v. l.: Bernhard Ebner, Benjamin Freund und Rudi Gallenberger
Landshut - pm (17.01.2023) Gleich zu Beginn des neuen Jahres lädt die IG Metall Landshut zum Pressegespräch. Ihr Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer Benjamin Freund, der seit 1. Januar dieses Jahres die Geschicke der Metallgewerkschaft in der Region leitet, sieht die Gewerkschaft im Aufwind, macht zugleich aber deutlich, dass die Betriebe und die Beschäftigten in der Region vor großen Herausforderungen stünden.
„Ein hoher Anteil der Beschäftigten in den von uns betreuten Betrieben ist abhängig von den Entwicklungen in der Automobilindustrie und dem Verbrennungsmotor. Die Beschäftigten brauchen eine Zukunftsperspektive. Sie wollen bei den Innovationen und Produkten von morgen dabei sein und erwarten zugleich Sicherheit und Qualifikation“, so der vierzigjährige Metaller Freund, der seit mehr als sieben Jahren für die IG Metall in Landshut arbeitet und im Schwerpunkt die beiden BMW-Werke in Landshut und Dingolfing betreut.
„Die Beschäftigten in unserer Region erwarten von uns als Gewerkschaft, dass wir uns bei der Gestaltung der Transformation aktiv einbringen und geben uns hierzu auch das Mandat“, so Freund weiter.
Sein Geschäftsführerkollege und Zweiter Bevollmächtigter Rudi Gallenberger unterstreicht dies anhand der aktuellen Mitgliederentwicklung der Gewerkschaft. „Wir sind als IG Metall Landshut im vergangenen Jahr deutlich gewachsen und haben im November erstmalig in unserer Geschichte die Marke von 30.000 Mitgliedern überschritten. Zum Jahreswechsel konnten wir einen Mitgliederstand von mehr als 30.500 IG Metall-Mitgliedern verbuchen“.
Nach Angaben der Gewerkschaft haben sich allein im vergangenen Jahr mehr als 3.200 Menschen entschieden, der IG Metall Landshut beizutreten.
Auch die Entwicklungen im Bereich Fachkräftemangel sieht die Gewerkschaft als große Herausforderung in der Region. Von sinkenden Bewerberzahlen, von offenen Stellen, die nicht besetzt werden können und von einer hohen Fluktuation in den Belegschaften berichten die Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus dem Betreuungsbereich der IG Metall.
Bernhard Ebner, Mitglied des Ortsvorstands der IG Metall Landshut, sieht die Antworten auf den Fachkräftemangel in der attraktiven Gestaltung der Arbeitsbedingungen und in der Qualifikation der Beschäftigten. „Gute und sichere Arbeitsbedingungen, die auch auf die Anforderungen und Wünsche der Beschäftigten Rücksicht nehmen sowie eine gute und leistungsgerechte Bezahlung sind im Wettbewerb um Fachkräfte die entscheidenden Faktoren. Zudem wachsen die Fachkräfte nicht auf den Bäumen. Vielmehr müssen die Unternehmen in der Region auf die eigene Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden setzen und zugleich die strategische Personalbeschaffung in den Fokus nehmen“.
Ebner, der zugleich auch Betriebsratsvorsitzender des BMW Werks Landshut ist, spricht aus Erfahrung. In seiner Rolle als Betriebsrat im Komponentenwerk Landshut setzt er sich seit vielen Jahren für die Investitionen in die Aus- und Weiterbildung seiner Belegschaft ein.
Neben der Aus- und Weiterbildung sieht die IG Metall im Wettstreit um die Fachkräfte auch ihre Tarifverträge als entscheidenden Wettbewerbsvorteil für die tarifgebundenen Unternehmen in der Region. Dabei spielen nicht nur die regelmäßigen tariflichen Entgelterhöhungen und die gute, tarifliche Bezahlung eine Rolle, sondern auch die zukunftsfähige Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen. So gelten beispielsweise seit 2018 in der Metall- und Elektroindustrie tarifvertragliche Regelungen, die den Beschäftigten eine Wahloption zwischen Geld und Zeit ermöglichen. Durch die Einführung des sogenannten tariflichen Zusatzgeldes können Beschäftigte in Schichtarbeit, mit zu betreuenden Kindern bzw. mit pflegebedürftigen Angehörigen zwischen einer jährlichen Sonderzahlung oder 8 freien Tagen wählen.
Benjamin Freund betont: „Es ist kein Zufall, dass in den Stellenanzeigen der Unternehmen häufig mit unseren tariflichen Standards und Regelungen geworben wird.“
Aus Sicht der Gewerkschaft braucht es jedoch neben einer starken Interessenvertretung für Beschäftigte auch politische Weichenstellungen, um den Wandel hin zu einer klimaneutralen Industrie zu gestalten.
Für die Industriebetriebe in der Region steht aus Gewerkschaftssicht in den kommenden Jahren die Zukunft auf dem Spiel und damit auch einige tausend Arbeitsplätze. Ganze Branchen, wie der Fahrzeugbau, die Automobilzulieferindustrie oder auch die Logistik stünden vor einem Umbruch.
Mit Blick auf die in diesem Jahr anstehende Landtagswahl am 8. Oktober formuliert die IG Metall klare Erwartungen an die Politik:
Die Politik müsse in die Zukunft unserer Standorte, in unseren Regionen sowie in sichere Arbeitsplätze und konkrete Perspektiven für die Beschäftigten investieren. Dazu gehöre der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, die Förderung der Energiewende und eine Digitalisierungsoffensive.
Zugleich müsse sie sichere Brücken in die Arbeitswelt von Morgen schaffen, durch die Förderung von guter Arbeit und zukunftsfähigen Arbeitsplätze sowie durch sichere Ausbildung.
Gewerkschafter Freund stellt klar: „Steuermittel für Unternehmen darf es nur mit sicherer, zukunftsfähiger Beschäftigung geben. Kriterien müssen Beschäftigungs- und Arbeitsplatzsicherung sein“. Bernhard Ebner ergänzt: „Wir brauchen eine Ausweitung der Qualifizierungsförderung, damit Berufstätige eine zweite Ausbildung, ihren Techniker oder Meister oder auch ein Studium absolvieren können.“