Bayern (14.08.2018) Die BDS.Mitglieder sind unzufrieden mit der derzeitigen Wirtschaftspolitik. „Die sinkenden Geschäftserwartungen und die schlechten Noten für die Wirtschaftspolitik sind in dieser Größenordnung neu und alarmierend“, so die erste Reaktion von BDS-Präsidentin Gabriele Sehorz (Foto) zum halbjährlichen Stimmungstest des BDS Bayern. Selten zuvor haben die BDS Mitglieder die Wirtschaftspolitik der Bundes- und der Bayerischen Landesregierung schlechter benotet. Dabei ist die Note für die bayerische Landesregierung mit 3,3 (Winter 2,9) geringfügig besser als für die Bundesregierung mit 3,6 (Winter 3,4).
Für den Bund verschlechtert sich die Bundesregierung mit 0,2 Notenpunkten nicht so stark wie die bayerische Staatsregierung mit 0,4 Notenpunkten – beide befinden sich aber auf Minusrekord! Dazu Gabriele Sehorz: „Dieser historische Negativwert spiegelt sich auch in unseren vielen Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmern wider.
Bundeswirtschaftsminister Altma ier und sein bayerischer Pendant Pschierer sollten diese negative Stimmung ernst nehmen und auch dementsprechend handeln. Viele Belange der Selbständigen werden von der Politik nicht berücksichtigt, stattdessen versinkt das Unternehmertum in einem tiefen bürokratischen Strudel, wie sich das etwa bei der jüngst in Kraft getretenen Datenschutzgrundverordnung gezeigt hat.“
Diese Unzufriedenheit mit der derzeitigen Wirtschaftspolitik hat aus Sicht des BDS Bayern auch eine Auswirkung auf die Zukunftsperspektive, denn die Frage, wie die Unternehmen die Geschäftserwartung für die nächsten sechs Monate einschätzen, offenbart, dass der Optimismus für die Zukunft deutlich schwächer als in der Vergangenheit ausgeprägt ist. Die Erwartungen bleiben zwar überwiegend nach wie vor positiv, sie fallen aber trotzdem auf einen nahezu historischen Tiefstwert. Betrachtet man diesen Wert im Kontext der vergangenen Jahre, waren nur im Sommer 2012 die Erwartungen noch negativer.
Mitglieder sehen wenig Kompetenz bei AfD und LINKEN im Bereich der Mittelstandspolitik
Der Bund der Selbständigen – Gewerbeverband Bayern e. V. wollte von seinen Mitgliedsunternehmen auch wissen, welche Benotung sie den bayerischen Parteien hinsichtlich der Kompetenz im Bereich der Mittelstandspolitik geben. Auch hier waren die Ergebnisse deutlich und ernüchternd. Den größten Zuspruch bekam die CSU (2,33), gefolgt von der FDP (2,51) und den Freien Wählern (2,67). Die Sozialdemokraten (3,14) und die Partei Bündnis 90/Die Grünen (3,22) liegen dicht beieinander. Deutlch weniger Kompetenz atestieren die Umfrageteilnehmer der AfD (3,52) und der Partei Die LINKE (3,63) zu, hier geht die Tendenz bereits gegen die Note vier. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass von den beiden Letztgenannten nahezu gar kein Einsatz für den Mittelstand wahrgenommen wird. Auch hier spiegelt sich das „große Misstrauen der Unternehmerinnen und Unternehmer gegenüber der Politik“ wider, stellt Sehorz fest.
Welches Thema sollte aus Sicht des Mittelstandes die neue Staatsregierung als erstes angehen?
Als Anschlussfrage wollte der BDS Bayern von seinen Mitgliedern wissen, welches Thema die neue Staatsregierung als erstes aus Sicht des Mittelstandes angehen sollte? Mit 35,7 Prozent landet der schnelle Bürokratieabbau deutlich auf dem ersten Platz. Aber auch die Senkung der Steuern- und Abgabenlast steht mit 17,2 Prozent weit oben auf der Wunschliste des bayerischen Mittelstands. Ebenfalls häufig genannt wurden die Fragen des Arbeitsmarkts. So wünschen sich bayerische Unternehmerinnen und Unternehmer eine Lösung für die Asyl- und Migrationsproblematik und zwar besonders aus Arbeitgebersicht, wie etwa bei der Arbeitserlaubnis für Migranten und die sich daraus ergebende sichere Weiterbeschäftigung im Betrieb.
Auf Platz vier folgt mit nur mehr 10,8 Prozent die Frage nach der Lösung des Fachkräftemangels.
Die weiteren Plätze belegen relativ abgeschlagen, die Digitalisierung (7,6 Prozent), Umwelt und Energie (7,6 Prozent), Stärkung des Pflegebereichs (5,1 Prozent) und Wohnbauförderung (3,8 Prozent). „Es benötigt wahrlich keinen Blick in die Glaskugel, um zu wissen, dass die völlig unternehmerfeindlichen bürokratischen Hindernisse das drängendste Problem für Selbständige sind. In vielen Branchen wird dies auch immer mehr zum Existenzfaktor.
Wie wir leider auch beim bayerischen Wirtshaussterben auf ganz traurige Art und Weise miterleben müssen. Diese Entwicklung ist aus Sicht des BDS Bayern höchst gefährlich. Wir benötigen hier endlich ein Umdenken in der Politik. Egal mit welcher Partei man spricht, jeder erkennt das Problem der Bürokratisierung, aber es fehlt an spürbaren Entlastungen!“, so die kritischen Anmerkungen der BDS Präsidentin. Sehorz verspricht aber diesbezüglich: „Der BDS Bayern wird nicht müde bei diesem Thema den Finger weiter in die Wunde zu legen, zum Wohle des bayerischen Mittelstandes!“
Rahmendaten zum BDS Stimmungstest
Der BDS-Stimmungstest wird seit Sommer 2005 in Form einer Online-Umfrage und per Fax halbjährlich unter den BDS-Mitgliedsunternehmen aller Branchen durchgeführt. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Dr. Karlheinz Zwerenz von der Hochschule München. Dieses Mal haben 586 Mitgliedsunternehmen an der Umfrage teilgenommen.
Die Wichtigkeit des halbjährlichen BDS Stimmungstests unterstreicht auch der BDS Hauptgeschäftsführer Michael Forster: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass unser Stimmungstes t und unsere Geschäftserwartung in der Regel die Wirklichkeit sehr gut und zuverlässig abbildet.
Umso sorgsamer muss dieser Stimmungstest von unseren politischen Entscheidungsträgern aufgenommen und beachtet werden. Hier ist dringender Handlungsbedarf!“
Dem BDS Bayern gehören 15.000 Unternehmen und Selbständige mit rund 350.000 Mitarbeitern an. Über 90 Prozent der Unternehmen aus allen Branchen des bayerischen Mittelstands sind in Familienbesitz.
Teilnehmerdaten, Rechtsform, Branchenverteilung
Das durchschnittliche Alter der Betriebsinhaber ist etwa 55 Jahre, 85 Prozent der Befragten sind männlich, 15 Prozent weiblich. Der Frauenanteil ist damit etwas niedriger als bei früheren Stimmungstests.
Teilnahme nach Standort Betriebsgröße/Mitarbeiteranzahl
Im Durchschnitt hat das befragte Mitgliedsunternehmen ca. 25 Mitarbeiter, davon etwa 2,3 Auszubildende. Ungefähr ein Drittel der teilnehmenden Betriebe bilden derzeit selbst aus. Insgesamt haben die Umfrageteilnehmer eine Ausbildungsquote von ca. 10 Prozent.