Landshut /Mitterwöhr - pm (09.04.20219 „Wir leben hier in Mitterwöhr sozusagen auf einer von den beiden Isar-Armen umrahmten Insel. Durch diese Lage ist insbesondere der untere Teil von Mitterwöhr das in Landshut am stärksten durch Hochwasser gefährdete Gebiet.“, erklärte Johann Cikanek (re.i.B.) von der Interessensgemeinschaft Mitterwöhr e. V. beim gemeinsamen Rundgang mit der Landtagsabgeordneten Ruth Müller durch das Stadtviertel.
Gemeinsam mit Norbert Haberl (li.i.B.) verdeutlichte Johann Cikanek der Abgeordneten anhand von Fotoaufnahmen, dass beim Hochwasser 2013 ein nur um drei Zentimeter höherer Wasserpegel genügt hätte und die Kleine Isar hätte vom Sudeten- und Ermlandweg her den gesamten unteren Bereich von Mitterwöhr überschwemmt. Mit weiteren Fotos zeigten die beiden Vertreter der Interessengemeinschaft, dass beim Hochwasser 2013 auch die Große Isar an einzelnen Stellen über das Ufer getreten war.
Die SPD-Abgeordnete hatte sich in einer Anfrage an den bayerischen Umweltminister gewandt, um sich über mögliche Hochwasserschutzmaßnahmen für Mitterwöhr zu informieren. Derzeit seien allerdings keine Planungen für einen technischen Hochwasserschutz vorgesehen, da laut Mitteilung des Ministeriums der Hochwasserabfluss bei einem 100jährigen Hochwasser (HQ100) mit errechneten 400 Kubikmetern pro Sekunde ohne Ausuferungen in bebaute Bereiche abgeführt werden könne. „Das Hochwasser 2013 hat uns aber gezeigt, dass es eine Frage der Zeit ist, bis der untere Teil von Mitterwöhr bei einem der nächsten Hochwasser, wie bereits 1954 geschehen, vollständig von der Großen und der Kleinen überschwemmt wird, wenn hier kein effektiver Hochwasserschutz realisiert wird.
Beim Rundgang wurde auch deutlich, dass es in dem Gebiet eine starke Nachverdichtung gegeben hat. Die einst großen Gärten, die der Selbstversorgung mit Gemüse, Obst und Kleintieren dienten, wurden und werden zum Teil immer stärker bebaut. Durch die Versiegelung der Böden mit zusätzlichen Parkplätzen und Wohngebäuden sinken die Versickerungs- und die Ausbreitungsmöglichkeiten bei einem Hochwasser. „Hinzu kommen die negativen Folgen des Klimawandels. Auf längere Trockenperioden folgen oft Starkregenereignisse, die dann immer öfter zu massivem Hochwasser führen. Die Hochwassergefahr steigt dadurch.“, so Norbert Haberl.
„Alle Anlieger an der Isar und ihren Zuflüssen sind für den Hochwasserschutz verantwortlich“, so Ruth Müller, MdL. Denn Wasser, das in Mittenwald oder in Freising versickert, kommt erst gar nicht in den Landshuter oder Passauer Wohnzimmern an. Deshalb müssen auch in der Region Landshut zum einen Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, aber gleichzeitig der Hochwasserschutz verbessert werden. Die Interessensgemeinschaft Mitterwöhr e. V. fordert deshalb die Ausbaggerung der Großen Isar, um angeschwemmtes Material abzutransportieren und somit die Aufnahmefähigkeit der Isar zu verstärken. Gleichzeitig müssten zusätzlich der Weg durch den Spielplatz bis zum Beginn des Hohlwegs und der Weg entlang der Großen Isar zu Dämmen ausgebaut werden. „Immerhin wurden bereits nach dem Hochwasser 1954 Dämme auf Mitterwöhr für dringend erforderlich gehalten wurden, die allerdings bis heute nicht realisiert wurden.“, gab Johann Cikanek zu bedenken.