Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (3.v.l.) und Bezirksrätin Martina Hammer (2.v.l.) mit (v.l.) Architekt Thomas Völkl, Ingrid Roederstein, Vorstand von ANSWERK Landshut, sowie Susanne Padua, Hans Siegert und Pfarrer Lorenz von Campenhausen von der evangelischen Kirchengemeinde. - Foto: Lang / Bezirk Niederbayern
Landshut-Auloh - pm (18.08.2022) Wenn viele Seiten von einem Projekt profitieren, spricht man von einer Win-Win-Situation. Im Falle des neuen Wohnprojekts des Vereins ANSWERK Landshut im Stadtteil Auloh gibt es ebenfalls mehrere Gewinner. Und dennoch dauerte es über fünf Jahre, bis das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden konnte.
„Die Widerstände waren enorm“, erzählt Vorstand Ingrid Roederstein beim Besuch von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Bezirksrätin Martina Hammerl. Und mit Blick auf Hans Siegert und Susanne Padua vom Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde „Erlöserkirche in Landshut“ ergänzt sie: „Ohne die beiden wäre das nichts geworden.“
Sie waren es schließlich, die damals auf Roederstein zukamen und ihr das Grundstück, das zur Gnadenkirche in Auloh gehört, anboten. Roederstein hatte da gerade das Wohnprojekt in der Danziger Straße umgesetzt und war eigentlich nicht auf der Suche nach etwas Neuem. „Doch ich konnte nicht widerstehen, der Bedarf ist ja da.“
Damit meint sie Menschen, die aus sozialen oder gesundheitlichen Gründen Unterstützung im Alltag brauchen, genannt „ambulant betreutes Wohnen“ oder „begleitetes Einzelwohnen“. Vier bis sechs Betreuungsstunden pro Woche stehen ihnen zur Verfügung – in der Theorie, denn in Zeiten von Wohnungsmangel ist es in der Praxis schwer, solche Plätze anzubieten, wie auch die Bezirksvertreter wissen.
Für diese Wohnform gibt es klare Ausschlusskriterien. „Etwa Sucht oder Selbstgefährdung, also Menschen, bei denen sechs Stunden Begleitung pro Woche nicht ausreichen. Hingegen gibt es viele, die einfach nur Hilfestellung brauchen: bei Arztbesuchen oder bei der Stellensuche, damit sie wieder ins Leben zurückfinden oder dort gehalten werden“, erklärt Ingrid Roederstein.
Elf von ihnen werden in Auloh, direkt neben der Gnadenkirche, ein neues Zuhause finden – in einem dreigeschossigen, schlichten, aber modernen Neubau, in dem es sieben Einzelwohnung mit 40 Quadratmetern und zwei mit 60 Quadratmetern gibt, die sich etwa für ein Paar oder eine Wohngemeinschaft eignen.
Neben diesen Menschen, dem Bezirk, der für ihre Betreuung finanziell zuständig ist, und dem Verein ANSWERK gibt es noch einen vierten Gewinner dabei: Die evangelische Kirchengemeinde. „Seit Jahren möchte die Landeskirche, dass wir dieses Grundstück abstoßen. Wir hätten es auch schon einer Wohnungsbaugesellschaft für soziale Wohnungen angeboten, aber die Fläche war ihnen zu klein, das Projekt unrentabel“, ergänzt Hans Siegert. Zumal ein Verkauf auch deshalb schwierig geworden wäre, weil es die Auloher Bürger selbst waren, die auf dem Grund nach der Vertreibung aus Schlesien in der neuen Heimat eine Kirche errichtet haben.
„Die Kirche ist absichtlich nach Westen und nicht nach Osten ausgerichtet, weil die Menschen nach vorne schauen wollten“, informiert Pfarrer Lorenz von Campenhausen über die geschichtliche Entwicklung. Die fertige Kirche überließen die Auloher dann der Kirchengemeinde – das Grundstück ist aber als gemeinnützig eingetragen und „kann nicht einfach so verkauft werden“. Mit ANSWERK hat man nun einen Erbpachtvertrag ausgehandelt. „Die Einnahmen können wir verwenden, um unsere beiden Kirchen zu erhalten“, erklärt die Kirchenvorsteherin Susanne Padua und der Pfarrer freut sich auf die „gegenseitige Belebung“.
Eigentlich war auf dem Grundstück noch ein weiterer, kleiner Neubau geplant, in dem eine Küche Platz gefunden hätte. „Doch die Ängste mancher Anwohner, dass hier eine Großküche mit dementsprechend hohem Verkehrsaufkommen entstehen könnte, waren zu groß – es ist uns nicht gelungen, klarzustellen, dass das keineswegs der Fall gewesen wäre“, so Roederstein, die damals entschied, um endlich beginnen zu können, auf das Küchenprojekt zu verzichten.
Olaf Heinrich, der das Projekt in der Danziger Straße von vor-Ort-Terminen kennt, weiß um die Vorteile dieser Wohnform und die großen Entwicklungsmöglichkeiten für die betreuten Menschen. „Dort klappt es ja richtig gut und ich bin überzeugt, dass es hier genauso wird. Jeder Mensch sollte die Chance auf einen Platz in unserer Gesellschaft bekommen – und nicht am Rand, irgendwo abgestellt“, so Heinrich. Er dankte für das „in mehrfacher Hinsicht segensreiche Vorhaben“ und Bezirksrätin Martina Hammerl hob das große Durchhaltevermögen aller Beteiligter hervor.
Obwohl wohl erst im Frühjahr der Bau losgeht, blickt Ingrid Roederstein schon in Richtung Betrieb. „Wir müssen jetzt versuchen, geeignetes Personal aufzubauen. Denn für die Sozialpädagogen ist das eine fordernde Aufgabe.“ Diese wird aber auch belohnt: „In der Danziger Straße zieht gerade eine Bewohnerin aus. Sie hat auf dem ersten Arbeitsmarkt eine unbefristete Stelle gefunden und bezieht nun selbstständig eine Wohnung.“ Und weil das Telefon mit interessierten Bewerbern um die freigewordene Wohnung seither kaum mehr still steht, weiß Ingrid Roederstein auch: „Der Bedarf ist hoch und die Plätze hier werden schnell voll sein.“ Daran haben auch die Bezirksvertreter keinen Zweifel -ml-
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (3.v.l.) und Bezirksrätin Martina Hammer (2.v.l.) mit (v.l.) Architekt Thomas Völkl, Ingrid Roederstein, Vorstand von ANSWERK Landshut, sowie Susanne Padua, Hans Siegert und Pfarrer Lorenz von Campenhausen von der evangelischen Kirchengemeinde.
Foto: Lang / Bezirk Niederbayern