In dem päpstlichen Lehrschreiben „Evangelii Gaudium" (Freude des Evangeliums) wird Franziskus seinem Ruf als Erneuerer und Reformer gerecht. Vieles ist enthalten, was der Argentinier seit seinem Amtsantritt im März in Predigten, bei Audienzen und in Interviews bereits geäußert hat: die Forderung nach einer Kirche, die sich um die Armen und Schwachen kümmert, nach einer lebendigen Kirche mit „offenen Türen", nach Priestern, die den Kontakt zu den Menschen suchen und wirkliche Seelsorge leisten, anstatt ihr Amt in „pastoraler Trägheit" auszuüben.
Er plädiert für eine Reform der Kirche „auf allen Ebenen" – einschließlich der eigenen, der päpstlichen. Auch seine Kritik am verbreiteten Konsumdenken, der Wohlstandskultur und der dominierenden Rolle des Geldes bekräftigt Franziskus – und er erweitert sie im Lehrschreiben zu einer Art Brandrede, in der er das Wirtschafts- und Finanzsystem grundlegend infrage stellt.
So sei die ungleiche Verteilung des Reichtums die wichtigste Ursache aller sozialen Übel und von Gewalt. „Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, indem man auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichtet und die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Einkünfte in Angriff nimmt, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen", schreibt der Papst. Sozialkritik hatten auch schon seine Vorgänger Benedikt XVI. und Johannes Paul II. geäußert. Aber Franziskus ist sehr viel deutlicher, direkter und schärfer. An anderer Stelle befindet er: „Diese Wirtschaft tötet." Alles drehe sich heute um Konkurrenzfähigkeit und das Gesetz des Stärkeren. „Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann."
An die Ränder der Gesellschaft muss die Kirche gehen und alles in den Dienst der Schwachen stellen, fordert der Papst. Religion müsse Einfluss auf das soziale und politische Geschehen haben. Christen müssten sich aktiv für den Aufbau einer besseren Welt einsetzen und darauf hinwirken, dass niemand ausgeschlossen wird. Die Kirche soll dafür hergebrachte Positionen aufgeben und Neues riskieren: „Mir ist eine ‚verbeulte' Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straße hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist", schreibt Franziskus.
Der KAB Kreisverband wird an drei Stationen, ausgehend von der Hofstarringer Kirche, zum Bründl pilgern und sich den Impulsen von Franziskus annehmen. Dabei wird der langjährige KAB-Präses Pfarrer Dr. Franz Gasteiger Parallelen zu Franz von Assisi verdeutlichen. Beginn ist am Sonntag, den 28. September um 13:30 Uhr. Die Bevölkerung ist dazu herzlich eingeladen. Im Gasthaus Groll können sich die Wallfahrer im Anschluss gemeinsam stärken.