Foto: Gisela Floegel, Vorsitzende der Bürgerinitiative
Unter diesem Motto hatte die Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der Autobahn B15 neu und die angeschlossenen Bürgerinitiativen für den frühen Abend des 10. Januar knapp 400 Mahnfeuer bei den Landratsämtern Landshut, Erding, Mühldorf, Ebersberg und Rosenheim angemeldet. Wegen der starken Windböen entschlossen sich die Versammelten an vielen Orten, statt der Mahnfeuer eine Mahnfeier steigen zu lassen. - Über mehr als 100 Kilometer von Nord nach Süd, von Landshut bis Rosenheim, von Hofstarring im Landkreis Erding bis nach Rothenwörth im Zentrum des Landkreises Landshut hatten sich besorgte Bürger zur Kundgebung versammelt. Das stürmische Wetter mit Windböen von bis zu 65 km/h konnte sie nicht abhalten:
Aus 40 Gemeinden, fünf Landkreisen und über zwei Regierungsbezirke hinweg machten sie sich von ihren heimeligen Wohnungen auf den Weg und trotzten dem Sturm, weil es ihnen wichtig war, ihren Unmut gegen die geplante Autobahn B15 neu zum Ausdruck zu bringen und gegen das St.
Floriansprinzip von so manchem in der Politik zu protestieren. „Auch der stärkste Gegenwind kann unseren Widerstand nicht mindern!" frotzelte ein Rechtmehringer.
Vorsorglich hatten manche Kerzen, Solarlichter und Taschenlampen mitgebracht, die brennen schließlich auch. Statt offener Feuer zündete man Laternen an und Sternwerfer oder verlegte den Protest gleich in Innenräume bei flackerndem Kaminfeuer. Mit und ohne Feuer, die Botschaft blieb dieselbe: „hier nicht und nicht anderswo – Stop B15 neu!" Auf Transparenten und Plakaten protestierten die Anwohner gegen den Bau einer Autobahn, von der sie befürchten, dass sie nur ihre Heimat zerstört, und sonst rein gar nichts Positives bringt. Über die Landkreisgrenzen hinweg war man sich einig: Die Landschaftszerstörung durch die Autobahn ist hier wie dort die gleiche, egal ob im Landkreis Landshut, im Landkreis Erding, im Landkreis Mühldorf, Ebersberg oder Rosenheim.
IMMER MEHR BÜRGER GEHEN AUF DIE STRAßE
An mittlerweile drei diskutierten Trassenvarianten fühlt sich eine zunehmende Anzahl von Bürgern belastet, sieht nachfolgende Generationen in ihrer Lebensplanung beeinträchtigt. „Meine Existenz ist bedroht, wenn die Autobahn kommt", ist ein Vollerwerbsbauer aus dem Landkreis Erding besorgt. Und ein anderer fragt: „Warum sollten wir hier eine europäische Nord-Süd-Tangente wollen, die uns in der Region rein gar nichts bringt außer Lärm und Dreck?"
Die Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der Autobahntrasse B15 neu und die angeschlossenen Bürgerinitiativen zeigten mit ihren Mahnfeuern und -feiern eindrücklich, dass sie für den Stopp der B15 neu an der A 92 eintreten und für die Streichung der B15 neu aus dem vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2015. An vielen Orten hörte man: „Die B15 neu gehört aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen." Und: „Niemand hier will diese Straße."
HIER IST MAN HEIMATVERBUNDEN
In dieser Region, etwas abseits der touristischen Pfade im bayrischen Land, fühlen sich die Menschen verbunden mit ihrer Heimat, ganz gleich ob die Familie schon seit Generationen hier lebt oder ob man erst vor wenigen Jahren zugezogen ist. „Wir lieben unsere Landschaft, die Wälder, die Wiesen, die Hügel, die Flussläufe, die bäuerliche Kulturlandschaft", beschreibt es ein Endfünfziger aus dem Landkreis Mühldorf. Und dann fügt er aufgebracht hinzu: „Wir wollen unsere Identität behalten!"
Auch aus der Politik kommen empörte Stimmen: „Die raumgeordnete Trasse (eine der drei Trassenvarianten, welche bereits 1977 festgelegt
wurde und mittlerweile ein FFH-Gebiet durchquert, Anm. d. Red.) hätte katastrophale Auswirkungen auf die Gemeinde Obertaufkirchen. Wir lehnen
diese Linienführung in aller Entschiedenheit ab", lässt sich Franz Ehgartner, Bürgermeister in Obertaufkirchen, zitieren.
DIALOG ZWISCHEN BÜRGERN UND STRAßENPLANERN GEFORDERT
Statt die jahrzehntelange Blockade gegen sinnvolle und nachweislich notwendige lokale Lösungen fortzusetzen, plädieren die Bürger hier für den Dialog zwischen den betroffenen Gemeinden und den Straßenbauämtern, denen der Innenminister Joachim Herrmann nun die Verkehrsplanung übertragen will. Eine Verkehrskonferenz für Landshut fordern sie, um für die verkehrsbelasteten Orte entlang der bestehenden B15 eine verträgliche Lösung zu finden. „Es würde reichen, wenn man die vorhandene B15 ausbaut, alle zwei, drei Kilometer mit Überholspur und mit kreuzungsfreien Ortsumgehungen."
Und dass es zur Straße Alternativen gibt, ist auch klar: „Es wäre wichtiger, dass Bayern endlich den Anschluss an den Brenner-Basistunnel baut, um die Güter auf die Schiene zu bringen. Stattdessen planen wir weiter Autobahnen, welche die Bürger nicht wollen", ist ein Mann aus Dorfen sicher. – „Ja, wir bräuchten hier mehr Politiker wie in Österreich, wo man sich verabschiedet vom Straßenbau und auf die Schiene setzt", stimmt seine Nachbarin zu.
Die Entscheider in der Landes- und Bundespolitik müssen wohl mit starkem Gegenwind rechnen: die vielen Bürgerinnen und Bürger aus den
fünf Landkreisen meinen es ernst mit ihrem Widerstand gegen die ungeliebte Autobahn B15 neu.