Niederbayrn – pm (17.05.2019) Die Zeiten der konjunkturellen Hochphase in Niederbayern sind vorbei, die Wirtschaft schaltet einen Gang zurück. In der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Niederbayern berichten die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in der Summe von verhaltenen Aussichten für die Zukunft. Die Einschätzung der aktuellen Lage fällt von sehr gut auf gut.
Der „Klimaindikator“, für den Lagebeurteilung und Erwartungen miteinander verrechnet werden, liegt mit 124 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit über vier Jahren.
„Zur Einordnung müssen wir allerdings sehen, wo wir herkommen“, kommentiert der Stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Frank die Umfrageergebnisse. „Eine lange Phase mit steilen Wachstumsraten ist zu Ende gegangen. Zu Jahresbeginn mussten wir einen deutlichen Abwärtstrend verzeichnen, ausgehend von einem überdurchschnittlich hohen Niveau. Dieser Trend ist jetzt gestoppt.“
93 Prozent der Betriebe äußerten sich insgesamt zufrieden mit der derzeitigen Geschäftslage, bewerten diese also gut oder zumindest befriedigend, berichtet Frank. Als Wachstumsbremse für die niederbayerische Wirtschaft macht er das schwächelnde Exportgeschäft aus – traditionell ein starkes Standbein für die gerade in Niederbayern wichtige Industrie. „Jeder fünfte Befragte berichtet von einem gesunkenen Auftragsvolumen aus dem Ausland“, sagt Frank. „Die Nachfrage aus den Ländern der Euro-Zone entwickelt sich gut, aber es fehlen die Impulse aus dem außereuropäischen Ausland.“ Die Nachfrage aus dem Inland sei hingegen eine Stütze der Konjunktur. Niedrige Zinsen, steigende Einkommen und eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit kurbelten in Niederbayern den privaten Konsum an.
Kehrseite der geringen Arbeitslosenquote sei jedoch ein nahezu leergefegter Arbeitsmarkt, argumentiert Frank. Auch deswegen hätten die befragten Betriebe jetzt zum dritten Mal in Folge ihre Beschäftigungspläne nach unten korrigiert. Eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl sei vor allem aufgrund fehlender Fachkräfte schwer möglich, die weniger optimistischen Aussichten machten sich hier ebenso bemerkbar. Auf die Investitionsabsichten schlägt die Konjunkturabkühlung hingegen noch nicht spürbar durch: 28 Prozent wollen zukünftig mehr Geld in heimische Anlagen und Gebäude stecken. Für kräftigen Rückenwind sorgen dabei die nach wie vor guten Finanzierungsbedingungen. Fast die Hälfte bewertet diese als gut, lediglich drei Prozent haben Schwierigkeiten, Kredite zu erhalten.
„Für die kommenden zwölf Monate sind die niederbayerischen Betriebe folglich nur noch verhalten optimistisch gestimmt“, fasst Frank zusammen. Jeder Fünfte rechnet mit einer nochmaligen Verbesserung, 13 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. „Die schwachen Exportaussichten trüben die Stimmung, aber auch die Entwicklungen in der Automobilindustrie werden gerade im Umkreis der großen Automobilstandorte in den Regionen Dingolfing-Landau und Landshut mit Sorge gesehen. Eine gewisse Nervosität ist dort mittlerweile branchenübergreifend zu spüren.“ Nicht nur hier sieht der Stellvertretende Hauptgeschäftsführer daher Baustellen für die Politik: „Damit die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen kann, müssen jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen und diese dann rasch umgesetzt werden. Um aktuelle und zukünftige Personalengpässe abzufedern, erwartet sich die Wirtschaft beispielsweise praxisnahe und unkomplizierte Verfahren aus dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Zudem fordern die Unternehmen spürbare Entlastungen bei den Themen Steuern und Bürokratie, um auch international wieder wettbewerbsfähiger zu werden.“
In die Konjunkturberichte der IHK Niederbayern fließen dreimal im Jahr die Einschätzungen aus Sicht von 450 Betrieben zu Wirtschaftslage und -erwartungen ein. Die befragten Unternehmen stellen eine repräsentative Auswahl aus den über 81.000 Mitgliedsbetrieben der IHK Niederbayern dar und kommen aus allen Wirtschaftszweigen und Unternehmensgrößen. Der detaillierte Konjunkturbericht samt einer Auswertung nach einzelnen Branchen ist interaktiv aufbereitet im IHK-Internetauftritt verfügbar: www.ihk-niederbayern.de/konjunktur