Das ist ein herber Rückschlag für den Rottenburger Gipfel- stürmer Hubert Aiwanger (41), der seine Freien Wähler mit 10,2 Prozent der Wählerstimmen 2008 erstmals in den Bay- erischen Landtag geführt hat und jetzt sogar mit seinen "Freien" in den Bundestag will. Doch da kommt aus Franken, Stammland der Freien Wähler, schlechte Kunde.
Gleich mehrere Ortsverbände haben der Aiwanger-Partei den Rücken gekehrt. Begründung. Die Kommunalpolitik müsse wieder Vorrang haben und nicht die Kritik an der Europapolitik So hat sich der FW-Ortsverband Dörfles-Esbach im Landkreis Coburg einfach aufgelöst und das Vereinsvermögen dem örtlichen Kin- dergarten überschrieben, weiß aktuell die "Süddeutsche" zu berichten. Aus dem ober- fränkischen Verband sind die Ortsvereine Marktzeuln und Makrtleugast ausgetreten, ebenso die unterfränkischen Ortsvereine Leidersbach sowie Heigenbrücken und der Ortsverein der Stadt Erlenbach am Main. Fast einstimmig hat zuletzt der große Stadtver- band von Coburg beschlossen, aus Aiwangers Landesverband auszutreten. Der Landes- und Bundesvorsitzende ist in erster Linie die Zielscheibe der herben Kritik der Abtrünni- gen. Er würde zu offensichtlich ohne Rücksicht auf die Basis eine "Ein-Mann-Show" abziehen. Der Coburger FW-Vorsitzende Jürgen Heeb bringt es auf den Punkt: "Der Aiwanger bläst sich zu sehr auf."
In den niederbayerischen FW-Ortsverbänden ist von Unmut oder gar offenem Protest gegen den bundes- und europapolitischen Kurs von Hubert Aiwanger nichts zu spüren. Aiwanger will 2013 persönlich erneut für den Landtag kandidieren. Die Wahl wird wohl am 15. September 2013 stattfinden. Aiwanger rechnet mit bis zu 15 Prozent für seine Gruppierung. Damit würde seine Landtagsfraktion auf 29 oder 30 Mitglieder anwachsen. Aiwanger will dann unbedingt in die neue Landesregierung, entweder als Juniorpartner und damit stellvertretender Ministerpräsident an der Seite von Ministepräsident Horst Seehofer oder als Mitglied einer neuen Dreierkoalition aus SPD, Grünen und Freien Wählern. Mit 15 Prozent im Rücken würde er auch in dieser Konstellation als zweit- stärkste Kraft hinter der SPD (und vor den Grünen) eine besonders dominierende Rolle spielen können.
Für den Bundestag will Hubert Aiwanger, der mit seiner Lebensgefährtin (FW-MdL Tanja Schweiger, 34) noch in diesem Monat einen Stammhalter erwartet, persönlich erst bei der übernächsten Wahl kandidieren. Das wäre 2017. Dazwischen liegt die Europawahl 2014. Auch da wollen die Freien Wähler antreten, zumal es bei der Europawahl keine Fünf-Prozent-Hürde mehr gibt.
Für die Bundestagswahl 2013 haben die Freien Wähler im Stimmrkeis Landshut-Kelheim noch immer keinen Kandidaten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Bewerber aus dem Landkreis Kelheim kommen, weil die Freien Wähler in Stadt und Landkreis Landshut mit Jutta Widmann (Landshut) und Hubert Aiwanger (Rottenburg) schon zwei Abgeordnete haben.
Peter Dreier (45) ist einer der wenigen Bürgermeister, wenn nicht der einzige, der sich in seinem persönlichen Internet- forum mit Familie vorstellt: Das sind Gattin Petra und die beiden Kinder Lena (16, Gymnasiastin bei den Maristen in Furth ) sowie Sebatian (20, der beim FC Bayern Vertragsamateur ist).
Mit dem Rottenburger Ex-Bürgermeister Hans Weinzierl hat der bald 150.000 Einwohner große Landkreis Landkreis zudem auch einen virulenten Bezirksrat. Die Freien Wähler rechnen sich nicht zuletzt für die Wahl des Landrats im März 2014 beste Chancen aus. Der Hohenthanner Rathauschef Peter Dreier, gelernter Verwaltungs-Betriebswirt, soll Josef Eppeneder beerben, der ja aus Altersgründen nicht mehr erneut kandidieren darf. Dreier ist jetzt schon Vize-Landrat und Sprecher aller 35 Bürgermeister im Landkeis. /hs