Die Hochschule Landshut lädt am Mittwoch, 17. Dezember, ab 18 Uhr zum Themenabend „Der Missbrauch in der Odenwaldschule – Reformpädagogik und pädagogischer Eros" ein. Nach einem einführenden Vortrag wird ein Dokumentarfilm über die Oden-waldschule gezeigt. Zu Gast auf dem „blauen Sofa" ist Regisseur Christoph Röhl, der von 1989 bis 1991 als Englisch-Tutor an der Odenwaldschule tätig war. Er stellt sich der studentischen Initiative „Augen auf für Kinderschutz" und den Publikum für Fragen.
Die öffentliche Veranstaltung, die auf Initiative der vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsgruppe „Kinderschutz in Institutionen" unter Leitung von Prof. Dr. Mechthild Wolf durchgeführt wird, findet an der Hochschule Landshut, Raum ZH012/ZH013, statt.
KONTEXT
Über Jahre hinweg wurden Kinder und Jugendliche in der Odenwaldschule systematisch sexuell missbraucht. Die Folgen für die Betroffenen sind schwerwiegend. Lange haben Verantwortliche, die Öffentlichkeit und Betroffene zu dem Unrecht geschwiegen, es nicht aussprechen können, sich geschämt und den massiven Machtmissbrauch nicht wahrhaben wollen.
Die Odenwaldschule galt als reformpädagogische Vorzeigeschule mit internationaler Reputation. Das reformpädagogische Erziehungsideal des pädagogischen Eros, auf das sich auch die Odenwaldschule berief, wurde in der Pädagogik lange nicht hinterfragt. Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals in der Odenwaldschule wirkt das antike Bild erotisch-sexueller erzieherischer Unterweisung von männlichen Heranwachsenden durch reife Männer geradezu grotesk.
An dem Themenabend werden die Fragen gestellt: Was sind die reformpädagogischen Leitideen? Wie wurden diese auf fatale Weise Teil und Begründung eines Missbrauchssystems in der Odenwaldschule? Wie kommt es, dass Menschen so lange schweigen können?
Wie macht man einen Spielfilm zu einem so schwierigen Thema?
ZU GAST BEIM „DIALOG AUF DEM BLAUEN SOFA":
CHRISTOPH RÖHL
Christoph Röhl wurde 1967 in Brighton, England geboren und wuchs in East Sussex auf. Von 1989 bis 1991 war er als Englisch-Tutor an der Odenwaldschule tätig. Er absolvierte ein Studium der Geschichte und Germanistik an der University of Manchester, gefolgt von Regie- und Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Im Jahr 2010 begann er mit Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm „Und wir sind nicht die Einzigen" zu den Missbrauchsfällen in der Odenwaldschule. 2013 folgt sein Spielfilm „Die Auserwählten" zum selben Thema. Mit einem Trailer unterstützte Röhl auch die Arbeit des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung.
CHRISTOH RÖHL WURDE MIT FOLGENDEN AUSZEICHNUNGEN GEEHRT (AUSWAHL):
2011: Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis (Beste Dokumentation „Und wir sind nicht die Einzigen")
2012: Robert-Geisendörferpreis (Medienpreis der evangelischen Kirche)
2014: Childhood Award durch Königin Silvia von Schweden („Hervorragende Leistungen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in Deutschland")
2014: Nominierung für den Prix Europa
PROGRAMM
18:00 Uhr Begrüßung und Statements durch die Veranstalter/-innen
18:15 Uhr Vortrag „Reformpädagogik und pädagogischer Eros"
Prof. Dr. Andreas Panitz, Hochschule Landshut, Fakultät Soziale Arbeit
18:45 Uhr Öffentliche Filmvorführung „Dokumentarfilm über die Odenwaldschule" eingeleitet durch den Regisseur Christoph Röhl
20:15 Uhr Pause mit Umtrunk
20:30 Uhr „Dialog auf dem blauen Sofa"
Christoph Röhl im Gespräch mit der studentischen Initiative „Augen auf für Kinderschutz" und dem Publikum
21:30 Uhr Ende der Veranstaltung
VERANSTALTER
Ein Veranstalterkonsortium, bestehend aus der Forschungsgruppe „Kinderschutz in Institutionen" an der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Landshut, der Katholischen Hochschulgemeinde und der studentischen Initiative „Augen auf für Kinderschutz" der
Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Landshut, möchte mit dem Themenabend ein Zeichen setzen. Der Themenabend soll dazu beitragen, dass Missbrauch in Institutionen, in denen sich Menschen anvertrauen, nicht verschwiegen, sondern vermieden wird. Wenn er stattfindet, muss dieser angesprochen und aufgearbeitet werden.