Foto: Der Verkehrssenat nahm sich eine Stunde Zeit, um das Thema "Parkplätze für Carsharing" zu diskutieren.
Landshut – gw (10.07.18) Carsharing, also das Teilen eines Autos zwischen mehreren Fahrern, gilt als hip und modern, nimmt in Landshuter immer mehr zu und soll ein weiterer Baustein des Mobilitätskonzepts der Zukunft werden. Ein Carsharing Auto ersetzt zehn oder sogar mehr Privatautos im täglichen Verkehr. Darüber herrscht Einigkeit im Landshuter Rathaus. Doch die Carsharing-Autos müssen auch irgendwo geparkt werden. Auf ganz normalen Parkplätzen oder auf privatem Grund. Die Modalitäten dazu debattierte gestern der Verkehrssenat mit einstimmigen Beschlüssen.
Zwei Anbieter in Sachen Carsharing sind derzeit in Landshut aktiv. Der Autoteilen e.V. mit 9 Fahrzeugen und ecobi mit drei Autos. Beide arbeiten ohne finanzielle Gewinnabsichten. Autoteilen e.V. plant zudem heuer noch zwei weitere Fahrzeuge anzuschaffen, da dem 164 Mitglieder starken Verein immer mehr „Autoteiler“ beitreten. Ecobi wiederum setzt bei seinen Autos auf Elektromobilität.
Viele dieser Fahrzeuge stehen auf privatem Grund, mache in Parkhäusern und einige auf ganz regulären Stellplätzen der Stadt Landshut. Und da da die Stadt die umweltfreundliche Idee des Carsharings unterstützen möchte, sollen die Anbieter auch besondere Tarife für die städtischen Stellplätze bekommen. Einer davon liegt beispielsweise an der Ecke Neustadt/Grasgasse.
Die maximale – rein rechnerische – Jahreseinnahme für einen Parkplatz, wie an der Ecke Neustadt/Grasgasse, liegt bei 4.700 Euro. Realistisch gesehen, sind 1.400 Euro anzusetzen. Daher schlug die Verwaltung vor,für einen solchen Parkplatz pauschal 500 Euro pro Jahr von den Carsharing-Anbietern zu verlangen. Außerhalb der Kernstadt sollen es 300 Euro und für sogenannte nicht bewirtschaftete Plätze – also solche ohne Parkuhr – 100 Euro sein.
Neben den nackten Zahlen ging es aber auch darum, wie viel Prozent der Parkplätze an Carsharing-Anbieter vergeben werden sollen. Drei Prozent wäre der Vorschlag der Verwaltung gewesen. Am Ende der Debatte einigten sich die Stadträte auf einen Kompromiss von zwei Prozent.
Stadtrat Bernd Friedrich (BfL) ging zu Beginn der Debatte sogar noch einen Schritt weiter_ „Wir sollen Interesse haben, den Verkehr zu reduzieren... Warum verzichten wir nicht auf die Stellplatzgebühren?“ Magnus Stadler vom Tiefbauamt warnte darauf: Wenn die Stellplätze gratis angeboten werden, suchen die Carsharing-Anbieter keine Plätze mehr auf privatem Grund.
Eine Lanze für das Carsharing in der Stadt brach auch Robert Gewies (SPD). Er schlug vor, die Infrastruktur des Carsharings mit Elektroautos durch den Bau von Ladestationen zu unterstützen und Prof. Dr. Frank Palme (Grüne) nannte jeden Carsharing-Platz einen „guten Platz“, denn die Ressource „Parkplatz“ hat auch einen gewissen Wert, der besser von 20 Fahrern mit einem Auto als von 20 Autos verwendet werden soll. Obendrein sind „Autoteiler“ auch Bürger die zusätzlich oft und gerne per Fahrrad, Bus und Bahn unterwegs sind. 500 Euro für einen Stellplatz in der Neustadt hielt Willi Hess (CSU) für absolut gerechtfertigt. „Das sind 1,50 Euro pro Tag“ rechnete er vor.
Das „Aber“ brachte Jutta Widmann (FW) in die Diskussionsrunde: „Drei Prozent der Parkplätze in der Neustadt für Carsharing, da werde ich nicht zustimmen!“ Willi Hess gab ihr recht: „Drei Prozent sind mir auch zu hoch. Wir haben eh schon weniger Parkplätze in der Neustadt, als früher.“
Magnus Stadler versuchte mit dem Hinweis zu besänftigen, dass die drei Prozent eine Höchstgrenze darstellen, die nicht ausgeschöpft werden muss und Bernd Friedrich meinte darauf: „Wenn wir die drei Prozent weiter beschränken, schränken wir uns selbst ein. Wir sollten es so belassen und die Entwicklung beobachten.“ Es bei drei Prozent zu belassen und abzuwarten, war ebenso der Tenor von Norbert Hoffmann (FDP). Auch Prof. Dr. Frank Palme schloss sich der drei Prozentregelung an. „Wir wollen kein kastriertes, sondern ein funktionelles Carsharing.“
Oberbürgermeister Alexander Putz schlug darauf den Kompromiss vor, dem sich alle Stadträte anschließen konnten. Zwei Prozent sollen für das Carsharing angeboten werden und wenn mehr Bedarf besteht, dann entscheidet im Einzelfall der Verkehrssenat darüber. Zudem, so der Oberbürgermeister, sollte bei Wohnbauten mit großen Tiefgaragen die Bauherren angehalten werden, die Infrastruktur für „Leihautos“ samt Ladestation gleich mitzuschaffen.