Landshut - pm (19.07.2019) Den Herren Ruef und Schlapka ist es gelungen, aus ausgewählten Privatsammlungen herausragende Werke des international bedeutenden Künstlers Fritz Koenig sowie hochwertige Gemälde Alter Meister für die Große Sommerauktion am 20. Juli zu gewinnen.
Rund dreißig Arbeiten kommen von Fritz Koenig zum Aufruf, darunter elf Bronzen. Fritz Koenig (1924-2017) gehört zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Der ehemalige Kultusminister Spaenle würdigte Koenig „als wahrhaft großen Künstler, der mit seinen Werken weltweit in Erinnerung bleiben wird“. Koenig erhielt schon zu Lebzeiten sein eigenes Museum, das unterhalb der Burg Trausnitz in Landshut für einen Großteil seiner Werke und seine Sammlung eingerichtet wurde, unweit des Auktionshauses Ruef am Dreifaltigkeitsplatz, in dem jetzt eine Reihe seiner Werke am 20. Juli zum Aufruf kommen.
In Würzburg geboren, in Landshut aufgewachsen, kehrt Fritz Koenig nach seinem Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München in die Umgebung von Landshut zurück, nachdem er seine künstlerische Laufbahn 1958 mit der Teilnahme an der 29. Bienale in Venedig und 1959 an der Documenta in Kassel etabliert hatte. Dort auf dem Ganslberg, schuf er sich ab 1961 inmitten der Natur Niederbayerns einen einzigartigen Standort für seine künstlerische Entfaltung. Ganslberg war zugleich Arbeits- und Wohnstätte.
In seinen Schaffensprozess fließt sowohl die kraftvolle Energie aus dem Umgang mit seinem Vollblutarabergestüt ein, die er auf dem Gut in das engste Umfeld seines Wohnbereiches integriert hat, ebenso wie seine Sammlung afrikanischer und regionaler, bayerischer Volkskunst. Die Idee des Votivwesens beschäftigt Koenig intensiv und er weist darauf hin, dass er bewusst in der Gegend Niederbayerns lebt, in der er von vielen Votivkirchen umgeben ist und betont, dass gewissermaßen alle seine Arbeiten „Votiv verwandt“ und nicht etwa dem Zufall entsprungen sind.
So kommen allein drei Arbeiten unter den in der RUEF-Auktion angebotenen Bronzen vor, die sich mit dem Thema „Votiv“ auseinandersetzen (Kranzvotiv I, 1968, 13.000, €; Kleines Votiv W, 1964, 6.000, €; Kleines Kastenvotiv, 1969, Unikat, 4.500, €). Ein weiteres, hier angebotenes Thema ist das Kreuz (Kreuz III von 1966, Aufl. 4/5, 8.500, €). Hier geht es Koenig über die rein religiös intendierte, symbolische Bedeutung des Kreuzes hinaus um die formale Kraft, und er weist darauf hin, dass die Kreuzform in jedem Menschen steckt, breitet er die Arme aus.
Koenigs künstlerische Sprache arbeitet mit geometrischen, auf das Wesentliche konzentrierte Grundformen, häufig kommt dabei die Kugel vor, wie zum Beispiel in seinem Hauptwerk, der Kugelkaryatide (The Sphere) für den Brunnen der Plaza des World Trade Centers in New York, heute im Battery Park. Eines der Modelle für die „Kugel“, wie Koenig sie lapidar bezeichnet, wurde bereits erfolgreich in einer vorangegangenen RUEF-Auktion versteigert.
Mit dem Auftragswerk The Sphere von 1967-1971 erhielt Koenig weltweite Aufmerksamkeit und es ist bemerkenswert, wie Koenig sich bei der Realisierung des Auftrags dem Spannungsverhältnis zwischen Entstehungs- und Bestimmungsort stellt. Aus der beschaulichen und inspirierenden Landschaft Niederbayerns, abseits von Hektik und Verkehrsknotenpunkten, entsteht ein Werk für das überaus verkehrsreiche Geschäftszentrum Manhattens, für einen Gebäudekomplex, der als Symbol steht für die materielle, der Natur entfernten Weltwirtschaft. Die „Kugel“ musste in dieser Welt bestehen – Koenig hatte damit die damals monumentalste Bronze geschaffen, für die auf dem Ganslberg eigens ein Atelier gebaut wurde – und sie überlebte- schwerverletzt - den Einschlag von 09/11. Womöglich auch, weil Koenig in der Kugel etwas von einer Schutzmaske, einem Schutzhelm gesehen hat, wie er später seine Arbeit erläutert. In der Kugel steckt natürlich die Grundform des menschlichen Schädels, der Kopf und damit das Leben gegenüber dem Tod. Im Spannungsfeld zwischen der Thematisierung von Leben und Tod entstehen die faszinierenden Werke Koenigs. Das ist zum Einen die Werkgruppe „Paare“, hier in der RUEF-Auktion die eindrucksvolle Arbeit Paar von 1958, (7.500, €), in der das Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens formal im Moment des Balancierens, im Spiel mit der Schwerkraft ausgedrückt wird.
Das ist zum Anderen die Werkgruppe, die sich mit dem Thema „Tod“ auseinandersetzt, hier beispielhaft mit der Arbeit Epitaph für Zwei von 1985 vertreten (3.500, €). Grabsteine sollen in erster Linie eine gefühlsmäßige Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Verstorbenen erzeugen. Koenig ist es wichtig, dieses körperliche Mitgefühl hervorzurufen. Empfindung, Anteilnahme, Erinnerung – das erzeugen Mahnmale und Gedächtnisstätten, wie sie Koenig mehrfach für den öffentlichen Raum geschaffen hat, sei es für die Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte in Dachau, für die Opfer des NS-Konzentrationslagers Mauthausen oder die Opfer der Olympiade 1972 im Olympiagelände in München.
Zum Aufruf kommen ferner die Bilderschriftscheibe von 1967 (4.500, €) sowie die Kleine Flora D von 1979 (7.500 €), die große Version befand sich bis 2016 in der Innenstadt von Dortmund.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit konnte Fritz Koenig sein Wissen und seine Überzeugung an Studenten weitergeben, nachdem er 1964 den Ruf an den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten an der Fakultät für Architektur der TU München erhielt.
Große Einzelausstellungen fanden1961 in der Galerie Staempfli in New York, 1974 in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung für moderne Kunst im Haus der Kunst sowie postum 2018 in den Uffizien in Florenz statt.
Fritz Koenig war Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst und des Großen Bundesverdienstkreuzes.
Denn: „Kein Bildhauer seiner Generation hat den Halt von Paaren gerade im Fallen, hat das Gedenken des Lebens im Tod so gültig gefasst wie er, so abstrahiert und doch zugleich so human“ (Gerhard Beckmann).
Einen spannungsreichen Kontrast zu Koenigs abstrakten Bronzen bilden in der RUEF-Auktion vom 20. Juli die rund fünfzig Gemälde Alter Meister. Beim Aufbau der Sammlung wurde offenbar akribisch der Fokus auf die großen Meister der niederländischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts gerichtet – man könnte fast meinen, sich in der Abteilung für niederländische und flämische Malerei des 17. Jahrhunderts einer öffentlichen Gemäldegalerie wiederzufinden. Alle gängigen Themen wie das Stillleben, das Historienbild, die Landschaft, das Architekturinterieur, das Porträt und das bäuerliche Genre sind von namhaften Vertretern der Malerei des 17. Jahrhunderts anzutreffen.
Prominent angeführt wir die Altmeisterofferte von Willem van Aelst mit einem Jagdstillleben, das einen Hinweis auf die höfische Beschäftigung mit der Falknerei enthält (9.500, €). Eine beschauliche Landschaft mit Tieren stammt von Willem Romeyn; das Gemälde wird im Reichsmuseum in Amsterdam als authentisches Werk des Malers gelistet (3.800, €). Von Abraham Begeyn findet sich eine weitere, bukolische Landschaft mit Hirten (1.800, €). Die topographisch abgebildete Landschaft, Der Valkhof von Nijmegen, wird dem Amsterdamer Maler Dirk Dalens, die Phantasielandschaft hingegen, die Schauplatz ist für die Szene eines Überfalls, dem Landschaftsmaler Gillis van Coninxloo zugeschrieben und die fast obligatorische, farbig akzentuierende Mühle in dem baumreichen Landschaftsgemälde ist auf die Hand von Meindert Hobbema zurückzuführen - alle drei Gemälde starten mit einem Limit von 3.800, €.
Das Sujet der arkadischen, von Nymphen in Gesellschaft der Diana bevölkerten Landschaft ist ein typisches Werk des Malers Dirk van der Lisse (2.800 €), während Martensz Hendrik Sorgh vom Alltag einer Magd erzählt, die für den fürstlichen Hof bei einem Fischverkäuferpaar am Hafen den Einkauf tätigt (2.500, €). Das Kircheninterieur stammt von Hendrik Vliet, der bekannt ist für seine detailgenauen Kirchenräume; im Unterschied zu der Ruhe verströmenden Wirkung eines sakralen Raumes behauptet sich das erhitze Reitergefecht von Palamedes Palamedsz, beide Gemälde jeweils mit einem Startpreis von 2.800, €. Mit von der Partie sind ferner Philipp Wouwerman, bekannt für seine Pferde mit dem Motiv Beim Hufschmied (3.800, €), Charles de Hooch mit einer Holländischen Dorflandschaft und Taubenschlag, (2.800, €), Das Verhör von Pieter Codde (2.500, €) und ein Junges Paar beim Umtrunk von Jacob Toorenvliet (2.200, €). Soll eine Gemäldesammlung das nordeuropäische Spektrum des 17. Jahrhunderts wiedergeben, darf natürlich auch nicht das repräsentative Damenporträt mit Mühlsteinkragen fehlen, das im Umkreis des auf Porträts spezialisierten Jacop Cuyp zu finden ist (1.800 €), sowie ein Klassiker, Der Liebesgarten, dessen Maler in der Werkstatt von Peter Paul Rubens zu finden ist (6.500 €).
Ein weiteres, beliebtes Thema des 17. Jahrhunderts ist das Bacchanal, hier in einer Version, die Abraham Willaerts, zugeschrieben wird und in der sich alles um den Gott des Weines dreht (3.200 €). Im Unterschied dazu führt der Maler aus dem Umkreis von Jan Sadeler eine vornehme Gesellschaft beim opulenten Festmahl vor, weist aber sogleich moralisierend auf die Folgen hin, indem er den Blick durch die Fenster lenkt, hinter denen bereits der Weltuntergang begonnen hat (4.500, €). Willemsz Jacob de Wet ist der Autor, der in dem hier angebotenen Gemälde die bekannte Geschichte erzählt, in der Diogenes einen wahren, das heißt weisen Menschen sucht (2.200, €). Das großformatige Letzte Abendmahl bildet das stilistisch früheste Gemälde der Sammlung, das von einem Nachfolger des im 16. Jahrhundert tätigen, flämischen Malers Pieter Coecke van Aelst (3.500, €) stammt. Weitere Gemälde gehen aus den Werkstätten der Maler Jan Molenaer, Antonie Victorijns, Jan Both, Thomas Heeremans, Jacob Jordaens, Jan Steen und vieler anderer niederländischer und flämischer Werkstätten zum Aufruf.
Vorbesichtigung:
12. bis 17. Juli von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und Samstags und Sonntags von 10 bis 16 Uhr im Kunst & Auktionshaus Ruef, Dreifaltigkeitsplatz 175, 84028 Landshut