Landkreis Lanshut (27.08.2018) Sie ist eine von drei in Deutschland naturschutzrechtlich geschützten Wespen-Arten und zugleich die größte – die Hornisse. In diesem monatelangen trockenen und heißen Sommer haben aber viele Menschen heuer eher das Bedürfnis nach Schutz vor Wespen und Hornissen. „Das Wetter war ideal für die wärmeliebenden Insekten, die Hornissen haben sich sehr stark vermehrt“, schildert Carolin Seethaler, die Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts.
Da die Erwärmung der Erde und der Klima-Wandel weitergehen und der Hornissen-Population somit wohl weiter Aufwind geben werden, baut das Landratsamt ab Oktober ein landkreisweites Netz an Hornissen-Beratern auf.
Hornissen sind, da sind sich alle Fachleute einig, im Allgemeinen recht friedlich; jedenfalls, was den Menschen angeht, wenn der sie in Ruhe lässt. Die Raub-Insekten ernähren sich vegetarisch von Obst- und Baumsäften, ihre Brut aber füttern sie mit Raupen, Bienen, Fliegen, Bremsen, Wespen und anderen Insekten.
Hornissen stehen nicht auf Süßigkeiten wie andere Wespen-Arten, die dem Menschen oft das Frühstück oder ein Picknick unter freiem Himmel vergällen. Die gelb-schwarz gestreiften Brummer können aber auch ziemlich ungehalten reagieren, um es einmal vorsichtig auszudrücken: Das kann passieren, wenn man in die Nähe ihres Nestes kommt und Erschütterungen auslöst, beim Rasenmähen zum Beispiel, oder wenn man sie mit den Schwaden eines Grillfeuers behelligt. Mensch und Hornisse – das ergibt in aller Regel keine gedeihliche Wohngemeinschaft.
Das Naturschutzrecht sieht daher vor, dass Naturschutz-Behörden wie die am Landratsamt Landshut Ausnahme-Genehmigungen vom Schutz der Hornissen erteilen können – also das Umsiedeln von Nestern oder gegebenenfalls auch das Töten der Insekten erlauben können.
„Mit den Papieren und der Zusendung der Bescheide ist den meisten Bürgern aber nicht wirklich geholfen“, stellt Carolin Seethaler fest: Daher verweist das Landratsamt die Bürger auf die derzeit zwei ehrenamtlichen Hornissen-Fachleute in Rottenburg und Vilsheim sowie eine gewerbliche Firma, ein Dienstleistungsunternehmen für Haus und Garten, die konkret helfen und zum Beispiel ein Hornissen-Nest vom Dachboden oder aus dem Garten mitnehmen und woanders ansiedeln.
Das Umsetzen von Nestern und die Neuansiedlung eines Hornissen-Volkes, das gut und gerne 800 Insekten zählen kann, sind eine schweißtreibende Arbeit – nicht nur im Rekord-Sommer 2018: Davon wissen Johannes Selmansberger (Vilsheim) und Franz Gumplinger (Rottenburg) wahrlich ein Lied zu singen. Der trockene, warme Sommer hat auch bei ihnen die – ehrenamtlichen – Einsätze in die Höhe schnellen lassen.
Bereits 18 Hornissen-Völker hat er in diesen Wochen umgesiedelt, schildert Selmansberger, der stellvertretender Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz (BN) Landshut und Hobby-Imker ist. Gut drei bis vier Stunden nimmt so eine Aktion in Anspruch. Da komme man durchaus an Grenzen der Belastbarkeit, bekennt der Hornissen-Fachmann. Auch Franz Gumplinger, Rottenburger BN-Ortsvorsitzender und ehrenamtlicher Umweltreferent seiner Heimatstadt, wurde in diesem Sommer so oft wie schon lange nicht mehr gerufen.
Die hoch engagierten BN-Mitglieder loben die gute Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde im Landratsamt und auch die gute Beratung der Bürger durch deren Mitarbeiter. Beratung sei enorm wichtig, betont etwa Gumplinger, um bei den Menschen Wissen an die Stelle von übertriebener Angst zu setzen. So sei es für viele schon beruhigend zu erfahren, dass Hornissen und Wespen nur bis in den Oktober hinein aktiv sind und dann die ganzen Völker bis auf die Königinnen absterben.
In vielen Fällen ist es aber natürlich nicht getan mit bester Beratung und beruhigenden Fakten: Vor allem auf Rollladen-Kästen haben es gerade Hornissen oft abgesehen – und dann geht es richtig zur Sache. Die Hornissen beißen mit ihren kräftigen Kau-Werkzeugen Rollo-Gurte durch, ebenso wie Isolier-Material, das sie anschließend gratis und zuverlässig per Luftpost abtransportieren. Zum absoluten Missvergnügen betroffener menschlicher Bewohner stinken die Ausscheidungen der Hornissen auch noch bestialisch, schildern Selmansberger und Gumplinger. Klar, dass hier nur die Umsiedlung in Frage kommt. Mindestens zwei Kilometer müssen Hornissen-Völker weggebracht werden, ansonsten können sie wieder zurückkehren an den ursprünglichen Standort: „Die Hornissen scannen gewissermaßen ihre Umgebung ab, ebenso wie Bienen und Wespen übrigens. Sie haben eine gute Orientierung“, erläutert Selmansberger.
In spezieller Schutzkleidung, die im Sommer umgehend zu einer „Ein-Mann-Sauna“ (Selmansberger) wird, schreiten die Hornissen-Experten zur Tat. Aber wehe, wenn die Fachleute sich eine kleine Unachtsamkeit leisten, bei Hitze zum Beispiel auf Gummi-Stiefel verzichten und dann auch noch schwarze Socken tragen, weiß Selmansberger aus schmerzhafter Erfahrung zu berichten: Durch solche Socken hindurch ist er unlängst gestochen worden – Hornissen, aber auch Bienen und Wespen stürzen sich oft regelrecht auf dunkle Kleidungsstücke. Selmansberger vermutet, dass dies auf eine Prägung durch die dunklen Felle der Bären zurückgeht,