Hannes Elas (links) und Kunibert Herzing (rechts) vom Hospizverein mit den Referenten des Abends, Dr. Annick Höhn und Dirk Müller.
Landshut - pm (18.11.2019) Nicht wirklich überraschend und wahrlich keine neue Information: Auch alte Menschen sterben. Dennoch war es dem Hospizverein Landshut wichtig, das diesjährige Landshuter Hospizgespräch unter genau dieses Motto zu stellen.
Wozu braucht es für ein Ereignis, das seit Jahrtausenden tagtäglich auf der ganzen Welt passiert, eigentlich besondere Aufmerksamkeit? Dieser Frage gingen die beiden Vortragenden beim Landshuter Hospizgesprächs nach. Dr. Annick Höhn, leitende Oberärztin an der Akutgeriatrie am Klinikum Landshut und Dirk Müller, Vorsitzender der Fachgesellschaft für Palliative Geriatrie in Berlin arbeiteten zwei Problemkreise heraus.
Hochbetagte PatientInnen leiden meist unter vielerlei Krankheiten und Symptomen, die nicht im Gesamtzusammenhang gesehen werden. Um dieser Situation gerecht zu werden, bietet die palliative Geriatrie die passenden Lösungsansätze. Sie behandelt nicht einzelne Symptome oder Leiden, sondern strebt eine ganzheitliche Betreuung an, in die sowohl unterschiedliche medizinische und pflegerische Disziplinen als auch spezielle Dienste wie Ergo- oder Physiotherapie eingebunden sind.
Dr. Höhn berichtet von durchwegs guten Erfahrungen, wenn eine palliative Versorgung der PatientInnen und SeniorenheimbewohnerInnen so früh wie möglich beginnt. Vor allem, wenn eine entsprechend spezialisierte Pflege und palliative Behandlung zusammenspielen. Dazu empfiehlt sie, auch die Angehörigen frühzeitig in die Betreuung einzubinden. Alles in allem ist palliative Geriatrie also weit mehr als Sterbebegleitung.
Von großer Bedeutung ist Dirk Müller zufolge in der Hospizarbeit auch die Selbstbestimmung der Patienten. Was wünschen sie sich, was tut ihnen gut, wie wollen sie behandelt werden? Schwierig ist es jedoch, in der täglichen Arbeit im Seniorenheim, auch auf die Selbstbestimmung der Bewohnerinnen und Bewohner zu achten. Oft steht hier der Tagesablauf dagegen.
Wie lässt sich nun solch eine palliative Versorgung realisieren? Hilfreich sind hier mit Sicherheit die Möglichkeiten der Vorsorgeplanung: etwa eine Patientenverfügung oder die gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase. Das Instrument ist im Sozialgesetzbuch geregelt und der Hospizverein Landshut diskutiert dessen Einführung aktuell für die Region Landshut mit den Seniorenheimen.
In den Vorträgen und in der anschließenden Fragerunde wurde deutlich: Der wichtigste Faktor bei der Versorgung alter, sterbender Menschen ist Zeit, ist die Zuwendung, die sie erhalten. Aber gerade an der Zeit mangelt es nicht selten in den Seniorenheimen. Dies zu ändern, müssen wir als gesamtgesellschaftliche Aufgabe leisten. Dazu gehört unbedingt, dass wir einfordern, die in der Altenhilfe tätig sind, entsprechend auszubilden, zu würdigen und zu entlohnen. Nur dann werden sich mehr junge Menschen für diesen Arbeitsbereich begeistern und nur dann kann ein gutes Sterben am Lebensende gelingen. Frei nach dem Motto des Hospizvereins; Leben können, Sterben dürfen.