnen und dabei reflektieren, welchen Beitrag die Geschichtswissenschaft dazu leisten kann.
Studiendirektor a.D. Franz Gervasoni, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Stolpersteine für Landshut – Gegen das Vergessen e.V., wird sich auf die lokale NS-Geschichte konzentrieren. Sein Ausgangspunkt wird die über lange Zeit hinweg problematische Landshuter Erinnerungskultur sein, die nicht zuletzt durch Schülerinnen und Schüler der Stadt in der jüngeren Vergangenheit angefochten wurde. Das zeigen etwa die Auseinandersetzungen um die Jahrzehnte hinweg verdrängte Existenz des KZ-Außenlagers in Landshut und die Verlegung von Stolpersteinen für Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung.
„Die neuen Landshuter*innen“ wollen sich an der öffentlich geführten Debatte um die Umbenennung von Straßen und damit um die Aufarbeitung der NS- und Kolonialgeschichte Deutschlands beteiligen und laden, gemeinsam mit Agaby, MigraNet, Stolpersteine e.V. und Fridays for Future jung und alt, mit oder ohne Migrationshintergrund zur Auftaktveranstaltung der Diskussionsreihe „Die Bunte Couch“ im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ ein.
„Die Bunte Couch“ ist ein für Landshut neues Veranstaltungsformat, das zu einer sachlichen, offenen und handlungsorientierten Diskussion zu integrationspolitischen Themen beitragen will.